Wissenschaftler aus Marburg und Gießen setzen auf "Photodynamische Therapie" bei Corona
Die Photodynamische Therapie (PDT) als Therapieform für Corona? Wissenschaftler der Marburger Universität und der THM in Gießen sind davon überzeugt. "Diese Therapieform ist nichts Neues. Sie wird zum Beispiel für die Abtötung von HIV-Viren in Blutkonserven verwendet. Hierfür wurde sie auch entwickelt."
Von Barbara Czernek
Hoffen auf ihre Chance zur Erprobung: Dr. Matthias Wojcik und Prof. Udo Bakowsky (rechts) erläutern das Prinzip der Photodynamischen Therapie. Foto: Czernek
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Marburg/GIESSEN. Die Photodynamische Therapie (PDT) als Therapieform für Corona? Wissenschaftler vom Fachbereich Pharmazie der Marburger Universität sind davon überzeugt. "Diese Therapieform ist nichts Neues. Sie wird zum Beispiel für die Abtötung von HIV-Viren in Blutkonserven verwendet. Hierfür wurde sie auch entwickelt", erläutert Prof. Udo Bakowsky, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Philipps-Universität. Die Methode von PDT ist einfach und ohne weitere Nebenwirkungen: In das Blut wird das Vitamin B2 injiziert und anschließend eine Lichtquelle mit einer definierten Wellenlänge darauf gerichtet. B2 ist ein lichtsensibler Stoff, der sich an Mikroorganismen andockt und auch mit Viren interagiert. Durch die Zugabe von Licht reagiert das Vitamin und zerstört beispielsweise die Erbinformation der Viren im Blut. Übrig bleibt nur die tote Hülle der Viren. "Dadurch dass B2 ein körpereigener Stoff ist, gibt es prinzipiell keine Nebenwirkungen, nur das Virus wird abgetötet, ergänzt Mitarbeiter Dr. Matthias Wojcik. Anwendung findet diese Methode bereits in bestimmen Bereichen der Hautkrebstherapie. Erprobt wurde seine Wirksamkeit 2015 an dem Mers-Corona-Virus, einem Vorgänger des aktuellen Covid-19-Virus.
"Im Flussmodell getestet"
Auch im Bereich der multiresistenten Keime (Krankenhauskeime) wurde diese Methode in einem Flussmodell getestet. "Dieses Modell bildet sehr genau einen Körper nach, seinen Puls und auch seinen Blutdruck." Hier wurde die Wirksamkeit positiv in puncto Krankenhauskeime getestet. Die verwendete Lichtquelle ist ein ganz dünner Laser, der durch eine Kanüle in einen Körper platziert werden kann.
"Der Patient spürt davon nichts", versichert Wojcik. "Für uns ist es logisch, dass dies auch bei dem Corona-Virus funktionieren kann", ergänzte Bakowsky. So könne man diesen Laser auch problemlos bei einem intubierten Patienten direkt in die Lunge platzieren und so die Viren vor Ort abtöten, ohne weitere Nebenwirkungen. Udo Bakowsky schätzt, dass ein Patient etwa an sieben Tagen jeweils etwa 30 Minuten behandelt werden müsse, um die Viren abzutöten. Eine einfache Methode sei es, den Laser per Kanüle in die Vene zu legen und dort sämtliche Viren, die dort vorbeigespült werden, zu treffen und zu töten. Allerdings konnten die Wissenschaftler diese Therapie noch nicht an dem Corona-Virus testen, denn dazu fehlt ihnen die entsprechende Sicherheitsfreigabe. "Wir haben schon seit einigen Wochen an verschiedenen Stellen angefragt, leider bisher ohne Erfolg. Dabei ist diese Therapieform schnell einsetzbar, kostengünstig, potentiell wirksam und extrem schonend für den Patienten", erläutert Prof. Frank Runkel, Institutsmitglied und Professor an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen.
Amerikaner im Vorteil
Besonders ärgerlich sei es für die Wissenschaftler, dass sie bereits seit Wochen auf die Möglichkeit hingewiesen hätten und dass jetzt amerikanische Wissenschaftler dies veröffentlichten und diese Errungenschaft gegen Corona für sich in Anspruch nehmen würden. Vor einigen Tagen erschien ein Artikel in einer amerikanischen Fachzeitschrift, der genau diesen Prozess beschreibt, erläutert Wojcik und ergänzt: "Wir hoffen, dass wir schnell die Chance einer Erprobung erhalten, um so möglichst vielen Patienten zu helfen.