»Alles richtig gemacht«

Wetzlar/München . Dominik Stroh-Engel muss nicht lange überlegen. »Alles richtig gemacht«, antwortet der 37-Jährige gewohnt kurz und knapp auf die Frage, ob es für einen Mann seiner Qualität sinnvoll war, in Liga fünf zu wechseln. »Top Stadt. Top Club. Top Management. Top Trainer«, lässt jener Mann, der einst den SC Waldgirmes verließ, um in der großen Welt des Profifußballs anzukommen, keine Zweifel an seiner Entscheidung.
Wohl wissend: Wer einst für die Frankfurter Eintracht dreimal in der Bundesliga auflief und wer den SV Darmstadt 98 mit 27 Toren in die 2. Liga schoss, der scheint beim FC Memmingen im sportlichen Vorruhestand gelandet zu sein. Was im Falle des Profis aus dem Wetzlarer Stadtbezirk Büblingshausen auch so gewollt war. »Mein Vertrag läuft noch bis Sommer 2024. Den erfülle ich. Was danach kommt, wird sich zeigen«, hat der baumlange Angreifer eine berufliche Perspektive des Bayernligisten nach der Karriere aufgezeigt bekommen.
Die Option, sich im Junioren-Campus des Vereins im Zusammenhang mit dem Millionen-Projekt Multifunktionsgebäude einzubringen, besteht weiter. »Vielleicht ergibt sich aber auch etwas anderes«, hält sich Stroh-Engel alle Möglichkeiten offen. Eine Rückkehr nach Mittelhessen hält er für ebenso möglich wie ein Trainer- oder Spieler-Engagement irgendwo anders, »es muss halt alles nur richtig gut passen.«
So wie zurzeit in der »Stadt mit Perspektiven«, wie sich Memmingen in vielen Slogans selbst bezeichnet. In der Vorrunde 2021/22 war der Stürmer noch für den österreichischen Drittligisten FC Kufstein am Ball, er wechselte aber Anfang des vergangenen Jahres nach Oberschwaben. In Tirol hatte der Hauptsponsor kein Interesse mehr. Berufsspieler waren also nicht mehr zu finanzieren. »Da kam mir die Offerte des FC Memmingen, die sich sehr um mich bemüht hatten, gerade recht.«
Dass er mit dem FCM aus der Regionalliga Bayern nach nur zwei Siegen in 14 Partien abstieg, wundert ihn noch heute. Dass der Club angesichts beeindruckender Investitionen in ein neues Gelände und ein Leistungszentrum für den Nachwuchs aber wieder nach oben möchte, ja muss, ist klar. Was funktionieren könnte. Die Truppe von Trainer Stephan Baierl, der einst den SSV Ulm in der Regionalliga Südwest unter seinen Fittichen hatte, hat Rang zwei sicher und nimmt an der Relegation teil. Spitzenreiter SV Schalding-Heining steht als Aufsteiger in die Regionalliga Bayern fest.
Relegation
Und diese Relegation sollte machbar sein, bestätigt auch Dominik Stroh-Engel. »Da sind wir keinesfalls Außenseiter.« Mit bisher neun Treffern hat »Dodo«, wie ihn seine Freunde nennen, zum Gelingen des Memminger Projekts »Wiederaufstieg« beigetragen. Es ist eine Quote, mit der der 37-Jährige, der mit seiner Freundin Eve weiter in Unterhaching lebt und täglich die rund 100 Kilometer nach Memmingen pendelt, zufrieden ist. »Ich hatte heuer nicht so wahnsinnig große Einsatzzeiten, habe aber meine Tore gemacht«, ist der Stürmer mit sich im Reinen. In 32 von 33 möglichen Partien gehörte er zum Kader, 17-mal stand er in der Startelf, elfmal wurde er eingewechselt.
So auch beim 2:0-Erfolg im kleinen ESV-Stadion des FC Ingolstadt II, als er nach 73 Minuten den Rasen betrat und drei Minuten später den zweiten FCM-Treffer markierte. Nur Pascal Maier war bislang erfolgreicher. An seiner Seite möchte Dominik Stroh-Engel in den kommenden Wochen seinen Beitrag dazu leisten, dass der FC Memmingen wieder in die Regionalliga zurückkehrt. »Schließlich gehört ein Verein aus einer Stadt, in der ich arbeiten darf, während andere hier Urlaub machen«, mindestens in Liga vier.«
Dominik Stroh-Engel (37) spielte nach seinen Jugendjahren beim RSV Büblingshausen und beim FC Burgsolms sowie seinem Engagement beim damaligen Landes- und Oberligisten SC Waldgirmes ab 2005 für insgesamt neun Profivereine: Eintracht Frankfurt, SV Wehen Wiesbaden, SV Babelsberg, SV Darmstadt 98, Karlsruher SC, SpVgg. Unterhaching, FC Kufstein und FC Memmingen. Er absolvierte 22 Bundesligaspiele, 49 Partien in der 2. Liga (elf Tore) und 242 in der 3. Liga, in der er 69 Treffer markierte. Besonders in Erinnerung geblieben sind seine 27 Drittliga-Treffer, mit denen er 2014 den SV Darmstadt 98 in die 2. Liga schoss. (afi)