Erst Eulen, dann Eintracht
Hüttenberg (cha). Es war schon so etwas wie ein Fingerzeig auf die Spielzeit 2021/2022 in der 2. Handball-Bundesliga, was sich da am 11. September des vergangenen Jahres in der Kurpfalz ereignete: Seinerzeit sorgte der TV Hüttenberg, in der Vorsaison lange in den Kampf um den Klassenerhalt verwickelt, mit einem 26:21 bei Erstliga-Absteiger Eulen Ludwigshafen für ein Ausrufezeichen.
Und es ging acht Monate lang genauso weiter für beide Teams. Während der TVH eine überragende Runde spielt und fünf Spiele vor Schluss sogar immer noch aufsteigen kann, dümpelt die Ex-Truppe von HSG-Wetzlar-Coach Ben Matschke auch im Unterhaus im Keller herum, befindet sich trotz Trainerwechsels an Ostern nach neun Niederlagen aus zehn Spielen in einer handfesten Krise und braucht auch an diesem Mittwochabend (18 Uhr) im Sportzentrum Hüttenberg jeden Punkt für den Klassenerhalt.
»Diese Liga ist einfach total unvorhersehbar«, stellt Johannes Wohlrab deshalb nicht zum ersten Mal fest. In der »Mühle« zwischen regulären Partien und coronabedingten Nachholspielen hat der TVH-Coach seinen Schützlingen nach dem klasse 30:23 in Großwallstadt erst einmal einen freien Tag zum Durchschnaufen gewährt.
»Irgendwann wird bei den Eulen eine Trotzreaktion kommen. Umso mehr sollten wir uns auf uns konzentrieren, mit einer aggressiven Abwehr ins Tempospiel kommen und im Angriff diszipliniert an die Sache rangehen. Dann wird das vor unserem Publikum eine runde Geschichte«, glaubt Wohlrab, der nach dem schon ewig feststehenden Klassenerhalt nun die 40 Punkte als weiterer Meilenstein ausgerufen hat, die in den Heimspielen gegen Ludwigshafen und am Samstag gegen Emsdetten geknackt, am besten übertrumpft werden sollen.
»Die Zielvorgabe soll zudem eine Drucksituation simulieren, weil wir jetzt schon ziemlich viel erreicht haben. Aber nächste Saison kannst Du auch schnell in eine Lage hineinschlittern, wo Du gewinnen musst. Dann sind wir so besser vorbereitet«, weiß der 36-Jährige.
Klar ist: Der Druck liegt am Samstag vor allem auf den Gästen um deren erfahrenen Coach Michael Biegler, der Mitte April das Amt von Ceven Klatt übernahm, das Ruder bislang jedoch nicht herumzureißen vermochte. Bei der jüngsten 21:32-Niederlage beim Meister aus Gummersbach hatte der 61-Jährige, der bis Anfang des Jahres noch Nationaltrainer der Ukraine gewesen war, mehr als eine ganze Mannschaft ersetzen müssen. Pascal Bührer, Alexander Falk, Max Haider, Christian Klimek, Jannek Klein, Jan Remmlinger, iga Urbic und der künftige Wetzlarer Hendrik Wagner fehlten, nach wenigen Minuten schied auch noch Yessine Meddeb verletzt aus.
»Wenn Qualität fehlt, kann man das nur versuchen durch Einsatz wettzumachen«, betont Biegler, der Hüttenberg als eine Mannschaft charakterisiert, »die sehr kampfstark ist, hoch in der 3:2:1-Deckung verteidigt und einen Großteil ihrer Tore über Gegenstöße macht.«
Der Anwurf wurde übrigens eineinhalb Stunden nach vorne gezogen: Bereits um 18 Uhr geht es im Sportzentrum am Mittwoch los - wegen Fußball, genauer gesagt dem Europa-League-Finale der Frankfurter Eintracht gegen Glasgow. Zu diesem Anlass veranstaltet der TV Hüttenberg nach dem Heimspiel noch ein Public Viewing.
»Wir erhoffen uns natürlich, dadurch noch den ein oder anderen Zuschauer mehr in die Halle zu bekommen - auch wenn die Anwurfzeit nicht so arbeitnehmerfreundlich ist«, sagt TVH-Geschäftsführer Fabian Friedrich.