Eintracht vor wegweisenden Wochen
Frankfurt. Krach und Kompetenzgerangel in der Führungsetage, schlechte Leistungen und wenig Punkte auf dem Platz - die vergangenen Wochen waren für Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt nicht erfreulich. Die Länderspielpause kam da zur richtigen Zeit, um die Sinne der Spieler zu schärfen. Die einen, die Stars, sind mit den Nationalmannschaften unterwegs und können dort auf andere Gedanken kommen.
Die anderen, ungefähr die Hälfte der Mannschaft, durfte sich für vier Tage in einen Kurzurlaub verabschieden.
Nun kommen die entscheidenden Wochen. Die Heimspiele gegen den VfL Bochum am kommenden Samstag sowie das Pokalspiel gegen Union Berlin am Dienstag darauf bieten die große Chance zur Trendumkehr. »In der Crunchtime muss man da sein«, wie Trainer Oliver Glasner sagt.
Anspruch geht nach oben
Die Ansprüche der Frankfurter sind nach dem Europapokalsieg im letzten Jahr und dem Vorstoßen bis ins Achtelfinale der Champions League gestiegen. Europa soll es sein, Europa muss es nach der guten Winterbilanz sein. Darauf sind die Planungen ausgerichtet. Alles andere wäre eine Enttäuschung und würde den Club zurückwerfen. Schon der siebte Platz, der vermutlich für die Conference League berechtigen würde, wäre weniger als erwartet. Und selbst der ist nach den jüngsten Resultaten gefährdet. Es liegt nun in erster Linie an Trainer Oliver Glasner und der Mannschaft, diese Krise zu beenden.
Es ist damit zur rechnen, dass der Trainer sich nun schnell auf eine Stammformation festlegen wird. Das war vor einem Jahr im Kampf um den Euro-League-Titel zielführend. Es ist auch diesmal zielführend, selbst wenn es nun mehr personelle Möglichkeiten gibt. Der Frankfurter Trainer wird sicher aufhören, fast von Woche zu Woche einen neue Dreierkette aufzustellen oder zwischen Vierer- und Dreier-Abwehr hin und her zu wechseln. Er wäre gut beraten, Makoto Hasebe in der Zentrale zu vertrauen. Denn der »Oldie« spielt selbst an weniger guten Tagen noch zuverlässiger als die Alternativen Hrvoje Smolcic und Kristijan Jakic. Und neben ihm sind Tuta und Ndicka zwar auch wacklig, aber nicht ganz so fragil wie zuletzt in Berlin oder beim Freundschaftsspiel gegen Fürth.
Die Baustelle Abwehr ist die eine, weitere sind die Formverluste bei einzelnen Spielern. Es ist nun Glasners Aufgabe, Profis wie Mario Götze, Evan Ndicka oder Daichi Kamada wieder auf Kurs zu bringen. Erschwerend kommt hinzu, dass Kamada erst am Donnerstag von seinen Länderspielen mit Japan zurückkehren wird. Für ein ernstes Gespräch mit dem Japaner in Bezug auf Einstellung und Professionalität sollte es aber reichen.
Clinch in der Führungsetage
Die Krisenbewältigung bei der Eintracht findet auf zwei Ebenen statt. Zum einen mit Trainer und Mannschaft auf dem Trainingsplatz und den Bundesliga-Arenen, zum anderen mit der zerstrittenen Führungsspitze an Verhandlungstischen und in Hinterzimmergesprächen. Pikant: Aufsichtsratschef Philip Holzer und Axel Hellmann, die in den vergangenen Jahren das egoistische Verhalten von Trainern wie Niko Kovac und Adi Hütter, aber auch von einem Vorstandskollegen wie Fredi Bobic, rund um deren Abschiede negativ bewertet und kommentiert hatten, gefährden nun den Erfolg des Clubs mit ähnlichen Verhaltensmustern. Präsident Peter Fischer soll und will nun vermitteln. Führen die Probleme an der Spitze zum Abgang Hellmanns zur Deutschen Fußball-Liga, hat die Eintracht ein massives internes Problem. Es würde sich auch die Frage stellen, ob es Sinn und Zweck des Ligaverbandes sein kann, einzelne Mitglieder durch Abwerbung von Führungspersonen zu schwächen.
Für die SGE beginnt gegen Bochum auf allen Ebenen die »Wochen der Wahrheit«.