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Copy and paste

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Kassel. Ben Matschke schritt kopfschüttelnd in die Kabine, seine Spieler taten es dem Chefcaoch wenige Momente später gleich. Die HSG Wetzlar war nur Nebendarsteller an diesem Derby-Abend, die die große Bühne gehörte dem Gegner.

MT Melsungen - HSG Wetzlar 27:22

Die MT Melsungen setzte sich im Duell der hessischen Handball-Bundesliga-Rivalen deutlich und verdient mit 27:22 (13:12) durch - und blies danach auf dem Parkett der Kasseler Rothenbach-Halle zur großen Verabschiedungssause.

Das Gleiche steht den Lahnstädtern am Sonntag beim eigenen Heimspiel-Saisonabschluss gegen Minden noch bevor. Am Mittwochabend hätten aber alle, die es mit den Wetzlarern halten, bereits die Tastenkombination »copy and paste« drücken können. Leipzig ließ grüßen.

»Migge« Rühl hatte es vor dem Spiel eher noch beiläufig erwähnt. »Wir werfen die gegnerischen Torhüter in letzter Zeit alle berühmt.«

So war es auch in stimmungsgeladener Derby-Atmosphäre, denn die HSG-Schützen suchten sich insgesamt 13 Mal die Ecke aus, in die Silvio Heinevetter hinflog oder wo er bereits stand. Der Nationaltorhüter, der die MT nach Rundenende Richtung Stuttgart verlässt, zog den Gästen immer dann, wenn es nur ein bisschen knapper wurde, den offensiven Zahn.

Noch gravierender aber war, dass HSG-Motor Magnus Fredriksen überhaupt nicht zu seinem Rhythmus und die Mitspieler mit seinen Ideen oder Pässen zu keinem Moment fand. Irgendwann schlich der Regisseur auf die Bank und machte dem dann aber auch nicht viel besseren Filip Mirkulovski Platz.

Schon zu diesem Zeitpunkt war der Verlauf der Begegnung vor 3837 Fans (darunter eine hörbare Abordnung aus Wetzlar) eine Blaupause zum Auftritt der Matschke-Mannen am Samstag zu Hause gegen Leipzig. Gegen die 5:1-Abwehr der Mittelhessen suchte und fand vor allem Kai Häfner immer wieder Durchbruch-Lücken, so dass es nach 16 Minuten 9:6 für Melsungen lautete. Schon vier Minuten früher hatte sich der dieses Mal glücklose Gennadiy Komok aus dem Kasten begeben, und Anadin Suljakovic war zwischen die Pfosten gerückt.

Der lange verletzte gebürtige Bosnier führte sich - auch zum Glück für seine enorm rackernden Vordermänner um den aufmerksamen Ex-MT-Granden Felix Danner - mit tollen Paraden ein. Die etatmäßige Nummer zwei hinter Till Klimpke (der verletzte Nationaltorhüter wurde am Mittwoch wie Stefan Cavor wegen dessen Kreuzbandriss bereits operiert) war neben den sich häufenden Ballgewinnen und den dadurch entstehenden leichten Gegenstoßtreffern mitverantwortlich dafür, dass es zur Pause nur 12:13 aus Sicht der Gäste stand.

Analog zum Samstag hatte die HSG auch in Kassel stets am Ausgleich geschnuppert, ohne ihn zunächst final herzustellen. Das blieb so, nachdem Lenny Rubin in der ersten Aktion nach dem Wechsel an Heinevetter scheiterte. Das Kopiergerät konnte wieder angeworfen werden, die Wetzlarer gerieten mit zunehmender Spieldauer immer weiter ins Hintertreffen. Die Musik spielten weder der unermüdlich kämpfende, aber leider auch ständig mit den Schiedsrichtern hadernde Olle Forsell Schefvert noch Fredriksen, der es nochmal für neun Minute in Durchgang zwei probierte.

Gebrauchter Abend

Melsungen führte an diesem gebrauchten Abend für die HSG den Taktstock. Über ein 21:16 (45.) und 25:18 (56.) gingen die Gastgeber mit einem Fünf-Tore-Vorsprung über die Ziellinie.

Und ließen enttäuschte Gegner zurück. »In der zweiten Halbzeit war unsere Angriffsleistung einfach zu schwach«, urteilte Felix Danner. »Das reicht nicht für ein Derby«, ergänzte Olle Forsell Schefvert treffend. Fest steht: Eine Vorstellung wie die in Kassel reicht in keinem Bundesliga-Duell, um als Sieger vom Feld zu gehen. Erst recht nicht für Melsunger in dieser Verfassung. Und der Traum vom sechsten Platz und der Europa-League-Teilnahme ist in ganz weite Ferne gerückt.

Melsungen: Simic (n.e), Heinevetter - Kühn (6), Reichmann (5/4), Drosten, Arnar-sson, Allendorf (5), Gomes (3), Kalarash, Häfner (6), Sahin, Hörr, Petersson (1), Fuchs, Kuntscher.

Wetzlar: Suljakovic (12. bis 47), Komok - Srsen (2), Ny-fjäll (2), Boczkowski (n.e.), Ole Klimpke (1), Mirkulovski, Danner, Weissgerber (3), Holst (3/3), Fredriksen, Forsell Schefvert (5), Okpara (n.e.), Mellegard , Rubin, Novak.

Schiedsrichter: Hannes/Hannes (Aachen/Frankfurt) - Zuschauer: 3837 (in Kassel) - Zeitstrafen: Melsungen fünf (Kühn, Kalarash zwei, Petersson zwei), Wetzlar drei (Danner zwei, Nyfjäll) - verworfener Siebenmeter: Holst (Wetzlar) wirft übers Tor (51.).

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