1. Startseite
  2. Sport
  3. Lokalsport

An Tagen wie diesen

Erstellt: Aktualisiert:

gispor_0505_NEU_060523_4c_1
Ball vertändelt, Chance vergeben: Hendrik Wagner unterliegt mit der HSG Wetzlar in Hamburg. Foto: Ben © Ben

Hamburg/Wetzlar. »Knacken sie Jens Vortmann?« Reporter Jürgen Müller stellte diese Frage via Sky kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit. Die bittere Antwort aus Sicht der HSG Wetzlar: Nein! Der Ersatzmann des bis zum Saisonende verletzt ausfallenden »Jogi« Bitter stand seinem prominenten Kollegen am Sonntagnachmittag in nichts nach. Der 35-Jährige brachte wie sonst der frühere Nationalkeeper die Grün-Weißen schier zur Verzweiflung.

22 Paraden durfte Vortmann sein Eigen nennen, sein HSV Hamburg besiegte mit diesem überragenden Rückhalt die Wetzlarer am Ende mit 24:21 (13:13).

HSV Hamburg - HSG Wetzlar 24:21

»Es gibt so Tage. Manchmal weiß man dann gar nicht mehr, wie man den oder den Ball gehalten hat. Es war heute eben so«, lächelte der Matchwinner der Hanseaten hinterher in die Kameras. »Das war scheiße«, fasste Lenny Rubin derweil die schwache Ausbeute der HSG zusammen. »Wir haben schlecht geworfen, er hat gut gehalten und uns den Zahn gezogen«, erklärte der Schweizer, der selbst lediglich einen Treffer im Kasten des in Katsigiannis-Look aufgelaufenen HSV-Zerberus unterbringen konnte.

Besser machte es Stefan Cavor. Am Donnerstag beim Heimerfolg gegen Lemgo mit seiner Quote noch unterirdfisch unterwegs, eröffnete die Partie vor 3268 Zuschauern in der Sporthalle Hamburg mit einem Doppelpack.

Aus dem schnellen 2:0 wurde zwar aufgrund einiger technischer Fehler und der ersten Phase des Vortmann-Warmwerfens ein 3:5-Rückstand (9.). Doch als Lukas Becher, neben Cavor und Torhüter Anadin Suljakovic der beste Wetzlarer an diesem Nachmittag, per Siebenmeter auf 7:5 (15.) für seine Farben stellte, schien der Weg zum nächsten Auswärtscoup der laufenden Runde geebnet.

Dass das Pendel in der folgenden Viertelstunde und vor allem im Verlauf der zweiten Halbzeit doch wieder in Richtung der Mannschaft von Trainer Torsten Jansen ausschlug, lag - natürlich - an Vortmann. Aber die HSG, hinten eigentlich ganz solide stehend, stand sich vorne speziell in den Überzahlsituationen selbst auf den Füßen. Sinnbild für die eklatante Ausnutzung von Hamburger Zeitstrafen war Jonas Schelkers Pass bei sechs gegen vier in die Arme eines HSV-Verteidigers.

Rubins einziger Tagestreffer, ein Verzweiflungs-Handgelenkwurf, bedeutete nach 38 Minuten das erste offensive Erfolgserlebnis in Überzahl. Zu wenig, um die beileibe nicht überragenden Gastgeber ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Zumal Magnus Fredriksen, gegen Lemgo noch der Motor der HSG-Offensive, keinen guten Tag erwischt hatte.

Ole Klimpke, spät für den Norweger gekommen, konnte es auch nicht mehr richten. Tim Rüdiger, über weite Strecken des zweiten Durchgangs auf Rechtsaußen für Lars Weissgerber auf der Platte, bekam gefühlt keinen Ball in die Hände, sondern musste bei seinem Erstliga-Comeback tatenlos mitansehen, wie der Gegner vorentscheidend auf 22:17 (55.) davonzog.

Erst als es fast zu spät war, kämpften sich die Wetzlarer noch einmal näher heran. Vielleicht irgendwie im Hitnerkopf, dass Abstiegskampf-Hauptkonkurrent Minden in Leipzig bis in die Schlusssekunden auf Siegkurs lag. Dort, in Sachsen, rettete SC-Schlussmann Kristian Saeveras mit einer Parade gegen GWD-Spielmacher Mohamed Darmoul einen Zahler, so dass der Abstand zwischen Platz 16 (Wetzlar) und 17 (Minden) lediglich auf drei Zähler zusammenschmolz.

In Hamburg wiederum war Jens Vortmann mit seiner Karriere-Bestleistung der gefeierte Mann des Tages - und hinterließ etwas ratlose Gäste. Die nun am Donnerstag (19.05 Uhr) das wichtige Heimspiel gegen Schlusslicht Hamm vor der Brust haben. »Und ich verspreche jetzt schon, dass wir die Dinger da wieder reinhauen«, sagte Lenny Rubin. Dann schaun mer mal. »Knacken sie Bozic?« heißt es dann.

Hamburg: Vortmann, Pinski (n.e.) - Schimmelbauer, Mortensen (7/2), Weller (1), Ossenkopp, Axmann (5), Andersen (2), Bergemann, Theilinger (2), Feit, Valiullin (3), Baijens (4).

Wetzlar: Till Klimpke (bei einem Siebenmeter), Suljakovic - Nyfjäll (2), Schmidt (2), Ole Klimpke, Becher (4/2), Weissgerber (1), Schelker (2), Fredriksen (1), Pliuto, Wagner (1), Rüdiger, Mellegard, Rubin (1), Cavor (7).

Schiedsrichter: Blümel/Lopaschewski (Berlin) - Zuschauer: 3268 - Zeitstrafen: Hamburg fünf (Weller, Axmann zwei, Theilinger, Valiullin), Wetzlar drei (Nyfjäll drei, rote Karte 60.) - verworfener Siebenmeter: Mortensen (Hamburg) scheitert an Till Klimpke (37.).

Auch interessant