Motorsägen-Schein in der Tasche

Katharina Betz absolviert ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr in Wißmar im Holz- und Technikmuseum.
Wettenberg (paz). Nach dem Abitur mal etwas ganz Anderes machen, das wollte Katharina Betz. Über den Freiwilligendienst Volunta wurde die 20-Jährige aus Freigericht auf das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) aufmerksam. Sie informierte sich auf der Internetseite www.foej-hessen.de und fand dort ihren heutigen Arbeitsplatz, das Holz- und Technikmuseum in Wißmar. »Ich bin froh, mich hierfür entschieden zu haben«, sagt sie. »Man hat keinen Prüfungsstress und lernt dennoch sehr viel.« Für sie steht nun fest, dass sie im Anschluss Forstwirtschaft studieren möchte.
Im Unterschied zum bekannteren Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), das in einer sozialen Einrichtung absolviert wird, bietet das FÖJ jungen Menschen, die die Schulpflicht erfüllt haben und noch keine 27 Jahre alt sind, die Möglichkeit, sich zwölf Monate lang für Natur und Umwelt zu engagieren. »In dieser Zeit können sie sich nicht nur orientieren, sondern auch praktische Berufserfahrungen sammeln, eigene Fähigkeiten ausprobieren und im Team Projekte durchführen«, erläutert Rita Kotschenreuther, Försterin und zertifizierte Waldpädagogin bei HessenForst.
Aktuell absolvieren zwei weitere junge Leute ihr FÖJ im Forstamt Wettenberg: Hanna Esch und Noah Waltz sind allerdings im Wald unterwegs und berichten auf ihrem Instagram-Kanal föj_im_forst über ihre tägliche Arbeit. »Wenn das Museum geschlossen ist, gehe ich mit in den Wald«, berichtet Katharina Betz. Ihren Motorsägen-Schein - mittlerweile Pflicht für die Arbeit im Wald - hat sie auch schon gemacht.
Seit 1. Juni hat das Museum wieder geöffnet. »Es ging langsam los, aber mittlerweile kommen wieder viele Gruppen«, freut sich Rita Kotschenreuther. Zu den Aufgaben von Katharina Betz gehört es, Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen die nachhaltige Nutzung des erneuerbaren Rohstoffes Holz näherzubringen und zu erklären, welche alltäglichen Dinge aus Holz entstehen.
Kindgerechte Sprache finden
Auch Führungen durch den Wald fallen in ihr Aufgabengebiet. »Ich versuche, den überwiegend jungen Gästen die Natur näherzubringen«, betont sie. Wichtig sei es, dabei eine kindgerechte Sprache zu finden. Aber auch angehende Lehrkräfte hat sie schon durch den Wald geführt. »Ich habe erklärt, wie man Hinweise auf Tiere finden kann - beispielsweise, wenn Äste angeknabbert sind - oder warum die Jagd so wichtig ist.« Darüber hinaus hilft sie bei Kindergeburtstagen und ist für die Betreuung der kleinen Gäste beim dreimal pro Jahr stattfindenden Dampf- und Gattertag zuständig. »Der nächste soll am 15. Mai stattfinden«, erklärt sie. Aber auch Büroarbeit und die Instandsetzung der Exponate gehört zu ihren Aufgaben. Besonders freut sie sich auf die geplante Ausrichtung der Ferienspiele in diesem Sommer. Während ihres FÖJs absolvieren die jungen Leute fünf einwöchige Seminare an den verschiedensten Orten in Hessen. Behandelt werden Themen wie Umwelt, Nachhaltigkeit oder ökologische Landwirtschaft. »Dabei lernt man auch andere Menschen kennen«, berichtet Katharina Betz, die zur Landessprecherin FÖJ Hessen gewählt wurde. Auch auf dem Schießstand war die junge Frau schon. »Aktuell mache ich beim Hubertus-Jagdverein meinen Jagdschein. Den brauche ich später sowieso«, erzählt sie.
Während des FÖJs ist es Pflicht, ein eigenes Projekt zu entwickeln. Katharina Betz beschäftigt sich damit, wie viel Holz ein Mensch in seinem Leben verbraucht. »Von der Wiege über die ersten Malstifte und der Flöte bis hin zum Sarg begleitet uns Holz das ganze Leben lang. Das stelle ich dem Lebensalter eines Baumes gegenüber«, erläutert sie.
Interesse an der Natur
Buchen könnten bis zu 160 Jahre alt werden, Eichen sogar bis zu 180 Jahre. »Wichtig ist zu wissen, dass man nur so viel Holz einschlagen sollte, wie auch nachwachsen kann.«
»Entscheidend bei dem FÖJ im Holzerlebnishaus ist der Wille, viel mitzunehmen«, unterstreicht sie. Natürlich seien auch Interesse an der Natur sowie Spaß an der Arbeit mit Menschen eine wichtige Voraussetzung. Darüber hinaus dürfte man sich nicht scheuen, sich auch mal die Finger schmutzig zu machen und überall mitanzupacken. »Insgesamt habe ich während meiner Arbeit hier vom Forstwirt über den Schreiner und Zimmermann bis hin zum Lehrer viele Berufe kennengelernt.«
»Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein wesentliches Element bei uns«, ergänzt Rita Kotschenreuther. Das Holzerlebnishaus sei eins von elf regionalen Umweltbildungszentren in Hessen. Am 31. August geht das FÖJ für Katharina Betz zu Ende.
Aus diesem Grund sucht Rita Kotschenreuther neue engagierte junge Menschen. Wer Interesse an einem FÖJ hat, kann sich unter www.holzmuseum.de oder www.foej-hessen.de informieren.