Ab über Bananenkisten

Gießen (lab). Bananenkiste statt Hürde, Medizinball statt Kugel: Die Kinderleichtathletik erhält mehr und mehr Einzug in das Wettkampfgeschehen. Bei den Kreis-Hallenmeisterschaften am Sonntag in Großen-Buseck integrierte man einige Disziplinen aus jener Welt. Eine Welt, die der Leichtathletik so fern scheint, ihr auf den zweiten Blick aber so nah ist.
Denn wer später eine Kugel stoßen möchte, der muss eben mit dem Medizinball beginnen.
Die Halle der Gesamtschule Busecker Tal war gut gefüllt. Etwa 140 Kinder waren am Start und zeigten: Die Vereine sind aus dem Corona-Winterschlaf erwacht. Mit dabei waren einige Gießener Talente. Frida Klein (LAZ Gießen) springt und läuft ihren Konkurrentinnen auch in der W12 davon. Über die 35 m Hürden - erst ab U12 abwärts wurde über Bananenkisten gelaufen - lief sie in 6,66 s fast eine Sekunde schneller als ihre Verfolgerinnen. Über 35 m schnappte sie sich in 5,92 gegenüber 5,91 etwas knapper vor Lia Krämer (TSG Alten-Buseck) den Sieg. Dennoch war ihre Vorlaufzeit von 5,76 s die zweitbeste aller Teilnehmerinnen. Schneller war nur Julia Berghoff (W13/LG Wettenberg) eine Altersklasse höher. In 5,74 s auf der Hallengeraden siegte sie in souveräner Manier. Mit 1,30 m im Hochsprung stellte sie zudem ihre Bestleistung aus dem vergangenen Jahr ein und gewann in kleinem Feld.
Die Kugeln wollten bei den Mädchen noch nicht ganz so weit fliegen. Ben Fiedler (LG Wettenberg) zeigte, dass es anders geht: Mit ordentlichen 9,60 m sicherte er sich den Sieg bei den M13-Jungs. Viele andere tun sich in den ersten Jahren mit der Kugel noch ziemlich schwer. Ein Grund, wieso man in Großen-Buseck bei der U12 den Medizinballstoß implementierte.
Dabei stoßen die Athleten einen 1500 g schweren Medizinball seitlich und mit einem Arm - ähnlich dem Kugelstoß. Die Kinder absolvieren vier Versuche. Alle Weiten werden addiert und durch zwei geteilt, was das Endergebnis bildet. Marlon Ruhs (LG Wettenberg) kam mit seinem weitesten Stoß auf 14 m und gewann die Konkurrenz der M11. Auch im Sprint und über die Bananenkisten lief Ruhs seinen Gegnern davon und feierte drei Siege. In der M10 sicherte sich Connor Rankin (ASC Licher Wald) den Sieg mit dem Medizinball. Lea Backhaus (TSG Alten-Buseck) gelang in der W11 sogar ein Stoß auf 15 m, was ihr einen Gesamtwert von 27,50 einbrachte. Ein überdeutlicher Sieg in ihrer Altersklasse. Teamkollegin Tiara Rühl von der TSG nahm ihr auf den 35 m etwa eine Zehntel ab und gewann diese in 6,32 s. Auch die U10 und die U16 waren in die Veranstaltung am Sonntag als »Einlagewettbewerbe« - also außerhalb der Meisterschaft - vorgesehen. Während die U16 spärlich vertreten war, war in der U10 erwartungsgemäß volles Haus. Mit dabei: Der »Dreierhopp«. Die Kinder absolvieren drei Sprünge aus dem Stand hintereinander, die gesamte Weite wird ermittelt. Carla Schott (LG Wettenberg) gelang hier als W8-Athletin mit 5,46 m der weiteste Satz des Tages. Noel Sylla (TSG Alten-Buseck) sprang in der M9 mit 5,39 m in drei »Hopps« zum ersten Platz.
Krönender und vor allem lauter Abschluss des Tages: Die Staffeln über vier Mal eine Runde. Am knappsten und vermutlich lautesten wurde es in der W11. Die LG Wettenberg mit Klara Wachsmuth, Emilia Keiner, Marina Müller und Lisa Held lief dem Quartett des TSG Alten-Buseck in 1:13,12 min nur haarscharf den Rang ab. Auch in der W9, der M11 und der M13 siegten die Wettenberger Teams.
Was darauf verweist, dass der Verein aus der Gemeinde bei Gießen eine starke Nachwuchsabteilung auch Post-Corona vorzuweisen hat. Und für die Zukunft die Hoffnung weckt, dass da, wo der Nachwuchs noch über Bananenkisten läuft und auf Weichböden springt, vielleicht die zukünftigen Weispringer und Hürdenläufer entstehen.