Nach 16 Monaten, über 14 000 Arbeitsstunden und unzähligen Diskussionen: Bitzenstraße in Lützellinden ist für den Verkehr freigegeben. Kosten betragen 2,8 Millionen Euro.
Von Klaus-Dieter Jung
Hier darf jetzt Tempo 50 gefahren werden: Bürgermeister Neidel, Ortsvorsteher Sames und Vertreter der Baufirmen geben die Bitzenstraße frei. Foto: Jung
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GIESSEN-LÜTZELLINDEN - Aus Lützellindens Straße mit dem schlechtesten Zustand ist jetzt ein Straßenstück entstanden, das nach den "modernsten Regeln der Straßenbaukunst" grundhaft saniert und umgestaltet wurde. Am gestrigen Dienstag haben Bürgermeister Peter Neidel, Ortsvorsteher Markus Sames und ein Vertreter der Firma "Euroviadas" das obligatorische rot-weiße Band durchschnitten. Nach fast 16 Monaten Bauzeit heißt es nun wieder: Freie Fahrt in "de Betzegass", wie der Abschnitt auch genannt wird.
Glatt ist der Asphalt und der Autofahrer erkennt Veränderungen an den Einmündungen zu den Seitenstraßen. Wer die Bitzenstraße befährt, hat Vorfahrt und darf jetzt mit Tempo 50 unterwegs sein. Die Rechts-vor-links- Regelung ist aufgehoben und der Verkehr kann flüssig über die 550 Meter lange Fahrbahn fahren. Das sorgte schon im Vorfeld für Reaktionen aus der Anwohnerschaft (der Anzeiger berichtete). Von "einer rundum gelungenen Maßnahme", sprach Bürgermeister Peter Neidel und bekam Zustimmung von den Vertretern der städtischen Ämter, der Stadtwerke und dem Bauunternehmen Eurovia. Die Verzögerungen bei der Fertigstellung seien durch unvorhergesehene Kanalbaumaßnahmen in einer Nebenstraße, die sich als umfangreicher als geplant gestalteten, entstanden, erklärte er.
Positive Rückmeldungen
Neidel erhielt nach seinem Bekunden von den Anwohnern positive Rückmeldungen ebenso wie von der Baufirma. Morgens bekamen die Bauarbeiter von den Bitzensträßern auch schon mal einen Kaffee. Wo gibt es das sonst noch? Sehr erfreulich sei das Miteinander also abgelaufen.
Matthias Funk, technischer Vorstand der Stadtwerke Gießen AG, bezifferte die Summe der Kosten auf 350 000 Euro, die Gewerke Strom und Wasser seien erneuert worden. Zudem wurden die Stromleitungen auf den Hausdächern zurückgebaut, fast alle Hausanschlüsse seien angegangen worden. Für 670 Meter Kanalarbeiten wendeten die Mittelhessischen Wasserbetriebe (MWB) laut Betriebsleiter Clemens Abel 1,7 Mio. Euro auf, der dickste Brocken bei der grundhaften Sanierung. Was ihn zu der Bemerkung verleitete: "Der Schatz liegt unter der Straße" und ergänzend: "Damit ist diese Straße wieder ordentlich". Der Vertreter des Bauunternehmens Eurovia nannte die Summe von 14 000 Stunden, die Mitarbeiter auf der Baustelle über ein Jahr dort verbrachten. Hinzu kommen noch Zeiten von Nachunternehmen.
Neu gebaut wurde eine Ausstiegsstelle für die Buslinie 1, die von der Lindenstraße einige Meter zurück in die Bitzenstraße verlagert wurde, ihren Namen aber behalten hat. Beide Bushaltestellen sind barrierefrei ausgeführt. Peter Ravizza, Leiter des Tiefbauamts, würde sich freuen, wenn sich die Anlieger der neuen Straße - die Kosten der Stadt belaufen sich anteilig auf 750 000 Euro - "zufrieden geben würden". Weil es eine "Innerörtliche Hauptverkehrsstraße" sei und somit Fördermittel fließen, sei aus diesen Gründen nicht möglich, Tempo 30 anzuordnen, so Ravizza, obwohl die Straße eher wie eine Wohnstraße wirke. 2,8 Millionen Euro kosteten die Arbeiten insgesamt, die jetzt abgeschlossen sind. Ortsvorsteher Markus Sames zeigte sich im Sommer vergangenen Jahres erleichtert, als endlich mit dem Bau begonnen wurde. "Ich freue mich für die Bürger der Bitzenstraße, dass nach vielen Jahren der Diskussion, des Hin und Her zur Erneuerung und dem Hickhack zur Straßenbeitragssatzung endlich die Bauarbeiten beginnen. Hoffentlich kommt alles zügig und schnell ohne Probleme zum Abschluss", wünschte er sich damals.
Ärgerliches Thema
In der Kommunalpolitik begleitet den CDU-Politiker die jetzt neue Straße seit gut 20 Jahren. Immer wieder war der schlechte Zustand der Bitzenstraße und die Verzögerung des Baubeginns ein ärgerliches Thema in den Sitzungen der Bürgervertretung.