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Ehrenamt mit Herzblut leben

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Die Harmonika-Junioren sorgten für den musikalischen Rahmen. Foto: Mattern © Mattern

Wettenberg (mav). Das Eintreten für Freiheit, soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Gemeinsinn, ein selbstbestimmtes Leben und Toleranz sind die Grundwerte der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Diese wurden in den Grußworten und der Festrede anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Awo-Ortsvereins Wettenberg hervorgehoben. Er ging hervor aus der Fusion der drei Ortsvereine Krofdorf-Gleiberg, Wißmar und Launsbach, im März 2019.

Wiltrud Will, zuvor schon langjährige Vorsitzende in Wißmar, wurde seinerzeit zur Vorsitzenden des neuen Ortsvereins gewählt und sie begrüßte die Gäste zu der Feierstunde im Biergarten der »Albertusklause« auf Burg Gleiberg. Der Wettenberger Bürgermeister Marc Nees lobte in seinem Grußwort die Arbeit des Ortsvereins und seiner Rechtsvorgängerinnen der Ortsteile. Das Engagement sei getragen von der Überzeugung der Werte, für die die Awo stehe und das täglich aufs Neue seinen sichtbaren Ausdruck in der praktischen Arbeit fände. Hier werde von vielen Menschen verlässlich mit Herzblut Ehrenamt gelebt.

Landrätin und Schirmherrin Anita Schneider sagte in ihrem Grußwort, dass Politik schon immer mit Blick auf die Arbeit der Awo mit in der Verantwortung stand. Viele Schnittmengen im sozialen Denken und Handeln sowie bei den sozial- und gesellschaftspolitischen Themenfeldern gäbe es mit der Awo als einer der größten Wohlfahrtsverbände Deutschlands.

Kleeblattmodell

Das Kleeblattmodell mit den Häusern in Lollar, Wettenberg, Heuchelheim und Biebertal habe sich bewährt. In den zurückliegenden Corona-Jahren seien die Anforderungen an die Pflegeteams besonders groß gewesen. Die Herausforderungen hätten darin bestanden, den Spagat zu schaffen, der Einsamkeit der Heimbewohner bei bestehenden Besuchsverboten vorzubeugen und gleichzeitig für deren gesundheitlichen Schutz zu sorgen. Corona mache deutlich, dass es nicht ausreiche, nur Danke zu sagen. Den enormen Belastungen, denen das Pflegepersonal ausgesetzt sei, müsse durch bessere Arbeitsbedingungen etwas entgegengesetzt werden. Wertschätzung sei keine Einbahnstraße, die nur von den Pflegekräften erwartet werden dürfe, sondern auch ihnen gegenüber gezeigt werden müsse.

Schneider würdigte zum Schluss die Arbeit von Wiltrud Will, die seit fast 40 Jahren als Vorsitzende in der Verantwortung steht. Der Kreisverbandsvorsitzende und der Geschäftsführer traten gemeinsam vor das Mikrofon, ein symbolisches Zeichen dafür, dass Ehrenamt und hauptberufliche Verantwortung bei der Awo untrennbar miteinander verbunden seien, wie sie sagten.

In den Ortsvereinen schlage das Herz des ehrenamtlichen Engagements, wo die Unterstützung von Menschen in schwierigen und schweren Lebenslagen im Mittelpunkt stehe, so Norman Speier. Das Wichtigste sei Zeit, die man den alten und pflegebedürftigen Menschen schenke, sagte Jens Dapper. In den Pflege- und Betreuungseinrichtungen werde Lebensfreude und Wertschätzung durch vielerlei Angebote täglich neu vermittelt.

Haussammlungen

Festredner und Chronist der Feierstunde war Ehrenbürgermeister Gerhard Schmidt. Von der Zeit der Gründung der Arbeiterwohlfahrt durch die Sozialdemokratin, Marie Juchacz Ende 1919, spannte er den Bogen bis in die Zeit nach dem Mauerfall und zeichnete dann die Entwicklung der Awo in Wettenberg nach. 1947 war die Gründung der Awo Krofdorf-Gleiberg durch Karl Bender und Franz Richter. Es begann mit 30 Mitgliedern. Hans Stoffel folgte als Vorsitzender und in dessen Amtszeit lag die Gründung des Seniorenclubs, in dessen Arbeit sich maßgeblich Inge Mertins einbrachte, die zu den Ehrengästen zählte, ebenso wie Hilde Lühring, die mit großem Einsatz die Mitglieder von Launsbach, wo es keinen eigenen Ortsverein gab, betreute.

Fruchtbar durch deren Wirken war die Zusammenarbeit mit der Kita. 1946 gründeten Adolf Wagner und Heinrich Will den Ortsverein in Wißmar. Haussammlungen wurden durchgeführt, bedürftige Familien unterstützt und mit den Kindern gebastelt. Nach Heinrich Will wurde Herbert Will Vorsitzender und seit 1984 ist Wiltrud Will in Amt und Verantwortung. Der Seniorenclub »Goldener Donnerstag« entstand. Namen wie Elfriede Mühlbauer, Anni Dietrich, Ursula Hankowetz und Margarete Fiedler galt es zu nennen, die maßgeblich diese Arbeit unterstützten. Die Seniorentanzgruppe wurde anfangs von Brigit Stroh geleitet.

Schmidt würdigte auch das Engagement des Ortsvereins beim Einbringen in die Kommunalpartnerschaft mit Zsambek (Ungarn). Als Meilenstein bezeichnete der Chronist die Errichtung des Pflegeheims Wißmar 1994, als Teil des Kleeblattmodells. Vor gut zwei Jahren folgte dann der Zusammenschluss der Ortsvereine. Der Ehrenbürgermeister, der in seiner Amtszeit die Awo vor Ort maßgeblich mitbestimmte und für die erfolgreiche Arbeit mit Verantwortung trug, rief am Schluss seiner Rede dazu auf, besonders jüngere Menschen für diese Arbeit zu gewinnen.

Die Feier wurde musikalisch umrahmt durch die Harmonika-Junioren Krofdorf-Gleiberg unter Leitung von Eduard Rovner. Zu den Gratulanten gehörten Vertreter der Ortsvereine, der Schulen und der Kirche sowie benachbarte Awo-Ortsvereine.

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Der Awo stets eng verbunden: Ehrenbürgermeister Gerhard Schmidt hielt den Festvortrag als Chronist. Foto: Mattern © Mattern

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