Einzigartig durch Ungleichheit

In der neuen Ausstellung »Köpfe einmal anders« im KuKuK in Wettenberg präsentieren Mitglieder ihre Werke. Dabei zeigt sich, dass gerade Abweichungen Menschen unverwechselbar machen.
Wettenberg (hsch). Eine wirklich außergewöhnlich attraktive Ausstellung wurde am Wochenende im Kunst- und Kulturkreis Wettenberg e.V. (KuKuK) eröffnet. In »Köpfe einmal anders« zeigen sieben Mitglieder einen Querschnitt durch ihre erheblich verschiedenen Schaffensweisen und breiten einen weiten expressiven Fächer aus. Schon der erste Rundblick in die Halle zeigt etwas insgesamt Besonderes.
Nicht dass im KuKuK gute Bilder eine Ausnahme wären. Diesmal zeigen Ulrike Dalla-Bona, Dieterich Emde, Wolfgang Gebhard, Gabriele Herlitz, Gabriele Köhlinger, Gabriele Ließfeld-Schneider und Achim Schwarz-Tuchscherer ihre Arbeiten zum Thema.
In ihrer Einführung sagte Ines Scheurmann vom Vorstand: »Seit Jahrhunderten gibt es Regeln, nach denen Künstler die Köpfe und Gesichter einteilen konnten, um Augen, Nase, Mund und Ohren der portraitierten Person an den richtigen Stellen im Bild anzubringen. Aber nur die reale Ungleichheit der Gesichtshälften und die millimeterkleinen Abweichungen vom Schema machen in ihrer Gesamtheit das Individuum einzigartig und unverwechselbar.«
Ausdrucksvoll
Diese Abweichungen mussten die Künstler früher einfangen und wiedergeben, wenn sie ein ausdrucksvolles und »ähnliches« Portrait erschaffen wollten. »Die Herrschaft allerdings musste bedeutend aussehen, mächtig und wohlhabend - bis zur Neuzeit«, erläuterte Scheurmann.
Derlei Begrenzungen waren die ausstellenden Künstler nicht unterworfen, noch nicht mal realistisch mussten die Arbeitsergebnisse aussehen, es sei denn, es war beabsichtigt. Der erste Rundblick ist in dieser Schau besonders prägnant: wohin man schaut, ausdrucksvolle Werke in verschiedensten Stilen und Formen. Sogar ein eigens angefertigtes Banner schmückt die Halle, gestaltet von Gabriele Ließfeld-Schneider.
Von der Hauptwand schauen dem Besucher zwei großformatige Bilder entgegen, nach Fotos von Familienmitgliedern mit einer Greisin und einem Baby, von Achim Schwarz-Tuchscherer. Der bespielt mit seiner formidablen Tonskulptur »Schreiender mit Mütze« auch die Lücke zwischen den Arbeiten. Links und rechts davon sehen Köpfe von Gabriele Köhlinger den Besucher nachdrücklich an.
Köhlinger ist ein in der Coronazeit neu hinzugekommenes Mitglied im Verein, das mit seinen spezifisch expressiven Bildern einen deutlichen Fußabdruck hinterlässt - Scheurmann: »Spontan und farbstark« -, ähnliches gilt für Schwarz-Tuchscherer, der früher pädagogischer Leiter Kunst an der Gesamtschule Gleiberger Land war.
Unheimlich
Vergleichbar lebendig, aber noch ungewöhnlicher sind die Mixed-Media-Skulpturen von Gabriele Ließfeld-Schneider, ebenfalls ein neues Mitglied. Sie verwendet überwiegend Fundstücke, häufig aus Holz, die sie mit Fundstücken aus anderen Materialien ergänzt - oft mit verblüffender Schlüssigkeit. Sie erhielte gegebenenfalls den Preis für die verrücktesten Köpfe.
Wolfgang Gebhard zeigt eine ganze Gruppe von keramischen Gesichtern im Kabinett, die in der Variation eine reizvolle Vielfalt bieten, teils witzig, immer handwerklich reizvoll. Nicht zu übersehen und dann unvergesslich sind die Porträts von Gabriele Herlitz. Sie schaut auch schon mal ganz ins Dunkle, etwa bei ihrem herausragenden unheimlichen Porträt »Freundliche Grüße«. Dieterich Emde hingegen zeigt diverse Porträts, von denen eines stark beeindruckt: seine versonnene, verblüffend natürliche Ansicht von Goethe. Beim Rausgehen nickt dem Besucher noch Ulrike Dalla-Bonas Totenschädel mit Zigarette zu, trügerisch nonchalant, fast freundlich.
Eine exzellente Schau, die sehr gut inszeniert ist. Über die kreative Zukunft des KuKuK braucht man sich offenbar weiterhin nicht zu sorgen. Bis zum 12. März, Öffnungszeiten Samstag und Sonntag 15 bis 18 Uhr sowie an Feiertagen.