Drei Kisten für fünf Buden

Londorf/Gießen. Wenn Michael Baumbach darüber spricht, dass sogar mehr drin gewesen sei, man nicht immer alle Chancen gut ausgespielt und es erst nach der Halbzeit besser gemacht habe, klingt das beinahe wie eine Entschuldigung aufgrund einer schwachen Leistung. Tatsache ist aber, dass der 10:0-Kantersieg seiner SG Rüddingshausen/Londorf über die FSG Alsfeld/Eifa im Rahmen des 19.
Spieltags der Fußball-Kreisliga A Alsfeld beim Nachgespräch noch keine 24 Stunden alt ist.
Natürlich muss er sich für gar nichts entschuldigen, schließlich hat der 23-jährige Angreifer stolze fünf Treffer beim Scheibenschießen beigetragen, den ersten nach gerade erst zwei gespielten Minuten vom Kreidepunkt aus. Nach weiteren Toren durch Marc Bastian und Christian Sautner stand es nach erst 20 Minuten bereits 3:0 für die SG RüLo. Das habe der Mannschaft selbstverständlich ordentlich Selbstvertrauen gegeben. »Dass es sich dann auch deutlich leichter spielen lässt, ist ja klar«, bilanziert Michael Baumbach.
Warum also die eingangs erwähnte Selbstkritik? »Wir hätten zur Pause schon deutlich höher führen können.« Das wurde erst nach dem Seitenwechsel auf dem Reiskirchener Kunstrasenplatz nachgeholt: Vier weitere Buden ließ »Michi« folgen - Nico Bastian, Daniel Baumbach sowie Maxim Sautner komplettierten den »in dieser Höhe absolut verdienten Sieg«. Es war der zweite aus zwei Spielen seit Beginn der Restrunde. Bereits in der Vorwoche ließen die Rabenauer mit dem 4:3-Sieg im Sportkreis-Duell bei der SG Reiskirchen/Bersrod/Saasen aufhorchen. Davon, so der Torgarant weiter, habe man auch gegen das Ligaschlusslicht Alsfeld/Eifa profitiert. Die Brust sei breit gewesen und das Selbstvertrauen gestärkt. »Dieser Sieg wurde nun noch einmal veredelt.«
Und ein Sieg, der nach dem Abpfiff im Vereinsheim auch gebührend gefeiert wurde. Zwei Kästen Bier musste Michael Baumbach für die Mannschaft in die Kabine stellen, dazu einen weiteren im Training. Ein Preis, den der 23-Jährige (selbstverständlich) nur zu gerne zahlt. Schließlich ist es dieses Miteinander, das er an seinem Team, an seinem Verein, so sehr schätzt. »Als Stürmer lebst du von deinen Mitspielern«, hat Baumbach schon jetzt mehr Feingefühl für den Teamsport Fußball entwickelt als so mancher Bundesliga-Profi. »Keine Vorlagen, keine Tore«, gibt er jedes Lob für seine fünf Treffer direkt an die gesamte Mannschaft weiter.
»Michi« Baumbach weiß, wovon er spricht. Er betrachtet seine SG RüLo, bei der er im Dress der JSG Rabenau selbst das Fußball-Einmaleins gelernt hat, nicht nur als sportliche, sondern insbesondere auch als menschliche, als soziale Gemeinschaft. »Wie könnte ich auch nicht da spielen?«, fragt er mit einem Lachen auf den Lippen, »ich bin Londorfer durch und durch und wohne nur 20 Meter vom Sportplatz weg«. Und das merkt man auch. »Hier ist alles so familiär, alles ist eingespielt, jeder mag sich«, und: Für die RüLo treten überwiegend Einheimische gegen den Ball, die Verbundenheit mit dem gesamten Umfeld, mit der Region, mit den Mitspielern ist stark ausgeprägt. »Wir wissen, dass wir nicht in der höchsten Liga und auch nicht den besten Ball spielen. Aber wir spielen mit Freunden - das ist das Geile.«
Ausschlaggebend für diese Sichtweise war vor allem die Saison 2017/18. Nachdem eine desaströse Hinserie mit nur sechs Punkten aus 16 Partien gespielt wurde, entwickelte sich in der Rückrunde das Fundament, das auch die heutige Mannschaft noch trägt. »Damals wurden viele Einheimsiche zurückgeholt«, erinnert sich Michael Baumbach. Der Abstieg konnte zwar nicht verhindert werden, die Spieler blieben aber. Und die Jugend wurde weiterentwickelt. »Mit den Jüngeren spiele ich seit ich laufen kann und den Älteren habe ich als Kind schon zugeschaut. Es ist einfach ein tolles Gefüge.«
Dann stehen der SG Rüddingshausen/Londorf also goldene Zeiten bevor? Michael Baumbach winkt lachend ab. »Da muss ich leider ein paar Floskeln herausholen. Denn den Druck, unbedingt aufsteigen zu wollen, machen wir uns nicht. Wenn wir unter den besten fünf Teams landen, wäre das super.« Auch am Sonntag werden sie bei der FSG Queckborn/Lauter wieder mit einer breiten Brust auflaufen, schwierig werde es aber dennoch, so der Stürmer. »Trotzdem wollen wir da weitermachen, wo wir zuletzt aufgehört haben.«
Also bei einem Torspektakel und drei Kästen Bier. Die nächsten Vereinsheim-Abende sind schon jetzt gesichert. Für die Gemeinschaft.
Michael Baumbach
(SG Rüddingshausen/Londorf)