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Corona stoppt deutsche Rollis

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Wetzlar . Thomas Böhme überlegt einen Moment. »Nein, nein, für die Katz« war der Trip nun wirklich nicht.« Aber? »Nun ja, anstrengend war er schon!« Zwölf Stunden im Flugzeug von Frankfurt nach Singapur, zwei Stunden Aufenthalt, dann nochmal acht von Singapur nach Sydney. »Wenn du einen kompletten Tag unterwegs bist, dann noch drei Stunden im Bus sitzt und schließlich nach der Ankunft gleich noch eine Trainingseinheit dranhängst, dann fällst du abends ins Bett.

«

Deswegen: Große Vorfreude »auf den einzigen Kontinent, den ich noch nie bereist hatte«, kaum Jetlag nach der Ankunft in Australien, aber Ernüchterung nach nur zwei von eigentlich sechs geplanten Partien, weil die normalerweise zweiwöchige Reise der deutschen Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft durch einen Corona-Ausbruch nur zu einem Kurztrip wurde. Bundestrainer Nicolai Zeltinger, sein Sportpsychologe Sebastian Altfeld sowie Physiotherapeutin Lena Weins waren betroffen und mussten sich sieben Tage in Isolation begeben. Das Trainingslager in Canberra wurde schließlich abgebrochen, da auch andere Mannschaften sowie der australische Teambetreuer der deutschen Mannschaft betroffen waren.

Also flog »Tommy« Böhme schneller wieder nach Hause, als es ihm eigentlich lieb war. Ehe ihn nach auftretenden Erkältungssymptomen während des Flugs und einem sofortigen Test bei Teamarzt Dr. Walter Staaden die bittere Erkenntnis erreichte, dass auch ihn Covid-19 erwischt hatte. »Da ich meine Freundin Franziska nicht gefährden wollte, bin ich einige Tage in die Wohnung unseres Neuzuganges Matthias Güntner gezogen«, berichtet der 31-Jährige, der den August nutzen möchte, um sich wieder vollständig zu erholen. Anfang September bittet Vereinstrainerin Janet Zeltinger, die sich zurzeit zusammen mit Tochter Kaylie bei ihrem Vater in Vancouver befindet, zum ersten Training. Dann strebt Böhme mit dem Club nicht nur die nationale Titelverteidigung an, sondern will sich auch topfit für die vom 16. bis 27. November stattfinden Weltmeisterschaften in Dubai präsentieren. Vor Ort in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist in diesen Tagen Bundestrainer Nicolai Zeltinger, der nach seiner Isolation an den Persischen Golf geflogen ist, um sich die Unterkünfte sowie Spiel- und Trainingsstätten für die WM anzuschauen. »Gerne hätten wir noch die letzten Testspiele durchgeführt«, so der in Gießen-Allendorf lebende Bundestrainer mit Blick auf weitere Vergleiche gegen Australien und Japan: »Der positive Teamspirit ist aber schon in den ersten Tagen aufgeblitzt. Sicherlich haben hier auch die neuen Impulse von unserem Sportpsychologen Sebastian Altfeld gegriffen!«

Beim 65:50-Erfolg gegen die australische Junioren-Auswahl ließ Zeltinger viel rotieren und ausprobieren. Thomas Böhme markierte elf Punkte, der aus Wiesbaden nach Wetzlar gewechselte Matthias Güntner, der nach dem abgebrochenen Trainingslager in Australien noch einige Tage Urlaub dranhängte, kam auf zwei Zähler. Bei der 59:65-Niederlage gegen die Herren aus Down Under, für die auch RSV-Teamkollege Jannik Blair sowie der ehemalige Lahn-Dill-Center Michael Auprince auf dem Feld standen, gelangen Böhme neun und Güntner vier Punkte.

Die beiden deutschen Tests gegen Japan mussten in Canberra ebenso ausfallen wie noch zwei weitere geplante gegen Australiens Herren. Also kam es auch nicht zu einem Wiedersehen mit dem drei Jahre an der Lahn aktiven Hiroaki Kozai sowie mit RSV-Big-Man Reo Fujimoto, der den Trip in die 400 000 Einwohner zählende Metropole im Landesinneren Australiens dennoch nicht vergessen wird. Auch den 38-Jährigen erwischte Corona, so dass er die Rückreise seines Teams nach Tokio nicht mitmachen konnte. Eine Woche verbrachte der Mann aus Shizuoka alleine in einem Hotelzimmer, ehe er das Land wieder verlassen durfte. Für manch einen war der Trip über den Pazifik dann doch irgendwie für die Katz«.

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