Sternstunde unter der alten Kastanie

Staufenberg (voh). Rund 150 Termine in 24 Jahren verzeichnet die »Sternstunde«, der besondere Gottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde Treis. Der jährliche Open-Air-Gottesdienst fand diesmal auf dem Gelände des alten Forsthauses in der Hauptstraße statt. Alle Beiträge kreisten um das Thema »Begeisterung wieder neu lernen«.
Pfarrer Andreas Lenz zeigte sich angetan von der »unglaublichen Natur« mit der großen, alten Kastanie auf dem Grundstück der Familie Heck. Begeistert zu sein, bedürfe keiner besonderen Mühe, so Lenz. »Die Verständigung mit anderen Menschen« reiche dafür schon aus. Die Sängerinnen der Band Juicy Funk Deluxe begeisterten zunächst mit »Stayin Alive« und im weiteren Verlauf noch einige Male mehr. Die Ansinggruppe nahm die Zuhörer mit nach Afrika. Das Lied »Siyahamba« wurde auf Deutsch eingeübt, dann auf Englisch und im traditionellen Swahili.
Wiebke Lenz trug den Titel »Zieh dich aus« der Band »Die Elenden« vor. Darin wird der Mensch ermutigt, sein Leben als solches anzunehmen. Viel Aufmerksamkeit erhielt die Tanzgruppe von Anna Kovalova - ein bunter Hingucker in ihren lila-weißen Kostümen. Die Konfirmanden verteilten Zettel sowie Bleistifte mit einem Graphitstift in Regenbogenfarben. Die Gottesdienstbesucher konnten darauf einen Grund für ihre Begeisterung notieren. Beides wurde später eingesammelt, die Zettel an einer Leine befestigt. Die Konfirmanden trugen ihre Gedanken vor und die Zuhörer machten jeweils eine La-Ola-Welle.
In seiner Predigt setzte Pfarrer Lenz das Begeistertsein mit dem »bewussten Wahrnehmen dieses Moments« in Gleichklang. »Das ist aber nicht wie ein Fernsehfilm, den man konsumiert«, mahnte er, sondern dieses Horchen beginne im Herzen. Sorgen und Ängste sollten nicht ausgeblendet werden. Man solle Frieden schließen mit dem eigenen Leben. Unfrieden auf Erden passiere, »weil Menschen etwas von sich abspalten«. Lenz zitierte Rilke: »Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten, uns einmal schön und mutig zu sehen. Vielleicht ist alles Schreckliche im Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will.«