»Die Mannschaft glaubt an sich«

Gießen (tsu). Das erste Saison-Heimspiel des Regionalliga-Absteigers, der mit einer völlig neuen Mannschaft aufläuft, dazu ein Derby gegen den FSV Fernwald und das alles an einem wunderbar sommerlichen Mittwochabend: Die Sterne standen günstig für den FC Gießen, um bei der Hessenliga-Rückkehr im Waldstadion eine gute Kulisse zu empfangen. 1136 Zuschauer fanden letztlich den Weg zum Nachbarschaftsduell.
Eine durchaus stolze Zahl, zumal eingedenk der Tatsache, dass in der Viertliga-Spielzeit 2021/22 zu keinem der 18 Auftritte vor eigenem Publikum so viele Besucher begrüßt werden konnten. Wie gesagt: Das war sicher auch der besonderen Konstellation geschuldet, aber das Team von Trainer Daniyel Cimen tat einiges dafür, damit möglichst viele Fußball-Freunde wieder kommen werden.
Die Elf, die der Frankfurter Ex-Profi auf den Rasen schickte, wirkte schon erstaunlich eingespielt, im Vorwärtsgang sah das mit vielen leichtfüßigen, technisch versierten Kickern wie Connor Filsinger, Mert Pekesen, Abdel Wessam Abdel, Matheaus Beal oder Francesco Calabrese viel versprechend aus.
SV Weidenhausen - FC Gießen (Heute, 15 Uhr)
Wobei angefügt sein muss, dass Fernwald eine hundsmiserable erste Hälfte erwischte und auch nach dem Seitenwechsel gehörig Anlaufzeit benötigte, wovon der FCG zweifellos profitierte. Dennoch war das angesichts der bekannten Vorgeschichte eine mehr als respektable Vorstellung.
Gold wert könnten für das Zusammenwachsen die Ereignisse der dramatischen Nachspielzeit sein. Gießen hätte längst klar und deutlich führen müssen, als Pietro Besso das Eigentor zum 2:2 unterlief. Es wird den Teamspirit weiter anfeuern, dass diesen Widerständen getrotzt wurde und Calabrese - wenn auch durch einen nicht ganz unumstrittenenen Handelfmeter (das alte, vermaledeite Thema im Regelwerk) - noch den 3:2-Siegtreffer erzielte.
»Was am Ende passiert ist, passiert nicht einfach so. Das ist passiert, weil die Mannschaft an sich geglaubt hat«, ist die Richtung der Entwicklung für Daniyel Cimen die richtige. Darauf lässt sich in jedem Fall aufbauen.
Und zwar für das heutige Gastspiel beim SV Weidenhausen (15 Uhr). Und da könnte der Kontrast für den FC Gießen kaum größer sein. Vom Derby mit den Fernwäldern, die mit vielen Ex-Gießenern und lokalen Spielern quasi wie ein offenes Buch dalagen, hin zum unbekannten Neuling in den höchsten Norden Hessens.
Aber natürlich hat Coach Cimen die »Adler« per Video bereits bei deren überraschendem 4:1-Auftaktsieg über den FC Eddersheim studiert. Gerade einmal 800 Einwohner zählt Weidenhausen - der der erste Hessenliga-Vertreter aus dem Werra-Meißner-Kreis ist - 900 Zuschauer sahen den Premieren-Dreier. Was auf eine immense Euphorie hindeutet, wie auch Cimen findet, der dabei die Gegebenheiten vor Ort mit einbezieht: »Sie werden sicher versuchen, gerade zu Hause möglichst viele Punkte zu holen. Wir müssen uns auf einen Hexenkessel einstellen, das ist ein enger Platz, die Zuschauer sind gefühlt neben dem Trainer.« Am Mittwoch unterlag Weidenhausen übrigens beim KSV Baunatal glatt mit 0:3. Sicher nur allzu gerne wird der FCG dem Aufsteiger die zweite Niederlage beibringen wollen. Fraglich ist dabei der Einsatz von Denis Mangafic, Aykut Öztürk und dem am Mittwoch angeschlagen ausgewechselten Deniz Vural. Eine Entscheidung fällt bei diesen Akteuren am Freitagabend.
Aufgebot FC Gießen: Duschner, Lapsic; Calabresa, Fink, Besso, Abdel, Kireski, Vural, Beal, Maingad, Pekesen, Filsinger, Mahmuti, Assar, Tatchouop, Harder, Rodriguez, Litzinger, Öztürk, Mangafic.