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Etwas Großes gemacht

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Tamara Schmidt, Melanie Beimel und Herwig Bender (v.l.) führten die Stiftung über 13 Jahre. Es fehlt Achim Aulke. Foto: Mattern © Mattern

Die Carsten-Bender-Leukämie-Stiftung wird zum 1. Januar aufgehoben. Insgesamt 428 000 Euro sind in die Förderung flossen. »Darauf sind wir stolz und dafür allen Spendern dankbar.«

Wettenberg (mav). Noch zu Lebzeiten, als die Frage immer präsenter wurde, wird er es schaffen, oder siegt die Krankheit?, habe er immer gesagt, «…wenn ich es schaffe, mache ich aus Dankbarkeit etwas ganz Großes«.

Er hat es nicht geschafft: Die Leukämie kostete Carsten Bender das Leben. Er starb nach langem Kampf, aber bis zum Schluss immerwährender Hoffnung auf Heilung, am Sonntag, den 27. April 2008. Er wurde 36 Jahre alt.

In den Köpfen und Herzen ist er auch nach so langer Zeit immer noch präsent; im großen Freundes- und Bekanntenkreis, aber vor allem in der Familie, mit Vater Herwig, Mutter Renate und der Schwester Melanie. In vierter Generation sollte er den Familienbetrieb der Druckerei fortführen. Die Zeit heilt eben nicht alle Wunden, aber sie verschließt sie, es bleiben Narben und doch irgendwann wird das zunächst Unbegreifliche ein stückweit begreifbar.

»Was Carsten gemacht hätte, wenn er die Krankheit hätte besiegen können, wissen wir nicht«, sagt Herwig Bender, aber dieses Festhalten an ein Wunder und das Versprechen, etwas Großes zu machen, falls…, war für den Vater Anlass und Antrieb, etwa ein Jahr nach dem Tod des Sohnes eine Stiftung ins Leben zu rufen - die Carsten-Bender-Leukämie-Stiftung. Um es vorweg zu nehmen: Herwig Bender als Stiftungsgründer und Vorsitzender des Kuratoriums, hat sich in Abstimmung mit den Kuratoriumsmitgliedern Melanie Beimel, Tamara Schmidt und Achim Aulke entschieden, die Stiftung zum 1. Januar 2023 aufzuheben. Der rechtlich-formale Akt beim Regierungspräsidium ist bereits erfolgt.

»Die meisten Menschen können sich nicht konkret vorstellen, was es bedeutet, für eine Stiftung Verantwortung zu tragen. Wie viel Zeit, Kraft und Engagement investiert werden muss, aber es war uns immer eine Herzensangelegenheit«, bestätigt Herwig Bender.

428 000 Euro

Der Zweck der Stiftung ist verankert in der Satzung und beinhaltete die Förderung der medizinischen Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der akuten und chronischen Leukämie. Dazu bedarf es finanzieller Mittel und hierin bestand die Hauptaufgabe, solche Mittel zu akquirieren. Die Stiftung war schnell bekannt und so flossen auch die Spenden und Zuwendungen. Sie kamen von vielen Seiten und allen Menschen nochmals zu danken, da würde man sich auf Glatteis begeben, weil man nicht die Vollständigkeit garantieren könne, alle namentlich zu nennen. Deshalb soll es allgemein bleiben, so Herwig Bender. Nur so viel: Zahlreich waren die Spenden aus privater Hand, beispielsweise aus Anlass von Geburtstagen, Alters- und Ehejubiläum oder anderen familiären Ereignissen, aber auch viele Vereine und Institutionen organisierten speziell für die Stiftung Veranstaltungen. Unterm Strich, jetzt wo die Stiftung aufgehoben ist, kann resümiert werden, dass insgesamt 428 000 Euro in die Förderung flossen. »Darauf sind wir stolz und dafür allen Spendern dankbar«, sagt der Stiftungsgeber.

In den Statuten hieß es weiter, dass der Vorstand entscheidet, auf welche Weise der Stiftungszweck im Einzelnen zu verwirklichen ist. Das war zunächst leichter gesagt als getan. Herwig Bender berichtet von zahlreichen Anfragen aus Kliniken. »Als medizinische Laien hatten wir überhaupt keine Vorstellung, ob Projekte seriös waren oder in den unterschiedlichsten Forschungsprozessen überhaupt eine Investition lohnenswert ist.«

In Prof. Dr. Andreas Neubauer von der Onkologie am Universitätsklinikum Marburg fand Bender einen kompetenten Ansprechpartner, mit dem auf verlässlicher und vertrauensvoller Basis über die vielen Jahre der Zusammenarbeit genau die Fragen beantwortet wurden, die wichtig waren, um die Gelder gezielt an die verschiedenen Kliniken und Forschungseinrichtungen zu kanalisieren.

Umgesehen

Neben dem regelmäßigen Kontakt und Austauschen mit Andreas Neubauer war es Herwig Bender immer ein wichtiges Anliegen, sich in den einzelnen Klinken auch mal umzusehen und zu informieren, und »da fanden wir immer offene Türen und oft fast freundschaftlichen Empfang und Gesprächsbereitschaft«, wie er sich erinnert. Von Anfang an hat das Kuratorium festgelegt, nur innerhalb Deutschlands zu fördern.

Andreas Neubauer bedauert die Aufhebung der Stiftung sehr und dankt Herwig Bender für sein Engagement. Er habe mit großem Einsatz viel Gutes erreicht. Der Mediziner bestätigt, dass durch die Spendengelder segensreiche Arbeit in der Forschung geleistet werden konnte und sich in den vergangenen 10 bis 15 Jahren dadurch sehr viel zum Positiven gewendet habe, auch und besonders was die Lebenserwartung und Heilungschancen von betroffenen Menschen beträfe.

Die privaten Umstände der Kuratoriumsmitglieder lassen ein Weiterführen der Stiftung leider nicht mehr zu, bedauert Herwig Bender, der aber zufrieden zurückblickt.

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