»Ein trauriger Tag« für die Königsklasse
Frankfurt (pep). Europapokalspiele mit der Frankfurter Eintracht sind in aller Regel internationale Fußball-Feste. Natürlich gab es in den vergangenen Jahren bei den Ausflügen nach Mailand, Rom, London, Lissabon, Sevilla oder Barcelona, um nur einige zu nennen, auch ein paar unschöne Szenen, überwogen haben aber Begeisterung über den sportlichen Wettstreit.
Wenn die Eintracht am Mittwoch (21 Uhr) bei der SSC Neapel zum Rückspiel im Achtelfinale der Champions-League antritt, wird alles anders sein. Die italienischen Gastgeber, Ministerien, Behörden, Polizei und vor allem auch der Verein SSC Neapel, haben in den letzten Tagen alles dafür getan, diesem Teil des internationalen Fußballs die Seele zu nehmen, die »Integrität des Wettbewerbs« (Eintracht-Vorstand Philipp Reschke) auszuhöhlen. Fast schon verzweifelt, und letztlich wohl mit Erfolg, wurde versucht, Gäste aus Deutschland, in diesem Fall Fans der Eintracht, fernzuhalten. Und der eigentliche Veranstalter dieses Champions-League-Spiels, die UEFA, schaut bislang tatenlos zu. Als einen »traurigen Tag«, hatte Reschke schon zu Beginn der juristischen Auseinandersetzungen letzte Woche das Vorgehen bezeichnet. Inzwischen steht fest: Der Mittwoch mit dem Fußballspiel in Neapel wird ein trauriger Tag für die gesamte »Königsklasse«.
Denn es werden keine Unterstützer der Eintracht im Stadion »Diego Armando Maradona« dabei sein. Auch wenn nach dem Hick-Hack der letzten Tage das Verbot des Verkaufs von Tickets, das zunächst für alle Menschen mit deutschem Pass ausgesprochen worden war, absurderweise in ein Verbot des Kartenverkaufs an Menschen mit Adresse in Frankfurt »verkleinert« worden ist. Nachdem ein Verwaltungsgericht in Kampanien die erste Maßnahme aufgehoben hatte, war dies der nächste miese Trick der Italiener. Die Eintracht hat das ganze Theater nun vernünftigerweise mit einer Erklärung beendet. »Wir werden auf das Auswärtskontingent vollständig verzichten«, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme. Im Klartext: Keine Tickets für Eintracht-Fans, der Block wird leer bleiben.
Die SSC Neapel hat ihr Ziel erreicht, die sportliche Wettbewerbsverzerrung lässt sich nicht mehr wegdiskutieren. Die Begründung der Eintracht für den Verzicht: »Wir möchten niemanden vor Ort der offensichtlichen Gefahr behördlicher Willkür aussetzen, wie wir sie jetzt seit dem Hinspiel in beispielloser Form mit allen Verantwortlichen in Neapel erleben.« Zur Erinnerung: Italien ist ein Land der EU und Neapel eine Stadt in Italien. Dennoch scheinen die Uhren anders zu gehen. »Der neue Erlass ist in Inhalt und Begründung nicht minder rechtswidrig und zudem auch völlig untauglich, weil zwei Drittel unserer Fans bekanntermaßen aus der Rhein-Main-Region und nicht aus Frankfurt kommen«, sagte Reschke zu recht, »aber wir lassen uns nicht in Postleitzahlengebiete aufspalten.«
Eiszeit
Zwischen Frankfurt und Neapel wird in den nächsten drei Tagen Eiszeit herrschen. »Wir machen die Spielchen einfach nicht mehr mit«, sagt der Eintracht-Vorstand. Nur gespielt werden muss halt doch. »Wir haben auch Spieler mit deutschem Pass, mal sehen, ob wir einreisen dürfen«, hat Trainer Oliver Glasner süffisant gesagt. Ein Körnchen Wahrheit steckt auch in dieser Überspitzung. Die Mannschaft wird erst am Dienstagnachmittag nach Italien fliegen, das Abschlusstraining findet noch in Frankfurt statt. Das hat die Eintracht freilich in der jüngeren Vergangenheit meistens so gemacht. Glasner wird zur von der UEFA vorgeschriebenen Pressekonferenz am Dienstagabend im Stadion sein.
Spannend wird sein, ob Glasner, durchaus ein Mann des geschliffenen Wortes, sich in den Pressekonferenzen alleine auf den Sport beschränken oder auch auf die skandalösen Umstände eingehen wird.
Vor allem sollte niemand ohne Ticket nach Neapel reisen. Und da die Eintracht inzwischen auf alle ihr zustehenden 2700 Tickets verzichtet hat, gilt das eben auch für alle. Ein schwieriges Unterfangen, denn eine Gruppe aus dem gewaltbereiten Klientel der Frankfurter wird wohl dennoch anreisen. Und sich damit selbst Angriffen der gefürchteten Neapel-Fans aussetzen. Reschke rät allen noch einmal: »Bleibt zu Hause«.