Ein Hauch von Länderspielatmosphäre
Düsseldorf. Der erste Härtetest des neuen Jahres ist erfolgreich absolviert, der »richtige« Pflichtspielauftakt ist bereits fest im Visier. Vor dem Auswärtsmatch bei der HSG Nordhorn-Lingen am kommenden Wochenende hat der TV Hüttenberg am Freitagabend beim 28:27 (14:15) gegen den HC Motor Saporischschja einen ersten wichtigen Sieg eingefahren. Wenngleich der Erfolg sich am Ende nicht tabellarisch manifestieren wird, da die Begegnungen gegen die Ukrainer am Saisonende nicht in die Endabrechnung eingehen werden.
»Wir sind zunächst einmal sehr froh, dass wir gewonnen haben, auch wenn es am Ende eine verdammt enge Kiste war. Saporischschja spielt definitiv auf Augenhöhe, sie können mit jedem Team aus dieser Klasse mithalten«, zollte Johannes Wohlrab dem unterlegenen Gegner hinterher den gebührenden Respekt. Die Mannschaft aus der ukrainischen Superliga verlangte den Hüttenbergern viel ab und erweckte insbesondere nach der Halbzeit, als man dem Gast aus Mittelhessen auf 19:15 enteilt war, den Eindruck, als würde man das Parkett des Düsseldorfer Costellos am Ende als Sieger verlassen.
»Nach der Pause haben wir eine ganz schlechte Phase und werfen dem Gegner den Ball mehrfach direkt in die Arme. Zum Glück konnten wir das Momentum dann später wieder zu unseren Gunsten drehen«, so Wohlrab.
Jenes Momentum, dass zu Beginn der Partie gänzlich auf Seiten der Hüttenberger gewesen war. Die Ukrainer wirkten trotz zuletzt dreier Siege in Serie über die Maßen nervös, leisteten sich unnötige technische Fehler und lagen nach fünf Minuten mit 1:5 zurück. Doch auch ohne Dmytro Horiha, der sich bei einem Zusammenprall eine Platzwunde zuzog und die gesamte erste Halbzeit über behandelt werden musste, kam der Serienmeister aus dem Südosten der Ukraine zurück.
Wichtige Auszeit
Leonard Graziol bekam in Hüttenberger Gehäuse nur drei Bälle zu fassen: Folglich glich Dmytro Tiutiunnyk kurz vor dem Seitenwechsel zum 14:14 aus, ehe Kapitän Zakhar Denysov mit einem spektakulären Rückhand-Knaller aus 14 Metern für die 15:14-Halbzeitführung für Motor sorgte, der die Ukrainer nach der Pause ihre stärkste Phase folgen ließen. Nach dem 19:15 durch Eduard Kravchenko schleuderte ein entnervter Wohlrab die Grüne Karte auf den Tisch der Zeitnehmer und bat die Seinen zur Auszeit (35.). »Ab da haben wir es dann wieder gut gemacht, eine starke 3:2:1-Abwehr gestellt und ein gutes Tempospiel gefunden. Auch Dominik Plaues acht Paraden waren ein wichtiger Faktor, die am Ende den Grundstein für den Sieg gelegt haben«, so der TVH-Coach hinterher.
Der in der Pause zwischen die Pfosten gekommene Schlussmann nahm Motors Ihor Turchenko nach 39 Minuten einen Siebenmeter ab, woraufhin seine Vorderleute drei Treffer in Serie erzielten und zum 20:20 ausglichen. »Wir sind cool geblieben in dieser Situation, haben die richtige Körpersprache gezeigt und dann gemeinsam an einem Strang gezogen. Eben so, wie man es machen muss«, schmunzelte Plaue hinterher, der anschließend mit ansah, wie die Blau-Weiß-Roten auch eine spannende Schlussphase überstanden, in der Hendrik Schreiber, mit sieben Treffern bester TVH-Werfer und auffälligster Akteur der Gäste, mit seinem 28:26 kurz vor dem Ende alles klar machte.
»Anderes Level«
Zwischendurch hatte das intensive Aufeinandertreffen beider Teams immer wieder etwas von einer Länderspielatmosphäre, wenngleich die Zuschauerzahl von 123 Anwesenden nicht so recht zu diesem Eindruck passen wollte. In der Halbzeit und nach dem Schlusspfiff ertönten ukrainische Lieder aus den Lautsprechern und durch die Halle gellten Kommandos in deutscher und russischer Sprache. »Wir nehmen für das Nordhorn-Spiel kommende Woche viel Gutes mit. Um dort etwas Zählbares mitzunehmen, müssen wir aber noch einmal auf ein anderes Level kommen«, bilanzierte Wohlrab hinterher.