Heimischer Fußballkreis wird beim Verbandstag am Samstag gegen den Aufstieg der Relegationsteilnehmer und damit gegen die Verbandsempfehlung stimmen.
Präsidiumsmitglied Frank Illing, der Vorsitzende des Verbandsausschusses für Qualifizierung und Vereinsentwicklung im HFV, stand den Hochtaunus-Vereinen und dem Kreis-Vorstand bei der Videokonferenz auskunftswillig zur Verfügung. Foto: jf
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HOCHTAUNUS (jf). Das Meinungsbild ist nach wie eindeutig: Auch bei der zweiten Video-Konferenz, die der Fußballkreis Hochtaunus für die Vereine angeboten hat, sind die Funktionäre am Dienstagabend keinen Jota von jener Entscheidung abgewichen, die sie bereits bei der Premiere im virtuellen Raum am 13. Mai getroffen hatten.
Entgegen der Empfehlung des Präsidiums des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV), am Samstag beim außerordentlichen Verbandstag auch noch weitere Vereine gemäß der "Quotientenregelung" (Punkte hochgerechnet in Bezug auf die bisher ausgetragenen Spiele) aufsteigen zu lassen, haben sich die Hochtaunus-Klubs mit 22 von 24 Stimmen erneut dafür entschieden, dass nur die Aufstiegsberechtigen aufsteigen und es in dieser Saison keine Absteiger geben soll. Für den Aufstieg auch für Relegationsteilnehmer haben sich - aus nachvollziehbaren Gründen - nur der TV Burgholzhausen und der SV Seulberg entschieden, die von diesem Verfahren profitieren und in die Kreisliga A und Kreisliga B nach oben gehen würden. Auch die restlichen sechs Kreise der Region Frankfurt sind übrigens gegen die Relegations-Aufsteiger, was 30 Prozent der Delegierten beim Verbandstag entspricht.
Noch eindeutiger war das Votum bei der Abstimmung für den Jugend-Bereich. Hier stimmten 100 Prozent der Vereinsvertreter für einen Änderungsantrag beim außerordentlichen Verbandstag, durch den alle Meister den Aufstieg erhalten sollen und nicht die nach einer Quotientenregelung "neuen Erstplatzierten". "Eine andere Entscheidung ist unseren Spielern nicht zu vermitteln", sprachen SG Ober-Erlenbachs A-Jugendtrainer Turgut Akyazi sowie die Jugendleiter Ralph Isemann (JSG Wehrheim/Pfaffenwiesbach) und Michael Haas (FV Stierstadt) aus, was einhellige Meinung der insgesamt 48 Konferenz-Teilnehmer war.
"TRAININGSFORM 11 GEGEN 11 MÖGLICH!"
Frank Illing, der Vorsitzende des Verbandsausschusses für Qualifizierung und Vereinsentwicklung im Hessischen Fußball-Verband, hatte für die Teilnehmer der Hochtaunus-Video-Konferenz noch ein "Bonbon" parat.
Auf der Frage nach den Trainingsmöglichkeiten teilte das Präsidiumsmitglied mit, dass Übungsformen von 5 gegen 5 mit Kontakt erlaubt sein und damit auch Funino für die Kleinsten angeboten werden könne.
"Ich habe mich beim Hessischen Innenministerium rückversichert: Sogar eine Trainingsform 11 gegen 11 ist unter Einhaltung der Auflagen möglich." Das funktioniert wie folgt: Die beiden Torhüter bewegen sich in einer Zone mit Mindestabstand-Markierung und jeweils fünf Spieler pro Mannschaft bewegen sich ausschließlich in ihrer eigenen Spielfeldhälfte. Die Mittellinie darf folglich nicht überschritten werden. Die älteren Sportler werden an die Regularien des Großfeld-Handballs erinnert.
Illing: "Ausgeschlossen ist allerdings ein Turnier, bei dem die fünf Spieler als Team ausgetauscht werden." (jf)
Auch Frank Illing, der Vorsitzende des Verbandsausschusses für Qualifizierung und Vereinsentwicklung im HFV, hält diese Argumentation für richtig, wenngleich er als Präsidiumsmitglied die Empfehlung der Verbands-Oberen mitgetragen hatte. Begründung: "Wir wollten eine einheitliche Regelung für ganz Hessen schaffen - aber das ist in der Praxis offensichtlich schwieriger als gedacht."
"Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen" begründete Kreisfußballwart Andreas Bernhardt seine erneute Ablehnung der "Aufstiegs-Quotientenregelung" bei Relegations-Platzierten. Als Beispiel führte er an, dass die beiden Gruppenligen in der Region Frankfurt sieben Kreise (und damit Kreisoberligen) als Unterbau haben, während es in Wiesbaden nur deren vier sind.
Mit Hilfe einer Präsentation veranschaulichte Bernhardt die drei möglichen Szenarien für die Spielklassen-Einteilung von der Lotto-Hessenliga bis hinunter in die Kreisliga C Hochtaunus für die Saison 2020/21. In der Variante C (Aufsteiger plus bester Relegant und keine Absteiger) würden in der kommenden Spielzeit in der Gruppenliga Frankfurt West insgesamt 20 Mannschaften spielen (darunter mit Aufsteiger FV Stierstadt acht aus dem Hochtaunuskreis), womit 38 Spieltage absolviert werden müssten. Da die Saison 2020/21 frühestens am 14. September beginnen könnte (wegen des aktuell gültigen Großgruppen-Versammlungsverbots bis zum 31. August), käme auf den Klassenleiter eine kaum zu lösende Herkules-Aufgabe zu.
"Eine C-Liga Hochtaunus mit nur acht Mannschaften ist völlig unattraktiv", nannte Christian Oppermann (SG Oberhöchstadt) ein weiteres Argument gegen einen vermehrten Aufstieg über die "Quotientenregelung", durch die neben der FSG Niederlauken/Laubach auch noch der SV Seulberg II künftig der B-Liga Hochtaunus angehören würde.
Rund 400 Delegierte sind am Samstag beim außerordentlichen Verbandstag abstimmungsberechtigt. Für die Region Frankfurt formuliert Offenbachs Kreisfußballwart Jörg Wagner den genannten Änderungsantrag für die Jugend, der von weiteren benachbarten Kreisen unterstützt wird. Ob die Stimmenzahl ausreicht, um die Präsidiums-Empfehlung zu kippen, muss abgewartet werden.
Die beim Kreisfußballtag am 6. März in Usingen gewählten Delegierten Gerhard Strohmann (TSG Pfaffenwiesbach), Harald Hyngar (Sportfreunde Friedrichsdorf), Andreas Hartmann (SG Westerfeld), Erdal Akemlek (SVgg 05/99 Bomber Bad Homburg), Dieter Rothenbücher (FSV Steinbach), Thorsten Picha (SV Teutonia Köppern) und Peter Fröhlich (TSG Wehrheim) sowie kraft Amtes Kreisfußballwart Andreas Bernhardt (1. FC 04 YB Oberursel) werden die Interessen der Hochtaunus-Klubs nach dem eindeutigen Votum vom Dienstagabend in deren Sinne vertreten. Diese acht Delegierten kommen am Samstag im "Rilano"-Hotel in Oberursel zusammen, um gemeinsam am außerordentlichen Verbandstag teilnehmen zu können. Das HFV-Präsidium trifft sich in der Sportschule in Grünberg, wobei der Verbandstag erstmals auch im Internet auf der Seite www.hfv-online.de übertragen wird.
Um die Zeit bis zur Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetriebs sinnvoll zu nutzen, hat Andreas Bernhardt unterdessen eine Veranstaltung nach dem Prinzip des DFB-Fußballabzeichens vorgeschlagen. Mit der SG Oberhöchstadt hat sich dafür am Dienstag spontan auch schon ein Ausrichter gefunden.
Nach den sehr guten Erfahrungen von inzwischen elf Video-Konferenzen des Kreisfußballausschusses (seit dem 1. April) sowie den beiden Zusammenkünften mit den Vereinen im virtuellen Raum wird die Vorrundenbesprechung für die Saison 2020/21 ebenfalls via Internet stattfinden.