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»Das kratzt an der Ehre«

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Von: Rolf Birkhölzer

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Miva Hendrich (l.) hat Ball und Gegner Kian Golafra voll im Griff. Foto: Schepp © Schepp

Fernwald (bir). Für einen Paukenschlag in der Fußball-Hessenliga sorgte am vergangenen Wochenende der FSV Fernwald mit dem 6:1-Kantersieg im mittelhessischen Derby gegen den SC Waldgirmes. Zwar war die Favoritenrolle vorher schnell verteilt, wenn der Tabellenvierte aus Fernwald gegen den Rangelften aus der Lahnaue spielt, aber Derbys haben bekanntlich ja ihre eigenen Gesetze.

Dazu war der FSV in der Woche zuvor in seiner Erfolgsserie mit acht Partien ohne Niederlage und fünf Dreiern in Folge mit dem 1:4 in Erlensee gestoppt worden, und der SCW dagegen konnte einen überzeugenden 5:1-Erfolg gegen Viktoria Griesheim feiern.

Fernwalds Trainer Daniyel Bulut, der selber von 2017 bis 2019 das Waldgirmeser Hessenliga-Team trainiert hat, war vorher nicht so optimistisch: »Wir haben in der Woche zuvor wegen einigen Verletzten und Kranken nicht richtig trainieren können, wir hatten teilweise nur zwölf Spieler im Training. Dazu fielen neben den angeschlagenen Yannis Grönke und Agon Dervishi wegen ihrer Sperren noch die Stammkräfte Louis Goncalves, Nicolas Strack und Elmir Muhic aus. Da weiß man nicht, was kommt.«

Aber was er in den 94 Minuten auf dem Kunstrasenplatz an der Oppenröder Straße erlebte, begeisterte den 42-jährigen A-Schein-Inhaber: »Die Jungs haben gezeigt, was sie drauf haben, und der Sieg war vollauf verdient, wenn auch etwas zu hoch, 4:1 hätte mir auch gereicht.«

Diese spaßige Schluss-Bemerkung zeigt, dass Bulut »immer noch Sympathien für den SCW« hat, denn »ich habe in Waldgirmes viele Freunde gefunden und wünsche dem SC für die restliche Runde alles Gute und viel Erfolg.« Einen gelungeneren Einstand beim FSV hätte sich Jonas Schwabe, der im letzten Oktober von der U19 des FSV Mainz 05 nach Fernwald gekommen war, und im Derby zu seinem ersten Einsatz von Beginn an kam, nicht wünschen können.

»Für seinen ersten Hessenliga-Einsatz, und dann noch im Derby und vor ca. 500 Zuschauern war es eine ordentliche Leistung. Man sieht, dass er gute Ansätze hat und gut ausgebildet ist. Darauf kann man aufbauen«, war sein Trainer »zufrieden mit ihm.«

Die Lahnauer dagegen enttäuschten auf der ganzen Linie, sowohl mit einer unsicheren Abwehr wie auch in der Offensive, wo es nur zu ganz wenigen Torabschlüssen kam. Auch Sturmspitze Felix Erben hatte wegen der mangelnden Unterstützung seiner Zulieferer nur eine echte Torchance, aber die nutzte der Torjäger zu seinem 20. Saisontreffer in der 46. Minute per Kopf zum 1:2-Anschlusstreffer.

»Wir hatten mit Kevin Bartheld einen verletzungsbedingten Ausfall, den wir momentan nicht kompensieren können. Aber wir haben ja nicht zum ersten Mal solch eine Klatsche bekommen, in Stadtallendorf beim 1:7 war es auch so. Fernwald war stärker, keine Frage, aber wir dürfen uns in einem Derby nicht so abschlachten lassen, das war peinlich«, war Erben maßlos enttäuscht. Auf der anderen Seite trug Erdinc Solak mit zwei Treffern maßgeblich zum Erfolg seiner Truppe bei. Nachdem er bei seiner Solo-Aktion gegen drei Gegner auf engstem Raum und anschließendem Torabschluss aus spitzem Winkel zum 5:1 seine vorzügliche Technik genutzt hatte, war sein präzise getroffener Volleyschuss in den Torwinkel zum 6:1 ein Treffer der Marke »Traumtor«. »Ja, den habe ich gut getroffen. Aber Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir so hoch gewinnen, auch wenn die letzten Derbys zu unseren Gunsten ausgingen. Unser Plan war es, abzuwarten und dann schnell umschalten, das ist schon beim 1:0 und 2:0 gut gelungen«, fand Solak, der im übrigen »von Waldgirmes mehr erwartet« hatte.

»Ärgerlich«

Mehr erwartet hatte natürlich auch SC-Trainer Mario Schappert von seinem Team: »Ich kann aus dem Spiel nur sehr wenig Positives mitnehmen. Es ist doppelt ärgerlich, so auf den Sack zu bekommen; wegen der Punkte und dann im Derby. Das kratzt an der Ehre. Schon gegen Stadtallendorf und gegen Erlensee waren wir zuletzt vorne zu harmlos. Wenn, wie am Wochenende, die Konkurrenten gegen den Abstieg gewinnen, wird der Abstand immer geringer. Bis auf das Spiel gegen den FC Gießen treffen wir in den nächsten Partien auf direkte Konkurrenten, da wäre ich gerne mit einem Punkt aus dem Derby und einem guten Gefühl angetreten.«

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