Derby ist früh entschieden

Gießen. Die Gießen Golden Dragons haben im Kampf um den Klassenverbleib in der GFL2 Süd ein dickes Ausrufezeigen gesetzt. Im Hessenderby gegen die Wiesbaden Phantoms trumpften die heimischen American Footballer am Samstagabend mit 55:14 auf. Den Grundstein für diesen Erdrutscherfolg legten die Gießener bereits im ersten Viertel, 21:0 stand es zu Beginn der ersten Viertelpause.
Gießen Golden Dragons - Wiesbaden Phantoms 55:14 (21:0/6:0/14:0/14:14): »Wir haben dem Gegner direkt zu Beginn den Wind aus den Segeln genommen«, fasste ein sichtlich zufriedener Headcoach Michael Anderl die Anfangsphase in wenigen Worten zusammen.
Und das sah auf dem Feld wie folgt aus: Die Gießener Verteidigung bewies sich erneut als hellwach, so wurde gleich der zweite Spielzug für die Gäste zum Fiasko. Dragons-Linebacker André Reuter antizipierte erfolgreich einen Passversuch des Wiesbadener Quarterbacks und fing den Ball zur Interception ab. Kurz darauf fand A. J. Springer, Spielmacher der Golden Dragons, in Benedikt Seitz einmal mehr einen sicheren Passempfänger. Da Kicker Kilian Mandler vor Spielbeginn genügend Zielwasser getrunken hatte, wurde auch der Extrapunkt verwandelt (7:0). Die Gäste waren daraufhin um eine schnelle Antwort bemüht, insbesondere Runningback Adrian Thomas fand die eine oder andere Lücke in der Gießener Defense. Diese hielt dem Anfangsdruck dennoch stand und schickte die Phantoms-Offense wieder auf die Bank.
Weniger Probleme auf der anderen Seite: Ein (mal wieder) passsicherer A. J. Springer schickte Niklas Linde über etwa 40 Yards auf die Reise - zweiter Touchdown, der erneut von Mandler abgerundet wurde (14:0). Um das desolate Spiel der Landeshauptstädter in nur einem Spielzug zusammenzufassen: Nach dem folgenden Gießener Kickoff fühlte sich kein Wiesbadener für den herumhoppelnden Ball zuständig. Die Dragons bedankten sich in Person von Matt Laur, der das »Ei« für die Hausherren sicherte. Ein Lauf von Anthony Dixon und schon stand es 21:0 für die Dragons.
Und auch im zweiten Quarter ließen die heimischen Footballer defensiv nichts anbrennen. Im Gegenteil: Moritz Möricke sorgte für die zweite Interception für Gießen. Allerdings drückte nun im Angriff ein wenig der Schuh, etwa beim Ballverlust von Runningback Dixon. »Da ist ein wenig der Schlendrian reingekommen«, war Coach Anderl mit dem zweiten Akt nur bedingt zufrieden. Mannschaftskapitän Simon Becher fand da drastischere Worte: »So darf man in der GFL2 nicht spielen, da musst du immer konzentriert bleiben.« Dennoch: Ein Touchdown von Matt Laur beschwichtigte ein wenig die Gemüter, wenngleich Kilian Mandler im Anschluss nur eine der Torstangen traf (27:0).
Auch Backups dürfen glänzen
Und auch nach der Halbzeit blieb Gießen im Stadion der TSG Wieseck tonangebend. Vor allem Quarterback Springer lief zur Höchstform auf: Ein Touchdown-Pass über 55 Yards (auf Benedikt Seitz) sowie kurz darauf nochmals ein sicherer Versuch auf Matt Laur - schon stand es 41:0. Nach den bitteren Heimpleiten gegen Bad Homburg und Ingolstadt - schon damals hatten sich die Dragons komfortable Führungen herausgespielt, diese aber wieder aus der Hand gegeben - war es nun die endgültige Vorentscheidung.
Dass Wiesbaden im Schlussviertel doch noch zu Punktgewinnen kam, war letzten Endes nichts weiter als eine Randnotiz. Zu dominant, zu lauf- und passsicher traten die Dragons an diesem sonningen Juli-Samstag auf. Selbst Backup-Quarterback Florian Lisko als auch Backup-Runningback Trevan Wilson durften noch ein wenig ihr Können demonstrieren. Während Letzterer immer wieder mit guten Läufen für Unruhe sowie für großen Raumgewinne sorgte, schraubte Lisko im Zusammenspiel mit Erich Heinz, ligaweit der gefährlichste Wide Receiver, fleißig am Spielstand. Zwei weitere Touchdowns bescherten den Gießen Golden Dragons einen auch in dieser Höhe absolut verdienten Heimerfolg (55:14).
Mit nun 6:6 Punkten ist der Klassenerhalt zum Greifen nahe. Bei nur noch vier zu absolvierenden Spielen müsste es schon mit dem Teufel zugehen, doch noch unter den berüchtigten Strich zu fallen. Das sieht auch Michael Anderl so: »Wenn wir konzentriert bleiben, ist der Klassenerhalt machbar. Wahrscheinlich reicht dafür ein weiterer Sieg.« Zum Beispiel am 23. Juli. Dann gastieren die Golden Dragons nämlich bei den defensiv-starken Kirchdorf Wildcats. »Und da sind wir nicht chancenlos. Wir haben gezeigt, dass wir in der Liga mithalten können«, rechnet sich Kapitän Simon Becher durchaus etwas gegen den Rangzweiten aus. Selbstvertrauen haben sie jedenfalls.