Nicht nur gemeinsamer Abstieg verbindet beide Kontrahenten

Eine Szene aus einem der packenden Treffen der Vorsaison in der 1. Bundesliga: Tomas Sklenak vom TV Hüttenberg will sich gegen Nils Torbrügge (damals TuS N-Lübbecke, jetzt HSG Wetzlar) durchsetzen. Archivfoto: Eibner
HÜTTENBERG - Hüttenberg (tma). Emir Kurtagic hat gemischte Gefühle, wenn er an die jüngsten Duelle seiner Zweitliga-Handballer des TV Hüttenberg gegen den TuS N-Lübbecke denkt. Denn wenn der TVH am Samstag (19 Uhr) bei den Ostwestfalen antritt, ist ein Drama eigentlich vorprogrammiert - zumindest, wenn man in die jüngere Geschichte dieser Paarung schaut. Beide Teams haben zuletzt einen ähnlichen Werdegang erlebt. Vor zwei Jahren gemeinsam aufgestiegen, standen sie sich in der vergangenen Saison noch im Oberhaus des deutschen Handballs gegenüber und lieferten sich zwei packende Fights um den Klassenerhalt. Ein Rückblick:
9. Dezember 2017: Die Zeichen standen damals mehr als günstig für den TuS: Die Ostwestfalen hatten vor ihrem Auftritt in der Sporthalle Gießen Ost keines ihrer vier Auswärtsspiele zuvor verloren, während der TVH sechs Partien in Folge kein Erfolgserlebnis feiern durfte. Doch dann verschliefen die Gäste die Anfangsphase völlig und lagen plötzlich mit 2:6 zurück. Doch nach der Pause wurden die Mannen von Coach Kurtagic langsam nervös. 13 Minuten vor Schluss läutete der heutige Wetzlarer Nils Torbrügge mit seinem Treffer zum 21:22 eine dramatische Schlussphase ein, in der der DHB-Pokalsieger von 1981 die dicke Gelegenheit zum Ausgleich liegen ließ. Dann schlug die Stunde des Dominik Mappes, der das Harzleder trotz einer Handverletzung zum Endstand von 24:22 in die Maschen pfefferte und damit den ersten Sieg seines Trainers in Diensten der Hüttenberger unter Dach und Fach brachte.
TuS N-Lübbecke - TV Hüttenberg
Samstag, 19 Uhr
Samstag, 19 Uhr
4. März 2018: Am 23. Spieltag lieferten sich beide Teams in der Merkur-Arena bis zur letzten Sekunde einen knallharten Kampf ums Überleben. Der TVH - zu diesem Zeitpunkt Vorletzter und drei Punkte hinter Lübbecke - kam mit der aufgeheizten Stimmung besser zurecht und ging erstmals seit fast einem halben Jahr mit einer Führung in die Pause - 14:12. Den Vorsprung retteten die Blau-Weiß-Roten bis in die Schlussphase, und als Daniel Wernig 63 Sekunden vor dem Ende mit einem feinen Heber zum 26:24 traf, sahen die Hüttenberger wie die sicheren Sieger aus. Doch nur wenige Sekunden später verkürzte Deener Jaanimaa wieder für die Gastgeber. Der TVH spielte die Uhr runter, Kurtagic nahm 36 Sekunden vor dem Ende eine letzte Auszeit - dann begann das Drama: Daniel Wernig suchte sich einen denkbar schlechten Zeitpunkt für einen seiner wenigen Fehlwürfe aus und traf den Pfosten! Vier Sekunden vor dem Ende segelte Lübbeckes Luka Rakovic von Rechtsaußen in den Hüttenberger Kreis und erzielte den Ausgleich zum 26:26 - eine gefühlte Niederlage für den TVH, der so kurz vor dem wichtigen Erfolg stand.
Geholfen hat dieser Punkt am Ende keinem der Kontrahenten. Während der TV Hüttenberg nach einer 23:28-Niederlage bei den Füchsen Berlin den Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste, wurden die Nettelstedter nach einer knappen Pleite in Lemgo noch von den Eulen Ludwigshafen überholt und erlitten damit das gleiche Schicksal.
Nun also die Neuauflage des Duells - "und es muss nicht wieder ein Drama werden, das mag ein Trainer eigentlich ja nicht", grinst Kurtagic. "Besser ist es, wenn es deutlich fürs eigene Team läuft. Aber das kommt leider nicht so oft vor." Nach dem Abstieg hatte der TuS den direkten Wiederaufstieg als Ziel ausgegeben. Derzeit liegen die Mannen von Trainer Aaron Ziercke auf Rang fünf, vier Zähler hinter der Spitze. Der TVH hat bisher sechs Punkte weniger geholt.
Trotzdem ist Kurtagic, der auf Kapitän Mario Fernandes und Torwart Fabian Schomburg verzichten muss, optimistisch: "Wir müssen auf hohem Niveau spielen, um bei dieser stark besetzten Mannschaft etwas zu holen. Aber wir haben die Qualität dazu und haben keine Angst." Auch vor keinem Drama.