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Ende gut, alles gut

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Treffer, versenkt: Ian Weber hat per Siebenmeter endgültig die Tür zum Sieg geöffnet . Foto: Röczey © Röczey

Hüttenberg . Als Ian Weber am Samstagabend zwei Minuten vor dem Ende der Partie beim Stand von 25:25 zum Siebenmeter antrat, hielten die 1023 Zuschauer im Hüttenberger Sportzentrum kurz den Atem an. Zwei Mal war der Spielmacher von Handball-Zweitligist TV Hüttenberg zuvor schon von der Strafwurfmarke gescheitert (25., 54.) und auch sein Mitstreiter Ryuga Fujita hatte nur acht Minuten zuvor den Pfosten getroffen.

TV Hüttenberg - HC Empor Rostock 28:25

Doch wer Weber kennt, weiß, dass der Mittelmann trotz seiner erst 22 Jahre einer derjenigen Spieler ist, die vorangehen. Und zwar gerade dann, wenn es eng und brenzlig wird. Die Hüttenberger Nummer 13 fintierte gegen Jan Mehler, den Schlussmann des HC Empor Rostock, zwei Mal, warf, traf zum 26:25 - und machte seiner Erleichterung beim Zurücklaufen anschließend laut schreiend und in Richtung der Zuschauer gestikulierend Luft. Noch einmal zwei Minuten später war es dann abermals der Hüttenberger Torjäger, der der Begegnung, die nun längst entschieden war, mit seinem 28:25 in der Schlusssekunde ein Ende machte.

Es war ein Endergebnis, das zwar über die gesamte Spielzeit dem Kräfteverhältnis beider Mannschaften entsprach, jedoch keineswegs die Dramatik der letzten zehn Minuten wiederzugeben vermochte. Denn obwohl die Hüttenberger gegen das Kellerkind von der Ostsee Mitte der zweiten Halbzeit bereits mit fünf Treffern geführt hatten (19:14, 41.), hätten sie das Duell gegen den HC Empor auf der Zielgeraden beinahe noch aus der Hand gegeben. Es war der Nervenstärke Webers, zwei starken Paraden des zuvor eher unauffällig agierenden Leonard Grazioli sowie eines den Angstknoten lösenden Kempa-Tricks der beiden Youngster Philipp Schwarz (20 Jahre) und Niklas Theiß (19) zum erlösenden 24:23 (55.) zu verdanken, dass die Schützlinge von Trainer Johannes Wohlrab das erste Heimspiel des Jahres gewinnen konnten. »Ich bin einfach erleichtert, dass wir diese beiden Zähler einfahren konnten. Wir wussten im Vorfeld über diese Rostocker Stärke, dass sie einfach nie aufgeben und ihren Stiefel immer weiter herunterspielen«, so der Hüttenberger Trainer, der »wirklich stolz« auf seine Mannschaft war: »Man sieht, dass dieser Druck an einer so jungen Mannschaft nicht spurlos vorbeigeht. Wir vergeben drei Siebenmeter und werfen drei Mal am leeren Tor vorbei. Wenn Du dann trotzdem gewinnst, musst Du ein gutes Spiel gemacht haben.«

Eine Einschätzung, die die TVH-Anhänger im Nachgang wohl unterschrieben hätten. Denn ihr Team, bei dem David Kuntscher für Niklas Theiß in die Startformation im rechten Rückraum gerückt war, begann forsch und führte nach einem ansatzlosen Stemmwurf von Hendrik Schreiber nach acht Minuten mit 5:3, ehe es einen herben Rückschlag hinnehmen musste. Kapitän Timm Schneider humpelte nach einem Zusammenprall mit Mitspieler Vit Reichl sowie dem ehemaligen Hüttenberger Marc Pechstein vom HCE mit schmerzverzerrtem Gesicht von der Platte.

Trotz dieses Rhythmus-Brechers hielten die Hausherren ihren Vorsprung bis zur Pause und gingen mit einem 14:11 in die Kabinen. Und nachdem Moritz Zörb mit dem Rücken zum Tor stehend wuchtig zum 19:14 getroffen hatte (41.), schien es, als würden die Blau-Weiß-Roten den vierten Heimsieg nur noch im Verwaltungsmodus über die Ziellinie bringen müssen. Allerdings hatte Rostocks junges Trainer-Duo Florian Zemlin und Tristan Staat etwas dagegen. Sie stellten den starken Leon Mehler für den glücklosen Robert Wetzel zwischen die Pfosten, agierten nun häufig im Sieben gegen Sechs mit drei Kreisläufern und kamen Tor um Tor näher. Nachdem Weber in der 54. Minute seinen zweiten Siebenmeter verworfen hatte, stellte Tim Völzke auf 23:23. »In der ersten Halbzeit haben wir vogelwild gespielt, nach der Pause machen wir es dann richtig gut. In der Crunchtime fehlt uns dann ein bisschen das Glück«, meinte Staat hinterher geknickt.

Schneider verletzt

Sein Team, das sich im Verlauf der Partie insgesamt zu viele technische Fehler im Angriff leistete, bleibt damit weiterhin auf dem drittletzten Rang. Die Hüttenberger bauten ihren Vorsprung auf die Abstiegsränge indes auf neun Punkte aus, was angesichts der beiden kommenden Schwergewichte Balingen-Weilstetten am Mittwoch und Dessau-Roßlau am Samstag eminent wichtig gewesen sein dürfte. Ob Schneider auf der Schwäbischen Alb wieder zur Verfügung steht, ist wohl mehr als ungewiss: »Timm ist nicht umgeknickt, sondern hat einen Schlag auf den Spann bekommen, es ist auch schon Blut reingelaufen. Aktuell hoffen wir nur auf eine Prellung, wir wissen noch nichts Genaueres«, so Wohlrab, der wohl voraussichtlich auch auf Vize-Kapitän Jannik Hofmann verzichten muss, der wie schon gegen Rostock mit einer Zerrung am äußeren Rückenmuskel ausfallen wird. Doch selbst wenn seine beiden Mannschaftsführer abermals nicht mitwirken können: Wohlrab darf sich sicher sein, dass einer wie Ian Weber auch gegen die beiden Aufstiegsaspiranten vorangehen wird.

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