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Eintracht: Der große Krach um Glasner

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Frankfurt (pep). Nächste Woche, am Donnerstag (18. Mai), jährt sich der Europapokalsieg der Frankfurter Eintracht in Sevilla gegen die Glasgow Rangers. Die Frankfurter waren ganz oben, sportlich, wirtschaftlich und in allen Beliebtheitswerten. Oliver Glasner war nicht nur Trainer, sondern auch König von Frankfurt.

Ein Jahr später ist alles anders. Nicht von einem Tag auf den anderen, aber doch festgemacht an einem Tag. Das Spiel am letzten Samstag in Hoffenheim, die 1:3-Niederlage, die rote Karte für den Trainer und ein Wutanfall in der Pressekonferenz haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Öffentlichkeit steht staunend daneben, wie sich die Frankfurter in diesen Tagen selbst zerlegen. Der Trainer verliert offenbar die Nerven, der Sportvorstand schweigt und der Vorstandssprecher kritisiert den Trainer über die Bild-Zeitung, die wiederum schon Nachfolger für Glasner ins Gespräch bringt. Was also ist los bei der Eintracht? Was steckt hinter dem Stimmungswandel?

Der ursprüngliche Konflikt schwelt schon seit Langem, im Grunde seit Saisonbeginn. Die Krisenherde wurden durch die zwischenzeitlichen Erfolge in Liga und Champions-League immer nur notdürftig zugeschüttet. Entgegen aller öffentlichen Beteuerungen und Bekundungen senden Sportvorstand Markus Krösche und Trainer Oliver Glasner eben nicht mehr auf einer Wellenlänge. Seit Krösche Glasner im letzten Sommer einen Ersatz für Martin Hinteregger verweigert und mit Hrvoje Smolcic und Jerome Onguéne, längst wieder weg, nur zweitklassige Abwehrspieler geholt hatte, gibt es Differenzen.

Der eine, Glasner, beklagt fehlende Qualität in der Abwehr, der andere, Krösche, beklagt, dass Glasner zu wenig tue, um den Mängeln entgegenzuwirken. Er wirft Glasner vor, dass er zu wenig rotiert habe, dass er den Reservisten zu wenig Spielpraxis gegeben habe, dass er jungen Spieler zu wenige Chancen eingeräumt habe. Und dass er einen teuren Spieler wie Lucas Alario links liegen gelassen hat.

Dass der Trainer in den letzten Wochen zunehmend dünnhäutiger geworden ist, hat im Klub für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. Dass er ein Angebot zur Vertragsverlängerung nicht angenommen, sondern über eine bestimmte Zeitung mit Offerten aus England kokettiert hat, hat das Vertrauen erschüttert. Dabei hat es diese England-Angebote nie gegeben, wie Glasner selbst beteuert.

Dünnhäutig

Vor zwei Monaten war der Klub noch überzeugt vom Trainer. Diese Überzeugung ist längst großer Skepsis gewichen. Das Angebot zur Vertragsverlängerung hat die Eintracht zurückgezogen. Fakt aber bleibt: Oliver Glasner hat noch ein Jahr Vertrag in Frankfurt, mit einer Ausstiegsklausel am Ende dieser Saison. Die Hinweise von Axel Hellmann sind zwar verklausuliert, lassen aber an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Man müsse sich »mit der Frage beschäftigen, ob wir in einer Form sind, die zukunftsweisend ist«, hat der Boss gesagt. Die Bemerkung, vieles hänge nun davon ab, »wie Oliver Glasner sich positioniert«, klingt nicht wirklich ergebnisoffen. Glasner hat aus eigenem Verschulden das Heft des Handelns eben nicht mehr in der Hand. Hellmann: »Es ist eine Debatte, die nicht wir begonnen haben.«

Offen, ob die Frankfurter sogar über eine Trennung in dieser Woche nachgedacht haben oder gar noch nachdenken. Das Problem: Es gibt im Klub keinen profilierten Trainer, der das Amt interimsmäßig ausfüllen könnte. Und so darf Glasner wohl bleiben. Freilich haben sich die Gerüchte verdichtet, dass nach dem Pokalendspiel Schluss sein wird, egal wie es ausgeht.

Passend, dass bereits erste Trainernamen auftauchen, die Glasner nachfolgen könnten. Dino Toppmöller (43), Sohn des früheren Eintracht-Trainers Klaus Toppmöller, wird gehandelt. Hintergrund: Toppmöller, einst auch mal Spieler bei der Eintracht (2002/2003), war in den letzten Jahren Assistent von Julian Nagelsmann in Leipzig und bei den Bayern. In Leipzig hat Markus Krösche mit ihm zusammengearbeitet. Laut HR habe Krösche bereits mit Toppmöller »Details besprochen«. Dino Toppmöller freilich hat im Profibereich bislang eigenverantwortlich nur in Luxemburg gearbeitet…

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