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46ers: Oberhaus ist möglich

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Gießen (afi). Was lange währt, wird endlich gut: Spät, aber nicht zu spät haben die Verantwortlichen von Basketball-Zweitligist Gießen 46ers ihre Bewerbungsunterlagen beim Gutachterausschuss der Bundesliga und der ProA eingereicht. Wie Geschäftsführer Jonathan Kollmar auf Nachfrage dieser Redaktion berichtete, hätte er am Montagabend alle notwendigen Unterlagen und Belege fristgerecht auf dem entsprechenden Portal hochgeladen.

»Damit haben wir ein positives Zeichen an die Mannschaft und an unser Trainerteam geschickt und einen Anreiz für die Playoffs gesetzt«, hofft der 30-Jährige weiterhin auf leidenschaftliche Spiele und natürlich auch auf gut besuchte Partien in der Sporthalle Ost, in der die Männer von der Lahn je nach Abschneiden in der Hauptrunde entweder am Freitag, 5. Mai, oder am Sonntag, 7. Mai, erstmals zu Hause antreten werden.

Dass der Club mit der Einreichung der Unterlagen das Engagement des Teams nicht nur zu würdigen weiß, sondern auch nach außen hin ein Zeichen setzen wollte, übermittelte Jonathan Kollmar den Profis am Dienstagmorgen in der Rivers-Sporthalle höchstpersönlich.

Was auch Trainer Branislav Ignjatovic zu schätzen wusste: »Meine Jungs haben in den letzten Monaten alles gegeben und auf dieses Signal sehnsüchtig gewartet. Ich weiß, dass es harte Arbeit für den Club bedeutet, eine solche Bewerbung zusammenzustellen und abzugeben. Nun aber haben wir in den Playoffs keine Ausreden mehr, sondern können und ganz und gar auf die Ausscheidungsspiele konzentrieren«, so der Serbe.

Ein neuer Trainer. Eine völlig neu zusammengestellte Mannschaft. Ein neuer Geschäftsführer. Und ein neuer, personell reduzierter Aufsichtsrat. Vieles erweckt bei den Gießen 46ers den Anschein, als herrsche Aufbruchstimmung. Zumal das Team begeistert, ein Drama dem nächsten folgen lässt und die Saisonziele, nämlich das Erreichen der Playoffs, schon vier Spieltage vor Schluss unter Dach und Fach bringen konnte. Das nötigt nicht nur den Fans Respekt ab, schließlich gehört der Kader quantitativ zu den schmälsten, den die ProA zu bieten hat. Mit der Bewerbung für die Basketball-Bundesliga 2023/24 haben sich die Verantwortlichen Zeit gelassen. Sie haben jeden Stein umgedreht, sie haben jeden Euro locker gemacht, der irgendwo zu ergattern war, sie haben jeden Sponsor mobilisiert, der auch nur andeutungsweise Lust hatte, mitzumachen. Die Frist zur Einreichung der Unterlagen lief in der Nacht von Montag auf Dienstag ab, inzwischen sind alle Papiere hochgeladen. Was zwingend erforderlich war, um die Aufbruchstimmung, für die die Mannschaft monatelang geackert hat, nicht zu töten.

Es gilt, mit der Bewerbung Zeichen zu setzen. An die Fans, dass sie in die Osthalle kommen sollen, um »Frenki« Ignjatovics Team in den Playoffs zu unterstützen und den schmalen Geldbeutel durch zusätzliche, vorher nicht eingepreiste Einnahmen aufzufüllen.

An die Spieler, dass es sich lohnt, weiterhin alles zu geben, um an der Lahn zu bleiben oder sich für andere Clubs interessant zu machen. An die Geldgeber, dass sie ein Produkt unterstützen, das wertig genug ist, um Ausgaben am Ende auch lohnend zu machen. An die Stadt, dass sie das Projekt Neu- oder Um- und Ausbau der Spielstätte forcieren muss, damit jener Sport, den die Gießener Bürger so sehr lieben, in der Stadt auch eine Perspektive hat. Und eben an jene Bevölkerung, die beim Einkauf, in Kneipen oder privat lieber über Partien gegen Berlin als gegen Bochum diskutiert. Was Publikumsliebling Stefan Fundic am Samstag nach seinem Buzzer Beater gegen Bremerhaven auf den Punkt brachte: »Ich möchte in die Bundesliga, mein Vertrag gilt dafür. Dies aber bitte mit den 46ers, für die ich jede Woche alles gebe.«

Sich nicht um eine Rückkehr ins Oberhaus zu bewerben, wäre für die 46ers einer Bankrotterklärung gleichgekommen. Spieler brauchen eine Perspektive, der Trainer erst recht. »Frenki« Ignjatovic ist kein Insolvenzverwalter, sondern ein Langzeitprojekt. Sportlich wird mit ihm die Rückkehr in die Beletage glücken - wenn nicht in dieser Saison, so aber mittelfristig. Die MLP Academics Heidelberg, die er nach oben führte, sollten Gießen als Vorbild dienen. Sie haben in der 2. Liga klein angefangen, haben sich von Jahr zu Jahr gesteigert, haben sich stets beworben und schließlich eine neue Halle bekommen. In der sie sich prächtig verkaufen.

Der Weg am Necker muss den Verantwortlichen an der Lahn ein Beispiel sein.

Von Alexander Fischer

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