Es stimmt beim TVH
Konstanz. Die Zweitliga-Handballer des TV Hüttenberg dürfen mit dem wohltuenden Gefühl in die spielfreie Osterwoche gehen, dass sie voll im Soll sind - oder vielmehr sogar noch darüber liegen.
Denn mit dem souveränen 36:30 (15:12)-Auswärtssieg bei der HSG Konstanz am Freitagabend haben die Blau-Weiß-Roten das erklärte Saisonziel, den Klassenerhalt, gefühlt schon jetzt unter Dach und Fach gebracht. »Mit 30 Punkten steigst Du nicht ab, die wollen wir so schnell wie möglich holen«, hatte Johannes Wohlrab vor der Saison immer wieder gepredigt.
Schützlinge nach dem 14. Saisonsieg noch einen Punkt von der selbst gesteckten Marke entfernt, allerdings dürften die beiden jüngsten Siege - das berauschende 30:29 gegen Aufstiegsaspirant ThSV Eisenach aus der Vorwoche und eben jenes abgeklärte 36:30 über Konstanz - den Hüttenberger Verantwortlichen um Geschäftsführer Jörg Bannicke Planungssicherheit für die kommende Spielzeit geben. Doch vermutlich nicht nur das: Beide Partien sind auch geeignetes Werbungsmaterial, um potenzielle Neuerwerbungen ins Sportzentrum an der Hauptstraße zu locken. Denn der geneigte Beobachter kommt aktuell nicht umhin, den Eindruck zu gewinnen, dass es in der Mannschaft von Trainer Wohlrab stimmt - sowohl unter sportlichen als auch unter charakterlichen Gesichtspunkten. »Ich bin mega stolz auf die Jungs und muss ihnen ein Riesenlob aussprechen. Sie haben über 60 Minuten total diszipliniert und geduldig agiert und haben sich auch nach einem Rückstand nie aus der Ruhe bringen lassen. Ich kann keinen herausheben, sie haben alle überzeugt«, zeigte sich der 36-Jährige nach dem Schlusspfiff in der Konstanzer Schänzle-Halle hinterher mehr als zufrieden, obgleich er, ganz der Lehrer, natürlich trotzdem etwas zum Kritteln gefunden hatte: »Das Spiel muss am Ende nicht mit plus sechs, sondern mit plus neun für uns ausgehen. Das unterscheidet uns dann eben von den Teams über uns. Zum Schluss lassen wir zwei Prozent nach. Trotzdem haben die Jungs eine super Entwicklung als Mannschaft genommen.«
Ein Lob, das die Hüttenberger Fans ihrem Team nach der Partie in Konstanz ebenfalls gerne ausgestellt hätten, dies jedoch nur auf Verdacht tun konnten. Denn Bewegtbilder gab es nur für jene Anhänger, die vor Ort waren. Alle anderen TVH-Fans, die sich auf den Internet-Livestream verlassen hatten, schauten in die Röhre, denn die Übertragung aus der Schänzle-Halle kam angesichts technischer Probleme nicht zustande.
So verpassten die Daheimgebliebenen, die stattdessen am Ticker mitfieberten, eine frühe Hüttenberger 4:1-Führung (7.), die sich jedoch nach 17 Minuten in einen 7:9-Rückstand verwandelt hatte. Der TVH, der ohne Joel Ribeiro und Kapitän Timm Schneider (Bauchmuskelzerrung) antrat, dafür jedoch wieder auf Hendrik Schreiber, Johannes Klein und Jannik Hofmann setzen konnte, setzte sich vor der Pause wieder ab und ging nach einem Doppelpack von Vit Reichl mit einem 15:12-Zwischenstand in die Halbzeitpause.
»Das war insgesamt kein einfaches Spiel, auch wenn das Ergebnis am Ende deutlich war. Es war eine richtig geile Stimmung in der Halle, das war eine ganz gute Lautstärke«, meinte Philipp Schwarz hinterher. Es war das große Verdienst der Hüttenberger an diesem Abend, dass sie der Kulisse trotzten. Insbesondere dann, als die Partie kurz nach der Pause zu kippen drohte. Die Gastgeber, wild angefeuert von ihrer Anhängerschaft, glichen durch Lars Michelberger binnen vier Minuten zum 16:16 aus und waren wieder dran.
Es sollte allerdings das letzte Aufbäumen der HSG an diesem Abend bleiben. Denn das Team vom Bodensee sah sich nun Hüttenbergern gegenüber, die trotz des jungen Durchschnittsalters ihres Aufgebots sehr abgezockt und clever zu Werke gingen. »Es war insgesamt eine sehr gute Leistung von uns. Wir sind bei dieser hitzigen Atmosphäre immer konzentriert geblieben und haben eine klasse Teamleistung abgeliefert, jeder hat seinen Beitrag geleistet. Aber es war ein Pflichtsieg, wir mussten dieses Spiel gewinnen«, so Ian Weber hinterher, mit acht Treffern einmal mehr bester Schütze seines Teams. Paul Kompenhans erhöhte acht Minuten vor Schluss auf 31:26, ehe »Blacky« Schwarz den Vorsprung des TVH kurz darauf auf sieben Treffer ausbaute und damit die Partie entschied (53.).
»Eigentlich hätten wir uns bereits ab Sonntag auf unseren nächsten Gegner Coburg vorbereiten wollen«, erklärte Wohlrab, gab sich angesichts des »durch die Bank bärenstarken Spiels« seiner Schützlinge allerdings spendabel: »Den bekommen die Jungs jetzt aber frei. Das haben sie sich wirklich verdient.«