Sportförderung im Blick (von links): Wolfgang Hillmann, Sarah Köhler, David Storek (ahd-Vorstandsmitglied), Prof. Maike Tietjens, Sylvia Schenk und Wolf-Dieter Poschmann. Foto: Szabowski
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GIESSEN - Immer wieder wird der Spitzensport von Korruptions- und Dopingskandalen erschüttert und die Werte des Sports mit Füßen getreten. Das russische Staatsdoping schuf einen Präzedenzfall und zeigte gleichzeitig, dass Doping ein lukratives Geschäft ist. Im Rahmen der 112. Vollversammlung des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh) an der Justus-Liebig-Universität, wurde der Frage nachgegangen, welche Form des Sports denn gewünscht ist. Unter dem Titel "Welchen Leistungssport wollen wir an Hochschulen?" fand in der Aula der JLU eine Podiumsdiskussion statt. Unter der Moderation des Sportreporters und ehemaligen Leichtathleten Wolf-Dieter Poschmann kamen neben Athleten auch Funktionäre zu Wort. Die Bedeutung des adh verdeutlichte Finanzvorstand Jörg Förster. "Mit unseren 196 Mitgliedshochschulen hatten wir ein erfolgreiches Jahr. Die Universiaden, und die Weltspiele der Studierenden waren sehr erfolgreich", bilanzierte Förster. Gleichzeitig äußerte er Kritik am Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der die sportlichen Leistungen der studentischen Sportler nicht würdige.
Peter Beuth, Hessischer Sport- und Innenminister, forderte den adh auf, prägend für die Entwicklung des Sports in Deutschland zu sein. "Korruption und Doping haben den Sport in aller Munde gebracht. Er leidet unter einer Glaubwürdigkeitskrise. Der adh muss sich mit seinen 2,4 Millionen Studierenden gegen diese Entwicklung stellen", so Beuth. Als Mittler zwischen Leistungssport und Universität sei er unverzichtbar und müsse den Studierenden zur Seite stehen, die im Studium und im Leistungssport großartige Leistungen liefern würden. An diesem Punkt jedoch übte die ehemalige Weltklasse-Leichtathletin Sylvia Schenk Kritik.
"Gendergerechtigkeit"
"Wir wollen einen manipulationsfreien und fairen Sport. Gleichzeitig setzen wir die Sportler jedoch dem Druck aus, dass es Förderung nur gegen Medaillen gibt", nahm Schenk Bezug auf die Spitzensportreform. Kritiker sehen in ihr eine einseitige Fokussierung des Leistungsgedankens auf Medaillen. "Zudem muss man den Sportlern berufliche Ausweichmöglichkeiten geben. Es muss der Anspruch sein, eine duale Karriere auch außerhalb der Bundeswehr oder der Polizei zu machen", so Schenk.
Erfreulicher gestaltet sich dies beim Hockeyverband. "Bei uns herrscht Gendergerechtigkeit", so Präsident Wolfgang Hillmann. Er bestärkte des weiteren Schenks Aussage, dass es einen Leistungssport brauche, bei dem Karriere und Sport zusammen möglich seien. Genau das sei jedoch ein Problem, befand Sarah Köhler, Studentin und Schwimmerin. "Die Vorgaben des DOSB sind schwer. Für viele ist es dann schwierig, absoluter Profi zu sein und eine Hochschulkarriere zu verfolgen", so Köhler, die neben ihrer Schwimmkarriere an der Uni Heidelberg studiert. Das kritisierte auch Moderator Poschmann, der fragte, ob die Spitzensportreform nicht mit Schuld daran sein werde, dass manche Sportarten nicht mehr genug gefördert würden. Die ehemalige Vizepräsidentin des Deutschen Turnerbundes, Prof. Maike Tietjens, erklärte, dass der DOSB vieles zu bündeln habe. "Der Verband muss alle Stimmen hören, es darf niemand vergessen werden". Dass jedoch befürchtet Schenk. "Wir müssen uns hinterfragen, welchen Spitzensport wir wollen und unter welchen Bedingungen. Das wird nicht konkretisiert. So, wie es zurzeit klingt, ist das indirekt ein Aufruf zum Doping, wenn erfolgreicher Leistungssport nur an Medaillen gemessen wird", wurde sie deutlich. Anders sei dies beim adh machte Vorstandsmitglied David Storek deutlich. "Wichtig ist die erbrachte Leistung der Sportler und nicht die Medaillen oder das Geld".
Der Anspruch des adh sei es, Leuten die Möglichkeit zu geben, Sport zu betreiben, völlig unabhängig ob zwei Stunden in der Woche im Kurs oder beim Spitzensport. Der sportliche Anspruch sei damit keineswegs untergraben. Schließlich hätten die vergangenen Universiaden gezeigt, dass man auch so erfolgreich sein kann. Wie anspruchsvoll es trotzdem ist, erklärte Köhler anhand ihrer Tagesplanung. "Ich gehe morgens entweder um 6 Uhr oder 7 Uhr ins Wasser. Danach geht es zur Uni und abends von 16 Uhr bis 19 Uhr wieder ins Wasser. Manchmal gibt es danach noch Physiotherapie. Viel Zeit bleibt da nicht zum Lernen", so die Schwimmerin.