Peter Gefeller: »Warum den Lokführer wechseln?«

Voraussichtlich am 12. März 2023 wird in Staufenberg die Bürgermeisterwahl stattfinden. Amtsinhaber Peter Gefeller (SPD) tritt wieder an und will im Falle seiner Wiederwahl viele Ideen umsetzen.
Staufenberg . Amtsmüde nach elf Jahren? Die Frage beantwortet Staufenbergs Bürgermeister Peter Gefeller (SPD)Bürgermeisterwahl mit einem klaren »Nein«. Er sei immer noch voller Energie, habe immer noch viele neue Ideen. Im kommenden Jahr, voraussichtlich am 12. März, steht die Bürgermeisterwahl an und Gefeller kandidiert erneut - für eine dritte Amtszeit. Thomas Heidlas (CDU) ist bisher einziger Gegenkandidat.
Im Gespräch mit dem Anzeiger spricht er darüber, wie er Staufenberg weiterhin gestalten möchte. »Ich will ein Bürgermeister für alle sein. Das war mir immer wichtig. Wichtiger, als zum Beispiel irgendeine Klientel zu bedienen.« Er stehe für Transparenz. Seit seinem Amtsantritt 2011 gibt es nicht nur die wöchentliche Kolumne im Amtsblatt. Regelmäßig werden Bürgersprechstunden in den Stadtteilen abgehalten. Neu ist nun, dass man den Rathauschef einmal im Monat auch an seinem Stand auf dem Wochenmarkt findet. »Die Leute nehmen das sehr dankbar an«, freut er sich über den Zuspruch für dieses neue Format.
Ohne Moos nix los - das gilt auch für Kommunen. Gefeller betont, dass er es in acht Jahren geschafft habe, 23 Millionen Euro Investitionsschulden abzubauen. »Das war möglich, weil alle kommunalpolitischen Kräfte fraktionsübergreifend mitgezogen haben«, lobt er. Seit 2016 verzeichne der städtische Haushalt sogar relativ hohe Überschüsse. Auf seiner Agenda für die Zukunft steht die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge. »Das ist eine sinnvolle Forderung der Freien Wähler, die ich gerne in der nächsten Amtszeit mit allen politisch Verantwortlichen umsetzen möchte.« Eine Erhöhung der Grundsteuer werde es deswegen nicht geben, versichert er..
Ein klares Ziel hat Peter Gefeller, wenn es um das Thema Energie geht: »Klimaneutrales Staufenberg 2035«. Das sei sein Hauptziel in der Energiepolitik. Ein Baustein sei der Bürgersolarpark Buchenberg, ein weiterer der Bürgerwindpark, der in Kürze ans Netz gehen wird. Mit diesen beiden Anlagen sei der 1,7-fache Bedarf des Strombedarfs in der Stadt gedeckt, weitere Windräder also nicht erforderlich. »Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.«
Doch Gefeller denkt weiter. Nur Strom zu produzieren reiche nicht, man müsse den Überschuss auch speichern können. »Damit werden wir autark und sichern langfristig und zukunftssicher den Energiebedarf unserer Bürger.« Dies auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs. »Despoten setzen fossile Brennstoffe als Waffe zur Erpressung ein. Davon müssen wir wegkommen«, plädiert Gefeller für eine möglichst autarke Energieversorgung. »Manchmal werde ich ein bisschen als Fantast bezeichnet«, schmunzelt der Bürgermeister. »Aber wir machen genau das, was ich vor vielen Jahren gesagt habe.«
Auf dem Bauhof ist nun eine Holzvergasungsanlage geplant. Die soll das Quartier Vitale Mitte und die neue Grundschule mit Fernwärme versorgen. Im Stadtteil Treis werde gerade ein energetisches Quartierskonzept aufgelegt. Dieses soll auf alle anderen Stadtteile ausgeweitet werden. Weiterhin steht für Treis ein Neubau als Ersatz für die Sport- und Kulturhalle in der Diskussion. Dafür seien jetzt Bundesfördergelder beantragt. Auch ein Dorfladen mit angegliederter Begegnungsstätte soll hier entstehen. »Kein klassisches Dorfgemeinschaftshaus, sondern ein Ort, wo man auch mal einen Kaffee trinken geht. Ähnlich dem Kulturcafé in Daubringen«, so Gefellers Plan. Für den Dorfladen lägen Zusagen von Tegut und der Lebenshilfe Marburg als Betreiber vor. »Wohnen und Arbeiten mit Handicap« sei das Konzept.
Zum Punkt Kinder, Jugend und Soziales erklärt er, dass Staufenberg als einzige Kommune im Landkreis Gießen den Anspruch, einen Kita-Platz ab dem ersten Lebensjahr anzubieten, erfüllen könne. Der Bau der neuen zentralen Grundschule sei »ein Glücksfall für Staufenberg«. Der Grundschulstandort Treis solle aber erhalten bleiben. Das Demokratie-Projekt »Dabeisein« will er auch weiterhin sichern. Mit diesem Programm habe man viele junge Menschen erreicht. Auch Jugendpfleger Sven Iffland mache einen tollen Job. »Der ist Gold wert, der Junge.«
Für die Vereine will Peter Gefeller einen Vereinspool schaffen, der jährlich mit 5000 Euro neu aufgestellt werden könne. Weiterhin soll ein Sportstättenkonzept unter Beteiligung der Vereine entwickelt werden. Ebenso soll das Sportstättenausbaukonzept erneuert werden. Die Turnhalle an der Daubringer Grundschule soll für den Sport erhalten bleiben, gleiches will Gefeller für die Gymnastikhalle an der Grundschule in Mainzlar. Der Staufenberger Sportplatz - den auch die neue Grundschule nutzen wird - soll unter Beteiligung des Landkreises eine neue Außensportanlage erhalten. Auch die Sicherung der Einsatzfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehr hat er sich auf die Fahne geschrieben. Um dieses Ehrenamt zu entlasten, soll die Verwaltungsarbeit künftig von einem im Rathaus tätigen Sachbearbeiter übernommen werden.
Neubaugebiete will Gefeller nur noch behutsam schaffen. Stattdessen soll der Fokus auf die Innenentwicklung gelegt werden. Hier bringt er ein Vorkaufsrecht für die Stadt ins Gespräch. Dies, um in den alten Ortskernen preisgünstigeren Wohnraum zu schaffen. Wer nun also sein altes Haus im Dorfkern verkaufen möchte, muss dies zuerst der Stadt Staufenberg anbieten, die dann wiederum dieses Angebot annehmen könne.
»Wenn Investoren ins Spiel kommen, entwickelt sich das oft nicht so, wie die Stadt das gerne hätte«, begründet der Bürgermeister seinen Vorstoß. Junge Familien, Mehrgenerationen-Wohnen und Wohnraum für ältere, oft alleinstehende Menschen - so stellt er sich die Innenentwicklung vor. »Wir müssen den Bestand nutzen, ausbauen und dabei auch die Demografhie berücksichtigen.« In diesem Zusammenhang soll auch ein Leitfaden für klimafreundliches und klimaneutrales Bauen erstellt werden.
Weiterhin hat Gefeller den Ausbau der Radwege im Blick. In Sachen Gewerbe ist er zuversichtlich, dass der Mainzlarer Standort von RHI Magnesita durch die Aktivierung des Gleisanschlusses für die Zukunft gesichert werden kann. Für heimische Unternehmer soll ein kleines Gewerbegebiet an der Didierstraße aufgelegt werden, das interkommunale Gewerbegebiet mit der Stadt Marburg und der Gemeinde Ebsdorfergrund soll ausgebaut und weiterentwickelt werden.
»Wir steuern auf einen schwierigen Herbst und Winter zu. Pandemie, Ukraine-Krieg, Kostensteigerungen, Inflation - da wechselt man den bewährten ›Lokführer‹ nicht aus.«.
Peter Gefeller verweist auf seine langjährige Erfahrung, seine hervorragende Vernetzung und das Vertrauen, das er genieße. »Erfahrung und Vertrauen sind wichtig in schwierigen Zeiten.«