Die Eintracht und die Chancen auf Europa
Frankfurt (pep). Die Tabelle interessiere ihn nicht wirklich, hat Oliver Glasner noch letzte Woche vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach gesagt. »Es kommt alleine darauf an, dass wir weiter guten Fußball spielen«, so der Trainer der Frankfurter Eintracht. Nach dem einmal mehr enttäuschenden 1:1 ist er nun überzeugt, »dass die Siege wieder kommen, wenn wir weiter so auftreten.
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Das vermeintliche Desinteresse an der Bundesliga-Tabelle ist freilich Blödsinn, denn die »crunch-time« hat längst begonnen, wie Glasner den Endspurt auch gerne selbst bezeichnet. Und da geht es für alle Klubs darum, die gesetzten Ziele zu erreichen. Für die Eintracht ist dies die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb, dafür bieten sich den Frankfurtern noch sechs Gelegenheiten. Der vergangene Spieltag hat an den Ausgangspositionen faktisch nichts verändert. Weiter kämpfen vier Mannschaften von Rang 6 bis 9 um zwei Plätze, einen in der Europa-League, einen in der Conference-League, sofern der VfB Stuttgart nicht überraschend den Pokal gewinnt. Alle diese vier Klubs haben am letzten Wochenende nicht gewonnen, nur Unentschieden gespielt. Mainz (1:1) in Köln, die Eintracht (1:1) gegen Gladbach, Wolfsburg und Leverkusen (0:0) gegeneinander.
Die beste Ausgangsposition, am Ende den sechsten Platz zu erreichen, hat Bayer Leverkusen mit 44 Punkten und der aktuell besten Form. Allerdings: Die Leverkusener sind zusätzlich auch noch in der aktuellen Europa-League gefordert. Die Nachbarn Frankfurt und Mainz liegen mit jeweils 42 Punkten gleichauf, die Eintracht hat aktuell noch eine minimal bessere Tordifferenz. Der VfL Wolfsburg liegt auch nur zwei weitere Punkte zurück. Alle vier Mannschaften haben noch je drei Heim- und drei Auswärtsspiele im Endspurt, alle haben sie noch mit besonders motivierten Abstiegskandidaten und Titelanwärtern zu tun. Am nächsten Spieltag empfangen die Mainzer den FC Bayern, die Eintracht reist nach Dortmund und Leverkusen spielt gegen Leipzig. Wolfsburg muss zum Abstiegskandidaten VfL Bochum. Durchaus also möglich, dass sich auch am 29. Spieltag nicht allzu viel ändert in diesem Vierkampf.
Direktes Duell
Argumente für eine Renaissance der Eintracht sind aus den letzten Wochen nur mit viel gutem Willen abzuleiten. Einiges könnte sich zumindest beim Kampf um Platz sieben im direkten Duell mit den Mainzern entscheiden. Und da genießt die Eintracht am 13. Mai Heimrecht. Das ist sicher ein Vorteil. Allerdings spricht die aktuelle Form und der Trend der letzten Wochen eher für den Rivalen vom Rhein.
Personell haben die Frankfurter in diesen Wochen mit einigen Problemen zu kämpfen. Mit Hrvoje Smolcic und Kristijan Jakic fallen zwei Defensivspieler langfristig aus. Auch Verteidiger Philipp Max muss noch ein, zwei Wochen pausieren. Der Lichtblick: Stürmer Jesper Lindström, der so schmerzlich vermisst wird, weil es seit seinem Ausfall keinen wirklich starken Partner für Randal Kolo Muani gibt, könnte nach seinen Bänderrissen im Knöchel bald zurückkehren.
»Ende nächster Woche« will der dänische Nationalspieler wieder mit den Kollegen auf dem Platz stehen. Aktuell ist er noch alleine an der Seite der Reha-Trainer unterwegs. Schon in Dortmund am Samstagabend wird die Auswahl für den Frankfurter Trainer ein wenig größer sein als zuletzt. Evan Ndicka wird nach Verletzungspause ziemlich sicher wieder zurückkehren, Mario Götze hat seine »Mecker«-Sperre abgesessen. Das Spiel gegen Mönchengladbach hat zudem die Möglichkeiten des Trainers erweitert.
Die eingewechselten Jungprofis Junior Dina Ebimbe, Ansgar Knauff, Paxten Aaronson und Faride Alidou haben gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen sein könnte. Personell ist die Eintracht mit diesen »Jokern« für den Endspurt also besser aufgestellt.
Pokal als Chance
Und schließlich haben die Frankfurter ja auch als Klub noch einen »Joker« in der Hinterhand. Mit zwei Siegen im DFB-Pokal könnte die Europa-League auch direkt erreicht werden. So wie mit dem Pokalsieg 2018, als im Finale ein überraschendes 3:1 gegen die Bayern gelang. Diesmal geht’s im Halbfinale nach Stuttgart. Im Endspiel würden Freiburg oder Leipzig warten.