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»Ab dann habe ich es genossen«

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Nach ihrem Silber-Lauf in Jerusalem hat Jana Becker allen Grund zur Freude. Foto: imago © imago

Gießen. Damit hatte Jana Becker nicht gerechnet. Als sie am Samstag wieder in der Heimat in Laubach-Lauter eintraf, wurde sie bereits erwartet. Die Großeltern und etliche Nachbarn bereiteten der jungen Vize-Europameisterin einen herzlichen Empfang. Wozu auch allen Grund bestand. Schließlich hatte die junge Leichtathletin von der LG Wettenberg bei ihrem ersten größeren Wettkampf Silber geholt.

Bei den U18-Europameisterschaften in Jerusalem musste sich Becker über 800 Meter nur der Norwegerin Malin Hoelsveen geschlagen geben. Diese gewann nach einem taktisch geprägten Rennverlauf mit 2:09,29 Minuten, die deutsche Starterin benötigte 2:09,52.

Warum sich Jana Becker zwischenzeitlich einmal geärgert hatte, aber letztendlich die Freude an der Silbermedaille deutlich überwog, das und noch mehr erklärt sie im Interview mit dieser Zeitung.

Beschreiben Sie doch bitte einmal das Gefühl nach dem Zieleinlauf und der Aufholjagd davor.

Ich habe das im Ziel erst gar nicht richtig realisiert. Ich wusste nicht, ob ich Silber gewonnen hatte. Das war ja doch ganz knapp mit der Britin (Anm. d. Red.: Iris Downes belegte mit 2:09,56 Platz drei). Aber als ich dann auf die offizielle Tafel geschaut habe, da war ich sehr erleichtert über den zweiten Platz nach dem schwierigen Rennverlauf. Dann habe ich Blickkontakt zu meinen Eltern auf der Tribüne aufgenommen und von den Mannschaftsangehörigen an der Bande die deutsche Fahne erhalten. Aber zu diesem Zeitpunkt war das noch gar nicht richtig in meinem Kopf angekommen. Aber etwas später habe ich eine Riesenerleichterung gespürt, dass ich zum Saisonhöhepunkt solch einen Erfolg gefeiert habe. Ab da habe ich den Moment genossen.

Wurde denn schon ausgiebig gefeiert?

Im Stadion fand ja noch die Siegerehrung statt, bis zu der es etwas gedauert hat. In der Mixed-Zone haben dann alle auf mich gewartet. Wir sind spät erst ins Hotel gekommen, wo wir an diesem Tag auch noch zwei Goldmedaillen für die deutsche Mannschaft feiern konnten. Ich war noch lange wach und habe mit meinen Eltern telefoniert. Dann haben wir noch ein bisschen gefeiert. Am nächsten Tag hatten wir nach einem Ausflug nach Jerusalem noch eine Teamsitzung, bei der wir alles aufgearbeitet haben und bei der auch ein bisschen gefeiert wurde. In Frankfurt nach dem Heimflug sind wir schon herzlich empfangen worden. Mein Freund war auch schon da.

Blicken wir noch einmal auf das Rennen zurück. Der Verlauf der ersten 400 Meter war eher ärgerlich, oder?

Wir hatten alle mit einem schnellen Rennen gerechnet und gedacht, dass die Türkin (Anm. d. Red.: die Fünftplatzierte Dilek Tocak) Tempo machen würde. Dass dies nicht geschah, hat alle kurz überrascht. Dadurch blieb alles eng zusammen. Ich habe mir gesagt, dass ich erst einmal entspannen muss. Als ich dann weiter nach vorne laufen wollte, hat die Türkin immer wieder meinen Weg gekreuzt. Ich habe lange nicht die perfekte Lücke gefunden. Dass ich dann auf den letzten Platz zurückgefallen bin, habe ich gar nicht gemerkt. Darüber habe ich auch nie nachgedacht. Die Frage war nur, wann ich zum Endspurt ansetze. Das hätte ich vielleicht etwas früher machen sollen. Ich habe mich aber nicht irritieren lassen und nicht aufgegeben.

Wie waren die Rahmenbedingungen in Jerusalem?

Ich bin ja durch die Flugverspätung erst spät am Sonntag in Jerusalem angekommen und hatte am Montag schon meinen ersten Lauf. Eine bange Frage war, wie das Essen sein würde. Aber das war vollkommen in Ordnung. Im Hotel hatten wir Dreier-Zimmer, auch das war in Ordnung. Außer, dass es W-Lan nur in der Lobby und nicht auf den Zimmern gab. Mit uns im Hotel untergebracht waren auch noch etliche andere Nationen, deren Vertretern sind wir immer wieder auf den Gängen begegnet. Das Stadion war per Shuttlebus eine Viertelstunde Fahrt vom Hotel entfernt. Das Stadion war schon echt der Hammer und die Veranstaltung richtig gut organisiert. Von besonderen Sicherheitsvorkehrungen haben wir nicht viel gemerkt.

Wird jetzt nur noch gefeiert oder stehen noch weitere sportliche Herausforderungen auf dem Programm?

Das Feiern wird erst mal wieder vorbei sein. Am Wochenende stehen die deutschen U18- und U20-Meisterschaften in Ulm auf dem Programm. Da laufe ich noch einmal die 800 Meter. Danach werden wir es mit dem Training etwas ruhiger angehen lassen. Bei den Süddeutschen laufe ich vielleicht die 200 oder die 400 Meter, vielleicht auch noch einmal über 1500 Meter. Aber erst einmal bleiben die 800 Meter meine Paradedisziplin.

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