Blau-Gold legt in einem Jahr 34 Prozent zu

Gießen . Von »insgesamt erfreulich« und einer »positiven Entwicklung« sprechen Heinz Zielinski und Henry Mohr, der Vorsitzende des Sportkreises Gießen und der Chef der heimischen Fußballer, der ebenfalls im Sportkreis-Vorstand aktiv ist. Dabei haben sie die alljährliche Mitglieder- und Vereinserhebung des Landessportbundes Hessen (LSBH) im Blick; und diese für die Jahre 2022 und 2023 auf die heimische Sportlandschaft heruntergebrochen.
Das ist diesmal besonders interessant, weil die Corona-Pandemie für einige Rückgänge an Mitgliedschaften und Veränderungen verantwortlich war. »Es war schockierend, wie stark die Zahlen in dieser Altersklasse eingebrochen sind«, hebt LSBH-Präsidentin Juliane Kuhlmann als Beispiel die Kinder bis 14 Jahre als besonders betroffen heraus. Umso mehr erfreuen die aktuellen 2023er Zahlen. So weist die Bilanz aus, dass inzwischen 5000 Kinder mehr in dieser Altersspanne in hessischen Vereinen aktiv sind als vor der Pandemie. »Die Aufholjagd jetzt zeigt, dass unsere Vereine nach wie vor attraktiv für Kinder sind«, ist Kuhlmann mit dem Ergebnis der jüngsten Erhebung zufrieden.
Was auch für den Sportkreis Gießen zutrifft. »Wir haben einen Zuwachs von knapp zwei Prozent«, schließt sich Heinz Zielinski dem allgemeinen Tenor an. Damit sind über 100 000 Mitgliedschaften in den 370 heimischen Sportvereinen zu notieren. Im Ranking von Hessens Sportkreisen nimmt Gießen damit den achten Platz ein und sieht vornehmlich die Sportkreise aus den Rhein-Main-Ballungsgebieten vor sich. Das heißt, dass rund 30 Prozent der Bevölkerung des Landkreises Gießen in der größten Personenvereinigung des Landes Hessen in Sportvereinen aktiv sind. Wobei in den ländlichen Kommunen ein größerer Organisationsgrad festzustellen ist als in der Universitätsstadt.
Interessant sind dabei die Details. Beispielsweise im Blick auf den Nachwuchs. »Die klassischen Turnvereine haben Zuwachs bei den Jüngsten«, weiß Zielinski um die Kraft des Kinderturnens. Henry Mohr dagegen freut, dass ab dem Alter von sieben Jahren der Fußball ein immer stärkerer Renner ist. Ähnlich wie in Hessen sind auch im heimischen Sportkreis ein starker Jugendbereich und viele Mitgliedschaften über 60 Jahre festzustellen. Überdurchschnittliche Zuwächse verzeichnet auch die Altersspanne zwischen 30 und 45 Jahren. Hierfür zeichnet vornehmlich das Klientel der jungen Frauen verantwortlich und macht sich nach den Erfahrungen der Sportkreis-Vertreter auch das Eltern-Kind-Turnen in der Statistik bemerkbar.
Der Blick auf die heimischen Vereine fällt zwiespältig aus. »Bei den ganz großen Vereinen hat sich wenig getan«, sagt Zielinski und blickt auf stabile Größen wie die TSF Heuchelheim (bei 2309 Mitgliedern zum Jahreswechsel 13 weniger als im Jahr zuvor), den TSV Krofdorf-Gleiberg (2299), den MTV 1846 Gießen (2289, 81 mehr), den TV Lich (1686) und den TV Watzenborn-Steinberg (1640).
659 neue Mitglieder
Zwei Sonderfälle dürfen da nicht unerwähnt bleiben. Zum einen die Gießener Sektion des Deutschen Alpen-Vereins (DAV), bei dem die Mitgliedschaft sehr oft zur Nutzung von Vereins-Hütten bei Bergwanderungen dient. Mit 2948 Mitgliedschaften und einem Zuwachs von 248 führt die Sektion Gießen-Oberhessen die heimische Liste an. Zum anderen die TSG Blau-Gold Gießen. Der ehemalige Tanzsport- und heutige Vielsparten-Verein glänzt mit einer Zunahme von 659 auf 2625 Mitgliedschaften (was 34 Prozent entspricht), hat aber mit den daraus resultierenden Problemen zu kämpfen. »Der Verein braucht eine Heimat«, weist der Sportkreis-Vorsitzende auf die über das ganze Stadtgebiet verteilten Trainingsstätten hin. Es passt aber ins Bild. Denn wenn Heinz Zielinski sagt »Im Landkreis und in den meisten Kommunen sind wir gut aufgestellt«, dann beinhaltet das auch die Aussage, dass in Gießen selbst im Blick auf die sportliche Infrastruktur einiges im Argen liegt.
Im Schnitt zählen die Vereine in Stadt und Land rund 150 Mitgliedschaften. Paradebeispiele sind hier der Verein der Pferdefreunde Alten-Buseck (155), der Verein zur Förderung des Fahrsports mit Pferden Lich (154), der SV Blau-Weiß Espa (153), der Judo-Club Grünberg (152), der Hungener Tanz-Club Blau-Gelb (150), der Sportverein Altenhain (147) und der VfB 1900 Gießen (147), der weiter stark schrumpft. Aber das ist eine andere Geschichte.
Kleine Vereine mit Problemen
Allerdings weist die LSBH-Statistik auch 40 Prozent der Clubs mit unter 100 Personen aus. Probleme sieht Heinz Zielinski vor allem auf die Vereine mit nur wenigen Mitgliedschaften zukommen. »Die kleineren Vereine werden Schwierigkeiten haben«, blickt er hier auf in den meisten Fällen so gut wie keine personellen Zuwächse. So sind auch neben der FSG Lollar/Staufenberg, die sich wieder in die Stammvereine Eintracht Lollar und SV Staufenberg aufgelöst hat, der Radfahr-Verein Germania Lollar, Freizeit-Sport Rotes-Kreuz Inheiden, der Verein für Gesundheitssport Grünberg, die BSG Racketeers Gießen und der Boule-Club Linden im Vergleich zu 2022 nicht mehr dabei und haben sich aufgelöst.
Was aber am Fazit der beiden Sportkreis-Vertreter nichts ändert. »Wir blicken auf viele sportlich aktive Menschen im heimischen Land- und Sportkreis.« Nach den Jahren der Pandemie ist das ja keine Selbstverständlichkeit.
1. DAV, Sektion Gießen-Oberhessen 2948 Mitglieder, + 248 (gegenüber 2022)
2. TSG Blau-Gold Gießen 2625, + 659
3. TSF Heuchelheim 2309, - 13
4. TSV Krofdorf-Gleiberg 2299, - 52
5. MTV 1846 Gießen 2289, + 81.
6. TV Lich 1686, - 11
7. TV Watzenborn-Steinberg 1640, + 27
8. TV Großen-Buseck 1549, + 44
9. TSV Lang-Göns 1487, + 25.
10. TV Großen-Linden 1444, + 76
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362. Gehörlosen-Sportverein Gießen 15, 0
363. Verein für Bewegung und Reisekultur Biebertal 12, + 12
364. 1. Grünberger Dartverein 11, 0
365. Breitensportverein Lio Gießen 10, 0
365. Basketballclub Turbine Gießen 10, - 4
367. Intosports Steinbach 8, - 1
367. Modellflugsportverein Staufenberg 8, 0
369. Rehasportverein Gießen-Wetterau 7, 0
370. Reitverein Erlenhof Pohlheim 3, - 1