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»Einfach à la bonne heure!«

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Von: Nico Hartung

Großwallstadt. Dass die 2. Handball-Bundesliga eine »verrückte Liga« sei, weil jede Mannschaft je nach Tagesform gegen jede andere gewinnen könne, erklären die Trainer der Zweitligisten jede Woche gebetsmühlenartig aufs Neue. Und manchmal braucht es tatsächlich nur 72 Stunden, um die Verrücktheit dieser Spielklasse aufzuzeigen.

TV Großwallstadt - TV Hüttenberg 23:30

So geschehen beim TV Hüttenberg, der noch am Mittwochabend mit 23:30 beim abstiegsbedrohten TuS Ferndorf untergegangen war, um nur drei Tage später am Samstag beim ebenfalls um den Ligaverbleib kämpfenden TV Großwallstadt eine seiner besten Saisonleistungen abzuliefern und am Ende mit 30:23 (12:8) zu gewinnen.

»Ich bin etwas sprachlos«, gestand deshalb auch TVH-Trainer Johannes Wohlrab nach dem Schlusspfiff: »Es ist unglaublich, wie die Mannschaft es innerhalb von drei Tagen geschafft hat, diese Situation anzunehmen und eine solche Trotzreaktion zu zeigen nach der deutlichen Niederlage in Ferndorf. Das war einfach à la bonne heure.«

Einer seiner Schützlinge, die durch die Bank weg eine überzeugende Vorstellung boten, verdiente sich jedoch ein Sonderlob Wohlrabs. Philip Opitz, Ende März erst 20 Jahre alt geworden, war im Matchplan des Hüttenberger Coachs die nicht eben dankbare Aufgabe zugefallen, zu versuchen, den erfahrenen Toptorjäger Savvas Savvas aus dem Spiel zu nehmen. Und Opitz machte seine Sache nicht nur gut - er machte sie glänzend. »Philip hat sich eine eins plus verdient, er hat Savvas Savvas in der ersten Halbzeit komplett neutralisiert und kein Eins-gegen-eins-Duell gegen ihn verloren, das war fantastisch und außerdem mit der Grund, warum wir mit plus vier in die Pause gegangen sind«, so Wohlrab später.

Denn nachdem Savvas zum 3:3 getroffen hatte (10.) - sein erster und einziger Treffer im ersten Durchgang - erspielten sich die Hüttenberger einen Vorsprung, den sie bis zum Schlusspfiff nicht mehr hergeben sollten. Angeführt vom einmal mehr herausragenden Ian Weber, der mit einem Wackler zur Hand nach etwas mehr als einer Viertelstunde das 8:4 erzielte, verlagerten die Hüttenberger das Gewicht des Spiels auf ihre Seite. Und nachdem Torhüter Dominik Plaue kurz vor der Halbzeit Dino Coraks Versuch parieren und Weber mit seinem sechsten Tagestreffer auf der Gegenseite kurz vor dem Pausenpfiff zum 12:8 treffen konnte, schlich sich bei den mitgereisten TVH-Fans der Gedanke ein, dass die zwei Punkte an diesem Derbyabend nur dem TVH zufallen können.

»Kompliment an Hüttenberg, sie haben verdient gewonnen. Ihre Abwehrleistung war in der ersten Halbzeit einfach klasse, wir kamen mit ihrer aggressiven 3:2:1-Deckung nie wirklich zurecht«, erkannte auch TVG-Trainer Maik Handschke hinterher an.

Nach dem Seitenwechsel machten die Mittelhessen einfach da weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hatten. Mit zum richtigen Zeitpunkt eingesetzten Stoppfouls in der Abwehr, einem starken Torhüterrückhalt und einer konsequent-schnörkellosen Chancenverwertung baute der Tabellenfünfte seinen Vorsprung nach und nach aus. So erhöhte Philipp Schwarz von Linksaußen bereits 20 Minuten vor dem Ende auf komfortable acht Tore Differenz (20:12), die die Blau-Weiß-Roten beinahe die gesamte restliche Spielzeit über aufrecht erhalten konnten.

»Die Reaktion der Mannschaft war überragend. Diesen Sieg müssen wir jetzt mitnehmen und ihn genießen, weil die nächste Woche noch einmal brutal anstrengend wird«, so Wohlrab, der für die beiden Heimspiele gegen die Eulen Ludwigshafen am Mittwochabend (18 Uhr) und den TV Emsdetten am Samstag (19.30 Uhr) eine klare Marschroute vorgibt: »Ich will, dass wir uns in den letzten Saisonwochen da oben festbeißen, wo wir jetzt stehen. Wir müssen zuhause die gleiche Einstellung und die gleiche Mentalität an den Start bringen. Und dann ist es die ganz klare Zielstellung, aus beiden Spielen vier Punkte zu holen und noch einmal über unsere Grenzen hinauszugehen. Da gibt es für mich keine zwei Meinungen.«

Großwallstadt: Adanir (bis 37.), Minerva (ab 37.) - Klenk, Babarskas (1), Eisenträger, Bandlow (6), Schauer (2), Weit, Corak (3), Stark (2), Rink (1), Savvas (4), Busch (4/2).

Hüttenberg: Plaue, Böhne (n.e.) - Schwarz (4), Kneer, Kirschner (2), Opitz, Theiß (6), Fujita, Weber (8/3), Rompf, Zörb (5), Ribeiro, Hahn (1/1), Klein, Jockel, Schreiber (4).

Schiedsrichter: Lier/Lier (Korntal-Münchingen/St. Gallen) - Zuschauer: 1530 - Zeitstrafen: Großwallstadt vier (Corak zwei, Weit, Eisenträger), Hüttenberg vier (Kirschner zwei, Weber, Zörb).

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