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»Es geht um alles: Wer ist die beste Mannschaft?«

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Haiger. »Das ist der Spot in Haiger für die coolen Leute«, sagt David Al-Azzawe zu Beginn des Gesprächs in seinem Haigerer Stammcafé »Zimt und Zucker« mit einem verschmitzten Grinsen.

Mit einer guten Portion trockenem Humor ausgestattet wirkt der Kapitän des Fußball-Regionalligisten TSV Steinbach Haiger wenige Tage vor dem Hessenpokalfinale an diesem Samstag (12.15 Uhr) in Gießen gegen Kickers Offenbach entspannt und ruhig. »Ich kann auch bis zum Spielbeginn locker sein«, erklärt der 29-Jährige, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, nur um mit dem Ertönen des Pfiffs sofort in den Wettkampfmodus zu schalten. »David ist kein Lautsprecher«, bestätigt auch sein Trainer Ersan Parlatan, um anschließend lobende Worte hinterherzuschieben: »Er kann aber auch Ansagen machen, hat dennoch ein gutes Verhältnis zu allen im Team. Auf dem Platz ist er ein absoluter Leader, der sich immer reinhängt und auch dann noch den Zweikampf sucht, sich in jeden Ball reinwirft, wenn er schon auf dem Zahnfleisch geht.

Mit dieser sensationellen Einstellung ist er ein Vorbild für seine Mitspieler, bringt eine echte Gewinnermentalität mit.« Diese Mentalität ist am Samstag elementar, wenn es im »50:50-Spiel auf Augenhöhe« (Parlatan) für den TSV im dritten Hessenpokal-Endspiel in Folge nicht nur um den Titel, sondern auch um den Einzug in die 1. Runde des DFB-Pokals inklusive einer Teilnahmeprämie von 150 000 Euro geht. Entsprechend spielt Al-Azzawe, seit Sommer 2018 beim TSV und schon von Parlatans Vorgänger Adrian Alipour als »Musterprofi« bezeichnet, eine zentrale Rolle in Parlatans Team, wurde unter dessen Ägide nur bei der mit Abstand schwächsten Saisonleistung gegen Stuttgart II (0:2) geschont, stand in allen anderen 13 Liga- sowie den drei Pokalspielen über die volle Zeit auf dem Platz.

Paradoxerweise wäre es für den in Halle an der Saale geborenen Iraker, der auch schon einige Male für die Nationalmannschaft seines Landes nominiert war, der erste Landestitel mit den Haigerern, den er auf dem Rasen feiern würde. Mit uns sprach der 29-Jährige vor dem Saisonhighlight über ... seine Spielweise: »Manchmal sieht es so aus, als sei ich übermotiviert, aber das stimmt so nicht, ich drehe nie durch, habe mich immer unter Kontrolle. Ich bin auch jemand, der nach einem harten Zweikampf zum Gegenspieler hingeht und ihm Shake Hands gibt sowie wieder hoch hilft. Das gehört dazu.«

... seinen Antrieb: »Ich versuche, jede Saison ein besserer Spieler als in der Vorsaison zu werden, und bin ganz, ganz schwierig zufriedenzustellen. Ich will noch etwas erreichen, bin hungrig und würde gerne noch mal in die irakische Nationalmannschaft zurückkehren, für die ich vor zehn Jahren schon mehrfach nominiert war. Ich halte das für möglich, kenne noch einige Spieler von damals. Bis das klappt, versuche ich Vollgas zu geben.«

... die Drucksituation rund um das Finale: »Ich mag es, wenn Druck da ist. Denn dann weißt du, dass es um was geht. In solchen Spielen zeigt sich, wo du stehst, wie du in einem Spitzenspiel gegen gute Gegner performst. Das hilft bei der persönlichen Weiterentwicklung deutlich mehr als Spiele, in denen es um nichts geht. So eine Partie kitzelt mich immer.«

... die Stimmung im Gießener Waldstadion: »Von mir aus hätte Offenbach auch 10 000 Karten bekommen können. Ich finde es immer geil, wenn das Stadion so voll wie möglich ist. Ob die Fans für oder gegen mich sind, ist mir ehrlich gesagt egal. Fans erzeugen generell eine gewisse Atmosphäre und Anspannung. Das finde ich super. Und am Haarwasen hat es ja mit relativ vielen Offenbacher Fans auch gut für uns funktioniert.«

... aller guten Dinge sind drei: »Die beiden letzten Endspiele habe ich verpasst, und musste gegen Frankfurt im August 2020 und im Mai 2021 gegen Wiesbaden jeweils von der Tribüne aus zuschauen. Ich hatte in Haiger schon einige Male Probleme mit Verletzungen. Jetzt bin ich aber topfit.«

... das Pokalfinale gegen den OFC: »Es geht um alles. Darum, wer aktuell die beste Mannschaft in Hessen ist. Ich hoffe, wir sehen nicht das Steinbacher Gesicht der 0:4-Hinspielniederlage in Offenbach, sondern das des 3:0-Sieges im April in Haiger. Denn das war auch unser Gesicht unter dem Einfluss unseres neuen Trainers Ersan Parlatan. Daher bin ich überzeugt, dass wir wieder so auftreten.»

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