»War früher alles besser?«

Wettenberg (mav). Dieter Reinhardt, Gründer der Musikschule Wettenberg, Musiklehrer und -erzieher, hatte in das Bürgerhaus Wißmar seine Schul- und Alterskameraden mit Familien und Freunde eingeladen, um in kleinem Rahmen mit einem kleinen aber feinen Konzert Antworten zu finden.
In einer musikalischen Zeitreise rückwärts gewandt, ging er mit Akkordeon und Gesang der Frage nach: »War früher alles besser - gab es die gute alte Zeit wirklich?«.
Die beiden Stunden erhoben nicht den Anspruch hochklassiger Interpretationen. Vielmehr waren sie kurzweilig unterhaltsam, die Atmosphäre familiär und hatte so etwas von Spinnstuben-Flair.
Dass die Frauen schon damals »die Hosen anhatten«, bewiesen die Lieder »Die Fraa wollt off die Kirmes gieh«, »Gold und Silber hätt ich gern« und Tänze wie »Siehs’d net do kimmt’e«.
Reinhardt war musikalisch in der Zeit des 1. Weltkrieges angekommen. Wißmar mit seinen 1675 Einwohner hatte 41 Tote zu beklagen. Die goldenen 20er, in denen durch Filme, Tänze und Melodien aus aller Welt bekannt wurden. Neue Musik und Schlager eroberten die Welt, alles Evergreens.
Während des 2. Weltkrieges war die Einwohnerzahl um 1000 gestiegen; die Zahl der Toten hatte sich mehr als vervierfacht. Salon- und Kaffeehausmusik kam auf: »Liebe ist ja nur ein Märchen«, oder »Die Beine von Dolores« und in den 50er bis 70er Jahren hie es musikalisch »Aber dich gibt’s nur einmal für mich«, »Marmor, Stein und Eisen bricht«, »Ganz in Weiß«, oder »Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand«.
Die 70er verbindet man mit »Du kannst nicht immer 17 sein«. Wie wahr, aber Musik, Gesang und Tanz sind immer auch ein Erkennungsmerkmal ihrer Zeit. Dazu merkte der 85-jährige Reinhardt an: »Wenn du dich zur Gegenwart äußern und in der Zukunft zurecht finden willst, musst du die Vergangenheit kennen.«
Auch im hohen Alter von 85 Jahren ist der Musikpädagoge keiner, der der Moderne abgeschworen hat. Dafür ist er immer noch durch und durch der Musik verbunden und weiß, dass sie prägend sein kann für ein Leben und besonders die musikalische Früherziehung gedeihlich für die Entwicklung eines jungen Kindes auch im digitalen Zeitalter ist.