Ein überraschender Höhenflug

Gießen (cnf). Wer hätte das vor der Saison gedacht? Die Gießen Pointers haben sich die Meisterschaft in der 1. Basketball-Regionalliga Südwest gesichert - und somit auch die Rückkehr in die 2. Baskteball-Bundesliga ProB, der dritthöchsten deutschen Spielklasse. Ein Comeback nach exakt zehn Jahren.
Rund einen Monat liegt das letzte Pflichtspiel der Pointers bereits zurück. Die Aufstiegspartys sind schon seit ein paar Tagen passé, aber die Freude über das Erreichte besteht natürlich nach wie vor. Momentan befinden sich die Lahnstädter in der verdienten Pause, erst im August fliegt der Ball wieder durch die Reuse, dann startet die Vorbereitung auf die neue Saison.
Die zurückliegenden Wochen, der Aufstieg und die Reaktionen auf diesen - im Verein und bei den Anhängern -, die haben natürlich auch Pointers-Headcoach Daniel Dörr imponiert: »Das alles war eigentlich gar nicht so geplant mit dem Aufstieg. Die Euphorie war aber am Ende sehr groß, vor allem als es die letzten Wochen auf die Zielgerade ging.« Auf seine Mannschaft ist der Übungsleiter freilich stolz: »Sie haben es sich einfach verdient, da freuen sich natürlich alle.«
Dabei war die ProB-Beförderung der Mittelhessen zum Rundenstart noch nicht direkt absehbar. »Wir wussten vor der Saison, dass wir noch eine sehr junge und unerfahrene Mannschaft haben. Fritz Rostek zum Beispiel oder Robin Njie haben vor zwei Jahren noch in der Oberliga gespielt - und nun war das ihre erste Herren-Saison auf so einem Level«, berichtet Dörr.
Neben der hervorragenden Performance der jüngeren Spieler, zu denen unter anderem auch Paul Carl und Karl Maruschka zählen, profitierten die Pointers natürlich auch von ihren beiden Top-Scorern: Dem US-Guard Chris Miller (17,4 PpS), der vor allem in der zweiten Saisonhälfte stark aufdrehte, sowie Routinier Benjamin Lischka (14,9 PpS). Den Ex-Bundesliga-Profi Lischka, der zuvor noch bei den Telekom Basktes Bonn unter Vertrag stand, konnten die Gießener kurz vor der Runde verpflichten.
»Das war natürlich ein absoluter Glücksgriff für uns. Für diese Liga ist er ein absoluter Ausnahmespieler, der aber auch die jungen Spieler gefördert und sich eingebracht hat - das war ganz toll«, schwärmt Daniel Dörr, der außerdem froh über den Einsatz von Christoph Kenntemich (13,3 PpS) war. Der 25-jährige Aufbauspieler wollte studienbedingt eigentlich gar nicht mitwirken, ließ sich dann aber doch überreden, verrät der Pointers-Headcoach: »Und er hat sich dann super eingebracht und hatte Spiele, in denen er einfach die Lichter ausgeschossen hat. Er ist auch einfach ein positiver Typ.« Insgesamt, so Dörr, habe der Mix aus routinierten Leistungsträgern und den jungen Akteuren das Erfolgsrezept für den Aufstieg dargestellt.
Nicht zu unterschätzen, betont Daniel Dörr, der die erste Pointers-Garde im Jahr 2018 übernommen hatte, ferner noch, sei auch die Unterstützung durch Co-Trainer und Pointers-Urgestein Dejan Kostic, der selbst mit den Gießenern im Jahr 2010 in die ProB aufgestiegen war: »Er war ein großer Faktor, das muss man betonen. Gerade im taktischen Bereich habe ich da einiges mitnehmen können. Er ist seit über 30 Jahren im Geschäft - er ist ein ganz großer Grund des Erfolgs.«
Klar ist: Das Trainergespann Dörr/Kostic und die gute Teamchemie sowie die positive Entwicklung der jüngeren Korbjäger und der gesamten Mannschaft waren 2021/22 essenzielle Faktoren für den Erfolg der Pointers, die in der ersten Saisonhälfte noch so manches Spiel knapp verloren hatten, in den Rückspielen aber häufig nervenstark die Punkte mitnahmen. »Eigentlich wollten wir einfach nicht absteigen mit der Mannschaft und unsere Jungen auf höhere Aufgaben vorbereiten. Dann kam Benjamin Lischka dazu und wir haben gesagt: Okay, wir können vielleicht auch Richtung Tabellenmittelfeld schauen - aber die Jungs haben sich dann einfach toll entwickelt«, freut sich Daniel Dörr über den unverhofften Saisonverlauf. Nun ruht der Ball also erstmal bei den Gießen Pointers, auch wenn im Hintergrund natürlich schon reichlich gearbeitet und so manche Vorbereitung für das Abenteuer ProB getroffen wird. »Das Management hat die Weichen und auch den Lizenzantrag gestellt. Es werden auch schon Sponsoren gesucht«, erklärt Daniel Dörr. Mit Dirk Schäfer, zuletzt beim Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim aktiv, in früheren Jahren auch bei den Gießen 46ers oder den Licher Basket-Bären, konnten die Gießener Basketball zudem Anfang Mai einen neuen Geschäftsführer verpflichten.