Virtueller Gießener Gründerstammtisch gibt wertvolle Ratschläge
Kompakte Lastenfahrräder, kuschelige Decken mit hessischen Motiven oder wissenschaftliche Softwares zur kognitiven Leistungssteigerung bei Spitzensportlern – der Ideenreichtum beeindruckt.
Von David Hopper
Die Teilnehmer des virtuellen Gründerstammtisches.
(Foto: Hopper)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
GIESSEN - Kompakte Lastenfahrräder für den städtischen Alltag, kuschelige Decken mit hessischen Motiven oder wissenschaftliche Softwares zur kognitiven Leistungssteigerung bei Spitzensportlern – der Ideenreichtum neugegründeter regionaler Start-Ups war in den vergangenen Jahren wahrlich beeindruckend. Um innovativen Ideen auch in Zukunft einen erfolgreichen Markteinstieg zu ermöglichen, gab der Gießener Gründerstammtisch in Kooperation mit dem Hessischen Gründerpreis Tipps zur erfolgreichen Existenzgründung. Neben Organisatoren und Partnern des Hessischen Gründerpreises kamen bei der virtuell ausgetragenen Veranstaltung auch JLU-Professorin Prof. Dr. Monika Schuhmacher und drei ehemalige beziehungsweise aktuelle Wettbewerbsteilnehmer zu Wort.
Einen entscheidenden Faktor beim Aufbau eines neuen Start-Ups benannte Schuhmacher, die neben ihrer Professur für Technologie-, Innovations- und Gründungsmanagement auch als Direktorin des Entrepreneurship Clusters Mittelhessen (ECM) fungiert, dabei gleich zu Beginn: Sichtbarkeit. Auf diese sei nämlich laut Schuhmacher zurückzuführen, dass sich viele neugegründete Start-Ups nach Markteintritt nicht längerfristig halten könnten. Gleich im Anschluss an diesen Befund stellte die Professorin verschiedene Methoden zur Bekanntheitssteigerung junger Unternehmen vor. Neben zielgerichteter Pressearbeit, Präsenz in den sozialen Netzwerken und der Teilnahme an sogenannten „Pitch-Events“, bei denen die Unternehmer ihre Zuschauer in kurzer Zeit von ihrem Produkt überzeugen müssen, verwies Schuhmacher auf die Wichtigkeit von Gründerwettbewerben.
Speziell der seit 2003 verliehene Hessische Gründerpreis, der unter anderem vom hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen gefördert wird und Preisträger in den Kategorien „Innovative Geschäftsidee“, „Zukunftsfähige Nachfolge“, „Gesellschaftliche Wirkung“ und „Gründungen aus der Hochschule“ auszeichnet, bringe laut Schuhmacher „viele Vorteile mit sich.“ So biete der Wettbewerb den Teilnehmern außer der Chance auf einen professionellen Image-Film, dem Aufbau wichtiger Netzwerkkontakte und wertvoller Beratung eine einzigartige mediale Aufmerksamkeit. „Der hessische Gründerpreis macht Start-Ups sichtbar“, so Schumacher.
Wie wichtig jene Sichtbarkeit beim Aufbau eines neuen Start-Ups mitunter ist, bestätigte im Anschluss auch Christoph Seipp, der den prestigeträchtigen Wettbewerb 2016 als Gründer von „Kolter“ gewinnen konnte. „Kolter ist das hessische Wort für Kuscheldecke. Außerhalb von Hessen wissen das nicht so viele“, erklärte der junge Unternehmer. Genau das wollte Seipp jedoch ändern – und überlegte sich eine kreative Marketingidee. Um den Verkauf der gemütlichen Decken anzukurbeln und auf sein junges Unternehmen aufmerksam zu machen, lud Seipp die Gießener Bürger 2015 zum gemeinsamen „Kolter-Picknick“ ein. Seinem Aufruf folgten so viele Leute, dass Seipp den Weltrekord für das größte Picknick knackte – und dabei einige mediale Aufmerksamkeit auf sich zog. Oliver Philipps, der mit seinen innovativen „muli-cycles“ (bewegliche Lastenräder für den Alltagsgebrauch) den letztjährigen Preis in der Kategorie „gesellschaftliche Wirkung“ abräumte, setzt bei der Vergrößerung seines Kundenkreises dagegen auf „Mundpropaganda“. „Wenn ein Kunde wirklich vom Produkt überzeugt ist, dann erzählt er das auch weiter.“
Mit Verena Krakau kam eine Teilnehmerin der diesjährigen Wettbewerbsausgabe zu Wort. Als CEO und Mitgründerin von „Cognilize“ war die junge Studentin maßgeblich an der Entwicklung einer wissenschaftlichen Software beteiligt, die die kognitive Leistungsfähigkeit im Sport verbessern soll. „Ein Top-Athlet unterscheidet sich heutzutage vor allem durch das Kognitive von anderen“, erklärte Krakau dabei über die Idee, für die sie 2018 bereits mit dem ersten Preis des „Hessen Ideen“-Wettbewerbs ausgezeichnet wurde.
Dass sich ihre Software vor allem im Fußball bereits größter Beliebtheit erfreut, wollte die diesjährige Finalistin dabei nicht verheimlichen. Obwohl sie die Namen der Vereine, die ihre Software bereits verwenden, aus Vertraulichkeitsgründen für sich behielt, verriet Krakau, dass sich darunter auch einige Bundesligisten befinden. Für das diesjährige Wettbewerbsfinale in Kassel scheint die Studentin also gerüstet.