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Der Trainer rutscht in die Herzen der Fans

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Frankfurt (pep). Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Zum vierten Mal in sieben Jahren, seit 2017, steht die Frankfurter Eintracht in einem Finale. Dreimal DFB-Pokal, einmal Europa-League. Zweimal haben die »Adler« die Pokale gewonnen, 2018 den deutschen Cup, 2022 den Europacup, dazu hat das Team 2019 noch im Halbfinale des Europapokals gestanden.

Sportvorstand Markus Krösche sagte nach dem 3:2-Sieg im Halbfinale beim VfB Stuttgart: »Wir können K.o.-Spiele, wir können Endspiele«. Wer wollte ihm da widersprechen. Am 3. Juni treffen die Frankfurter im Olympiastadion auf Leipzig. Für viele sind sie Außenseiter in diesem Endspiel gegen den Titelverteidiger, die Frankfurter selbst sehen dies anders. »Wir haben mindestens genauso gute Chancen wie Leipzig«, sagt Krösche. Der Abend von Stuttgart war nach den dramatischen fast 100 Minuten auch ein Abend der Antworten. Und sie sind nahezu alle positiv ausgefallen.

Trainer Oliver Glasner, zuletzt nach neun Bundesligaspielen ohne Sieg stark in der Kritik, ist wieder mitten drin statt nur noch dabei. Glasner hat vieles richtig gemacht, vor allem hat er nach einer schwachen ersten Halbzeit und dem folgerichtigen 0:1-Rückstand in der Pause die richtigen Knöpfe gedrückt.

»Der Trainer hat in der Kabine zur Halbzeit die richtigen Worte gefunden und die Spieler an ihre Stärken erinnert«, lobte Sportchef Krösche. Nur zwei Video-Sequenzen habe man gezeigt, sagte Glasner, »wir haben mehr Tiefe im Spiel gebraucht.« Und er hat die Spieler daran erinnert, dass sie auch in der Champions-League in Lissabon einen Halbzeitrückstand gedreht hatten. Hört sich einfach an. Wie auch immer, auf einmal stand eine andere Eintracht auf dem Platz. Ruckzuck wurde die Partie gedreht, Tore von Evan Ndicka, Daichi Kamada und Randal Kolo Muani stellten die Weichen auf Sieg.

»Ich bin sehr erleichtert und wahnsinnig stolz auf meine Mannschaft«, sagte Glasner, »wir sind im zweiten Jahr seit ich bei der Eintracht bin zum zweiten Male im Finale. Das zeigt, was für eine geile Truppe wir sind. Ich bin einfach stolz, welchen Spirit wir hier entwickelt haben.« Die Schlacht von Stuttgart hat auch gezeigt, welch guter Trainer der Österreicher ist. Vermutungen, er könne nicht mehr zu allen Spielern durchdringen, haben sich als haltlos erwiesen. Glasner ist seit Stuttgart noch mehr ein Frankfurter. Erst sang er vor der Kurve aus voller Kehle die Hymne »Wir haben die Eintracht im Endspiel gesehen«…, dann machte er gleich zweimal den »Diver«, wie vor einem Jahr in Barcelona und nach dem Finale von Sevilla. »Das gehört bei solchen Triumphen einfach dazu«, sagte er.

Es sei Glasner gegönnt und zugestanden, dass er nach dem nervenaufreibenden Spiel auch seine ureigene Gefühlslage schilderte. Er sei schließlich zum ersten Mal bei einem solchen Traditionsverein. »Wir sind Neunter in der Liga, haben im Achtelfinale der Champions-League gestanden und stehen nun im Endspiel des DFB-Pokals, das zeigt, welche Grenzen wir verschoben haben«, zählte er auf, »zuletzt hatte man das Gefühl, das wäre alles nicht mehr gut genug. Da kann ich oft nichts mit anfangen.«

Der Trainer lobte seine Mannschaft voller Respekt. Er stellte heraus, dass ausgerechnet Evan Ndicka und Daichi Kamada, die den Klub verlassen werden, die ersten beiden Tore erzielt hatten. »Alle geben alles für den Sieg, alles für die Mannschaft, dieses Urvertrauen haben wir aufgebaut«, sagte Glasner, »es ist völlig Quatsch, dass die beiden oder andere nicht mehr mit ganzem Herzen dabei wären. Ich lege für meine Jungs die Hand ins Feuer«. Auch diese Fragen wurden im brodelnden Kessel des Neckarstadions beantwortet.

Noch ist nicht alles gut bei der Eintracht, das Erreichen eines internationalen Wettbewerbs liegt noch in der Ferne. Aber vieles ist wieder auf der richtigen Bahn. Axel Hellmanns Bekenntnis zum Klub war ein guter Anfang der Woche, der Sieg von Stuttgart eine großartige Fortsetzung. Glasners Position ist deutlich stabilisiert. Die Spieler haben bewiesen, »dass sie auf den Punkt da sein können«, wie Chef Hellmann sagte. Auch das eine Antwort auf viele Fragen der letzten Wochen. 2,8 Millionen Euro hat der Sieg den Frankfurtern an DFB-Prämie eingebracht.

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