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»Der helle Wahnsinn«

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Beleuchtete Bauwerke wie hier die Burg Gleiberg stören auch die Lebenswelt von Insekten. Archivfoto: Nuber © Red

Beim Nabu Wettenberg sprach ein Experte über die Auswirkungen künstlicher Beleuchtung auf Mensch und Tier. Er erklärte, warum der Schutz der Dunkelheit aus verschiedenen Gründen wichtig ist.

Wettenberg (red). Weniger Beleuchtung wünschen sich Astronomen und Naturschützer nicht erst seit der Energiekrise. Denn der Schutz der Dunkelheit ist aus verschiedenen Gründen wichtig. Darüber referierte Experte Thomas Düring auf Einladung des Nabu Wettenberg im Holz- und Technik-Museum in Wißmar in seinem Vortrag, der mit »Der helle Wahnsinn« überschrieben war.

Es habe verschiedene Gründe, warum man auf unnötige Beleuchtung verzichten sollte, erfuhren die Zuhörer von ihm. So seien viele Tiere an das Leben in der Nacht angepasst und meiden demnach künstlich beleuchtete Bereiche. Ihnen wird damit Lebensraum entzogen. Auf der anderen Seite werden Insekten durch falsche Lichtfarben irritiert und angelockt. Auch für einen gesunden Schlaf des Menschen sei die Dunkelheit essenziell.

Nicht zuletzt könne man den Sternenhimmel erst richtig beobachten, wenn es am Boden um einen herum dunkel genug ist. Nicht umsonst gilt daher Licht aus all diesen Gründen im Bundesimmissionsschutzgesetz als schädliche Umwelteinwirkung.

In vertretbare Bahnen lenken

Düring ist Mitbegründer des »Netzwerks gegen Lichtverschmutzung Hessen« und Vorsitzender der Volkssternwarte Mittelhessen. Er führte einige Beispiele an, wo zu viel beleuchtet wurde und wie dann das künstliche Licht nach Gesprächen in vertretbare Bahnen gelenkt werden konnte. Wichtig zu wissen: Abgesehen von Arbeitsplätzen gibt es eigentlich keine Pflichten für eine Beleuchtung. Im Verkehr liege die Pflicht beim Verkehrsteilnehmer selbst - und nicht etwa bei der Gemeinde, die die Straße gebaut hat. Autos und Fahrräder müssten Lampen haben, das gleiche gelte im Grunde auch für Fußgänger.

Nächtliche Beleuchtung trage zwar zum Sicherheitsgefühl bei, aber tatsächlich sei kein Effekt beispielsweise in Bezug auf Einbrüche nachweisbar. »Auch die Einbrecher brauchen Licht«, so Düring. Eher könne Beleuchtung das gegenteilige Bewirken: Beim »Laufsteg-Effekt« könnten sich Kriminelle im Dunkeln verbergen, aber genau sehen, wer entlang des Wegs auf sie zukommt.

Lichtfarbe unter 2700 Kelvin

Im Grunde seien es ein paar Details, auf die man bei der Beleuchtung von Außenflächen achten müsse. Zum Insektenschutz ist es vor allem die Lichtfarbe, diese sollte unter 2700 Kelvin liegen. Geschlossene Lampengehäuse verhindern, dass dennoch Insekten hineinkrabbeln und dort zu Tode kommen.

Weiterhin müsse überlegt werden, wo und wie stark beleuchtet werden soll, aber auch wann. Lampen sollten zielgerichtet nur die benötigten Bereiche anstrahlen. Um Streulicht zu vermeiden, helfen auch niedrige Lichtpunkthöhen. »Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder können die Lichtverschmutzung deutlich mindern«, betonte er. Nach seiner Aussage strahlt 80 Prozent des weltweiten künstlichen Lichts ungenutzt in den Weltraum ab. In der Diskussion meinte hierzu ein Zuhörer: »Das ist ja ein riesengroßes Einsparpotenzial für Energie, ohne dass sich irgendjemand in Verzicht üben müsste.«

Düring wird auch bei der Vertreterversammlung des Nabu-Kreisverbands Gießen am Freitag, 24. März in Nieder-Bessingen über »Der helle Wahnsinn - Lichtverschmutzung« berichten.

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