Steile Karriere trotz jungen Alters

Wettenberg . Mit den Worten »Es braucht Veränderungen«, gab Dr. Gerhard Noeske im Dezember vergangenen Jahres den Staffelstab, nach 18 Jahren Parteivorsitz bei der CDU Wettenberg, an den 22-jährigen Julius Homberger weiter. Ein Novum nicht nur für Wettenberg. Auch in der gesamten Bundesrepublik findet man parteiübergreifend sicherlich nur wenige, die in diesem jungen Alter bereits den Vorsitz in einem Gemeindeverband übernehmen.
Doch Homberger, ist einer, der sich diesen Posten zutraut. »Sonst hätte ich ihn auch nicht angenommen«, sagt der 22-jährige Student selbstbewusst. Im Gespräch mit dem Anzeiger spricht der Krofdorfer über seine politischen Anfänge, seine Ziele und die kommenden Herausforderungen.
»Familiär vorbelastet« in Sachen Politik ist Homberger nicht, dennoch war er schon immer jemand, der die Nachrichten verfolgte und »sich politisch Gedanken gemacht hat«. 2016 nahm ihn deshalb ein Freund mit auf die Jungwählerparty der Jungen Union (JU) Gießen. »Da hat es mir dann wirklich gut gefallen. Parteigrößen wie Volker Bouffier oder Helge Braun beeindruckten mich auf der Veranstaltung, weil sie unglaublich nah waren und sich absolut entspannt mit mir unterhielten«, blickt der 22-Jährige zurück. Nach dem Abend trat der damals 18-Jährige in den JU Kreisverband Gießen ein, um sich ein halbes Jahr später bereits als Beisitzer und nur eineinhalb Jahre später als stellvertretender Vorsitzender aktiv im Vorstand zu engagieren. Auch heute ist Homberger, der an der Justus-Liebig-Universität in Gießen Wirtschaftswissenschaften studiert, bei der JU als stellvertretender Vorsitzender aktiv und lobt dort allen voran das gute Miteinander. »Wir ziehen alle an einem Strang, sind ein junges Team. Es macht viel Spaß, wenn man mit der Arbeit nicht alleine dasteht«, erläutert der Wettenberger.
Sechs Listenplätze gutgemacht
Als »logische Konsequenz« sah Homberger, nachdem er sich im JU-Kreisverband bereits engagierte, den Eintritt in die CDU Wettenberg an, um sich für seine Heimat einzusetzen. Bei der Kommunalwahl im März 2021 schaffte es der »Youngster« direkt von Listenplatz neun auf Rang drei vorzurücken und sicherte sich so deutlich einen Platz in der Wettenberger Gemeindevertretung. »Das Ergebnis damals hat mich wirklich überrascht. Ich habe mich sehr gefreut, direkt ein Mandat im Parlament zu bekommen. Das gab mir Rückenwind.« Für ihn sei die Kommunalpolitik die schönste Art der Politik, weil »das, was man tut, sofort sichtbar wird und es so unmittelbar ist«, erklärt der Gießener Student. Ein weiteres Motiv, das ihn dazu verleitete, sich auf kommunalpolitischer Ebene zu engagieren, sei es, dass man unheimlich viel fürs Leben lerne. Man lerne, auf Menschen zuzugehen, andere Meinungen und Sichtweisen zuzulassen und zu bedenken, darauf aufbauend Entscheidungen zu treffen. »All diese kleinen, aber sehr wertvollen Lektionen bereichern mich persönlich sehr und ich denke, dass sie für die Zukunft keinesfalls schaden werden«, erklärt er.
Zu dem Vorsitz im Gemeindeverband der CDU Wettenberg kam Homberger wie die Jungfrau zum Kind. »Der Vorstand fragte mich, ob ich mir den Posten des Vorsitzenden vorstellen könne. Da war ich schon etwas überrumpelt, aber nach etwas Überlegungszeit und weiteren Gesprächen stimmte ich zu.«
Er habe großen Respekt vor der Aufgabe und fühle sich unglaublich geehrt, diese mit seinen 22 Jahren begleiten zu dürfen. Ein entscheidender Punkt war jedoch auch, dass er sich auf die jahrelange Erfahrung seiner Vorstandsmitglieder jederzeit verlassen kann.
»Mein größter Nachteil ist natürlich die Erfahrung, aber das Team um mich herum, allen voran meine Stellvertreterinnen Andrea Walker und Renate Dysli, die mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ebenso kann ich mich immer auf die Expertise von Gerhard Noeske, der weiterhin die Positions des Fraktionsvorsitzenden inne hat, verlassen«, lobt der Vorsitzende seine Parteikollegen.
Dass in Wettenberg nun viele Augen auf ihn gerichtet sind, damit kann der Krofdorfer umgehen. Auf die berechtigte Frage: »Schafft er das?«, die von einigen Kritikern gestellt wird, will er mit einem deutlichen »Ja« antworten. Er möchte in Zukunft Wettenberg mitgestalten und mitanpacken, dass Themen und Argumente bei den Leuten auch ankommen. Er möchte vor allem die Kommunikation verbessern. »Wir müssen unsere guten Ideen besser verkaufen, müssen dies besser an die Menschen bringen. Zudem müssen wir kommunizieren, was uns von anderen unterscheidet und wofür die CDU steht«.
Über mögliche Positionen innerhalb der Gießener CDU will Homberger noch nicht nachdenken, »Step by Step« lautet hierbei sein Motto.
Dass der junge Christdemokrat irgendwann in die Fußstapfen seiner Vorbilder aus dem Hause Bouffier oder in die eines Christopher Lipps treten kann, wäre aufgrund seiner Art und seines souveränen Auftretens nach außen keine Überraschung. Denn ähnlich steil wie sein bisheriger kommunalpolitischer Werdegang, könnte auch sein weiterer Weg in der Politik verlaufen. Aber auch hier zeigt Homberger seine charmante und zurückhaltende Art. Er wolle sich dem auf keinen Fall entziehen und kann sich auch mehr Verantwortung vorstellen, macht aber auch klar, »dass wir im Kreisverband der CDU Gießen tolle junge und engagierte Leute haben, die genau so denken wie ich«.