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Ein Rädchen greift ins andere

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Balingen/Wetzlar. Am Römer in Frankfurt waren die Fans der Eintracht und zigtausend weitere Menschen, die den Fußballern vom Main den Europa-League-Titel gönnen, am Donnerstagabend außer sich vor Freude. Die Gallier von der Alb hockten zeitgleich ein paar Hundert Kilometer weiter südlich enttäuscht am Boden. Denn der HBW Balingen-Weilstetten steht kurz vor dem Abstieg in die 2.

Handball-Bundesliga.

Schuld daran ist auch die HSG Wetzlar. Die Grün-Weißen hatten in der »Hölle Süd«, die laut Sky-Kommentator Markus Götz noch heißer (gefühlt um die 50 Grad Celsius) als normalerweise wirkte, kühlen Kopf bewahrt. »Wir wollten heute einfach gewinnen. Das ist uns gelungen«, fasste Felix Danner die 60 intensiven Minuten, die in einen souveränen 28:24 (13:9)-Erfolg der Lahnstädter mündeten, mit nüchternen Worten zusammen.

»Till Klimpke hat uns speziell vor der Pause einige freie Würfe weggenommen. Dazu kam die Cleverness von Wetzlar«, musste HBW-Coach Jens Bürkle kurz danach am Sky-Mikrofon eingestehen.

HBW Balingen-W. - HSG Wetzlar 24:28

Im Duell mit seinem früheren Mitspieler und jetzigen Trainerkollegen Ben Matschke sah Bürkle nahezu von Beginn an, dass seine Mannschaft einem Rückstand hinterherlief. Der nach der ersten und einzigen Führung beim 1:0 durch Tim Nothdurft im Verlauf der ersten 30 Minuten immer weiter anwuchs.

Emil Mellegard verrichtete seinen Job als vorgezogener Mann in der agilen 5:1-Deckung gegen den Ex-Hüttenberger Björn Zintel hervorragend, dahinter rührten die Nebenleute ebenfalls ordentlich Beton an. Und wenn mal ein Ball durchkam, war Nationaltorhüter Klimpke, wie eingangs erwähnt, mit Hand und Fuß zur Stelle.

Im Angriff wiederum versuchten Magnus Fredriksen, Stefan Cavor, Olle Forsell Schefvert und später auch Lenny Rubin einiges, trafen über die gesamte Strecke auch ordentlich. Doch vor allem fand der Rückraum den Kreis und damit Adam Nyfjäll endlich mal wieder. Der Schwede, der hinten immens viel Arbeit hatte, nutzte vorne jede sich bietende Chance nach perfektem Anspiel und ragte mit sieben Treffern aus einer soliden Mannschaftsleistung der Gäste heraus.

So führte die HSG in der mit 2077 lautstarken Zuschauern besetzten Sparkassen-Arena zur Pause mit 13:9. Ein Zwischenresultat, das aufgrund einiger sich gegen Ende des ersten Durchgangs einschleichender Wetzlarer Stockfehler noch schmeichelhaft für die Gastgeber ausfiel. Das Sieben-gegen-Sechs, das Bürkle weiter von seinen Balingern praktizieren ließ, machte die Grün-Weißen, bei denen ein Rädchen ins andere griff, nur kurzzeitig nervös.

Näher als auf 14:16 (41.) kam der akut abstiegsgefährdete Trupp vom Rand der Schwäbischen Alb nicht heran. Als sich dann in der offenen Manndeckung des HBW die Räume zwangsläufig öffneten, schraubte der Tabellensechste - auch ohne den am linken Knie verletzten Magnus Fredriksen und angeführt vom ebenso fintenreichen Filip Mirkulovski - den Vorsprung wieder in die Höhe. Da war auch die magere Siebenmeter-Bilanz (nur ein Treffer bei vier Versuchen) zu verschmerzen. Am Ende tanzten die Gäste jubelnd im Kreis. Und ließen die »Gallier« auf der anderen Seite der »Hölle Süd« enttäuscht zu Boden sinken.

Balingen-Weilst.: Sejr-Jensen (ab 17.), Ruminsky - Fugel, Lipovina (3/1), Huber, Thomann (2), Ingason (1), Nothdurft (3), Wiederstein (3), Gretarsson (2/2), Todorovic, Beciri (1), Schoch (2), Zintel (3), Scott, Heinzelmann (4)

Wetzlar: Till Klimpke, Komok (bei zwei Siebenmetern und ab 55.) - Srsen (1), Nyfjäll (7), Ole Klimpke (n.e.), Mirkulovski (2), Danner (1), Weissgerber (2/1), Holst, Fredriksen (1), Forsell Schefvert (3), Okpara (n.e.), Mellegard (4), Rubin (3), Novak (n.e.), Cavor (4).

Schiedsrichter: vom Dorff/ vom Dorff (Kaarst) - Zuschauer: 2077 - Zeitstrafen: Balingen-Weilstetten zwei (Beciri, Wiederstein), Wetzlar zwei (Rubin, Cavor) - Rote Karte: Wiederstein (34., Balingen-Weilstetten) - verworfene Siebenmeter: Lipovina (Balingen-Weilstetten) scheitert an Till Klimpke (8.), Holst (Wetzlar) scheitert an Jensen (22.) und wirft an die Latte (36.), Gretarsson (Balingen-Weilstetten) scheitert an Komok (44.), Weissgerber (Wetzlar) wirft an die Latte (55.).

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