Abschied

Oberkleen. Fast anderthalb Jahrzehnte lang war Katharina Weber ein bekanntes Gesicht der heimischen Frauenhandball-Szene. Im Januar entschied sich die 30-Jährige, ihrem Hobby, das sie insgesamt seit gut 25 Jahren betreibt, den Rücken zu kehren und ihre aktive Karriere zu beenden. Mit ein paar Wochen Abstand zum Saisonfinale haben wir mit »Katha« über die Gründe für ihre Karriereende, die Entwicklung im heimischen Handball an sich und über ihre Zukunftspläne gesprochen.
Die erste Frage liegt bei einem Karriereende natürlich auf der Hand: warum haben Sie sich dazu entschieden?
Es ist leider so, dass mir der Spaß an meinem Hobby doch ein wenig verlorengegangen ist. Deswegen habe ich meine Entscheidung ja schon im Januar und damit recht frühzeitig getroffen. Sehr viele Spielerinneren, mit denen ich über die Jahre zusammengespielt habe und die in meinem Alter sind, haben ihre Karrieren ja mittlerweile beendet. Daher wird der Altersunterschied mittlerweile doch auch recht groß zu den anderen Spielerinnen. Hinzu kommt, dass ich ja auch ein kleines Kind habe, und ein Hobby, wenn man es so ambitioniert betreiben will wie ich, auch einen großen zeitlichen Aufwand und viel organisatorische Planung bedeutet.
Ist es besonders schade, dass ihre lange Karriere nun ausgerechnet mit dem Abstieg Ihres Vereins HSG Kleenheim-Langgöns endet?
Na klar. Generell steigt keiner gerne ab und in seiner letzten Saison schon mal gar nicht. Aber auch die letzte Saison und die Coronazeit an sich haben meine Entscheidungsfindung sicherlich beeinflusst. Denn es war eine unglaublich anstrengende Runde. Du wusstest nie, ob das Spiel am Wochenende stattfinden kann oder nicht. Du wusstest nicht, mit welchem Kader du überhaupt spielen kannst. Und dann ist es natürlich schon ernüchternd, wenn du quer durch die Republik fährst und so viel Zeit - ob am Spieltag oder in den Einheiten unter der Woche - aufwendest, obwohl du vorher bei einigen Spielen dann schon absehen konntest, dass du wohl nicht konkurrenzfähig sein wirst.
Seit vielen, vielen Jahren, ja Jahrzehnten findet sich nun erstmals kein mittelhessisches Team mehr in den höchsten drei deutschen Ligen wieder. Worin liegen Ihrer Meinung nach hierfür die Gründe?
Die Entwicklung war natürlich schon über viele Jahre abzusehen. Nach dem Rückzug des TV Mainzlar aus der Zweiten Liga ist es Kleenheim ja gelungen, sich in diesen Gefilden oder dann auch in der Dritten Liga noch zu etablieren, da ja auch viele Spielerinnen aus Mainzlar dann dort hingewechselt sind. Aber in den letzten Jahren war schon zu sehen, dass einfach zu wenig nachkommt. Ich war ja in einigen höherklassigen Vereinen aktiv und schaue auch viel Handball. Da fällt einem schon auf, wie schnell und athletisch beispielsweise der Handball in der Ersten Liga geworden ist. Wenn du es als Spielerin in diese Regionen schaffen willst, reichen die »normalen« Trainingseinheiten unter der Woche nicht aus. Da musst du einfach mehr machen, da dort ein ganz anderes körperliches Niveau herrscht. Aber viele wollen das vielleicht neben einem Job, Schule oder Studium nicht investieren. Insgesamt hat sich in Sachen Einstellung zum Sport auch viel verändert. Das ist auch etwas, mit dem ich mich nicht mehr anfreunden kann.
Welches waren die Highlights, wenn Sie rückblickend auf Ihre Karriere schauen?
Große Erfolge habe ich natürlich vor allem mit den Polizei-Auswahlmannschaften gefeiert. Da waren schon echte Highlights wie der Europameisterschaftstitel 2018 dabei. Wir hatten und haben da auch eine richtig gute Truppe zusammen, mit der es Spaß macht. Im November stehen ja auch Deutsche Meisterschaften an, übrigens in Wetzlar. Darüber hinaus war es für mich natürlich schon etwas Besonderes, dass ich mit 17 Jahren in Mainzlar in der Zweiten Liga debütieren konnte. Auch beim 1. FSV Mainz 05 habe ich in der Zweiten Liga eine gute Rolle gespielt, das bleibt schon in Erinnerung.
Wird es Katha Weber nun zukünftig langweilig werden oder gibt es schon Pläne für die nächste Zeit?
Nein, also langweilig wird mir sicherlich nicht werden (lacht). Wirkliche Pläne habe ich noch nicht gemacht, aber mich drängt ja auch zeitlich nichts. Ich war ohnehin immer recht aktiv, habe nebenbei noch Sport gemacht und werde weiterhin laufen gehen oder Athletiktraining machen. Zudem werde ich auch sicherlich hier und da mal in Kleenheim beim Training vorbeischauen, da ich den Handballsport einfach liebe. Spielen werde ich aber nicht mehr. Und ansonsten freue ich mich natürlich darüber, keine festen Termine und mehr Zeit für meine Familie zu haben, vor allem auch an den Wochenenden.