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»Es war ein verhextes Jahr«

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Interview mit Mark Beissert © Jenniver Röczey

Wetzlar (am). Alteingesessene Fans des RSV Lahn-Dill werden sich noch gerne an Patrick Anderson und Joey Johnson erinnern. An die beiden kanadischen Weltklassespieler, die den mittelhessischen Bundesligisten im Rollstuhlbasketball in den Jahren nach der Jahrtausendwende in ganz besonderem Maße prägten.

Sie prägten ebenfalls den jungen Mark Beissert. Der damalige Schüler der Eichendorff-Schule in Wetzlar-Dalheim und seinerzeitige Jugendfußballer fand durch das Duo Geschmack an der Sportart Rollstuhlbasketball. So war es auch nicht schwierig für Jörg Fink, den damaligen Spielertrainer der zweiten Garnitur des RSV, Mark Beissert für das Regionalliga-Team zu begeistern.

Von dort zog es den gebürtigen Wetzlarer später zu den Rolling Devils Kaiserslautern, ehe es über die Baskets 96 Rahden und die Rhine River Rhinos zurück zu den Lahn-Dillern ging, wo er 2019 wieder anheuerte, diesmal allerdings im Bundesliga-Team. Und in diesem hat der 32-jährige Center gerade seine bislang beste Saison gespielt, auch wenn das Abschneiden des RSV-Teams in der abgelaufenen Runde bestenfalls als durchwachsen bezeichnet werden kann.

Noch im niederländischen Nimwegen, wo Beissert beim Champions Cup aus (verbesserungswürdigen) Regelgründen pausieren musste, blickt der selbständige Verkaufsfahrer und Energieberater auf die vergangenen Wochen und Monate zurück.

Wie schlimm ist es, bei so bedeutsamen Spielen tatenlos am Spielfeldrand zuschauen zu müssen?

Das ist immer schlimm. Dabei habe ich diesmal gewusst, dass ich wegen des internationalen Reglements nicht eingesetzt werden durfte. Ich habe versucht, durch meine positive Art die Stimmung in der Mannschaft hochzuhalten. Ich wäre aber lieber von Janet (Zeltinger, Cheftrainerin, Anm. d. Red.) auf das Spielfeld geschickt worden.

Nur Platz vier beim Champions Cup, das kann nicht zufriedenstellen?

Nein. Unser Anspruch muss sein, den Titel zu holen. Aber die Konkurrenz ist auf internationalem Niveau erheblich. Die Thuringia Bulls stellen genauso eine internationale Spitzenmannschaft wie wir. Und in Spanien haben die Vereine mächtig aufgerüstet. Trotzdem war unser Halbfinalspiel gegen die Bulls (38:68-Niederlage, Anm. d. Red.) übel und hat sehr wehgetan. Wir sind dabei wieder in alte Muster verfallen.

Auch die ganze Runde 2022/23 ist, vom Ende her gesehen, nicht ganz nach Euren Vorstellungen verlaufen?

Das war definitiv nicht unsere beste Saison. Und das Schlimme ist: Wir wissen nicht, woran es liegt. Wir haben nur selten zu unserem Spiel gefunden und haben nur selten unsere Qualitäten gezeigt. Insgesamt war es ein verhextes Jahr.

Was in die Kabine gehört, soll in der Kabine bleiben. Aber wie viel Unruhe hat die vorzeitige Trennung von »Gaz« Choudry in die Mannschaft gebracht?

Für mich hat es keine große Unruhe in die Mannschaft gebracht. Ich sehe es als Arbeitnehmer. Es war eine Entscheidung der Führungsetage. Wir sind dadurch als Mannschaft etwas mehr zusammengerückt. Das hat uns als Mannschaft ein bisschen mehr zusammengeschweißt. Natürlich hat uns eine Line Up gefehlt und er hat auch im Training gefehlt. Erst recht, als dazu noch Simon Brown verletzungsbedingt fehlte. Wir haben uns aber durch Gastspieler zu helfen gewusst. Mich hat es jedenfalls nicht beeinflusst. Man muss auch sagen, dass Gaz sportlich nicht das gebracht hat, was wir von ihm als Weltklassespieler erwartet haben.

Wie fällt Ihre persönliche Bilanz dieser Saison aus?

Ich spiele in einem der besten Vereine der Welt, und noch dazu in meinem Heimatverein. Von der Spielzeit her hatte ich in dieser Saison die meisten Spielanteile, seit ich 2019 zum RSV zurückgekehrt bin. Ich glaube, ich habe die Zeiten gut genutzt, wenn ich gespielt habe. Ich trainiere ja auch mit Weltklassespielern zusammen und habe so halt als Center Reo Fujimoto und Matthias Güntner vor mir. Ich denke, ich kann ganz zufrieden sein.

Haben Sie schon Ihre weiteren sportlichen Ziele und Perspektiven formuliert?

Ich hatte erste Gespräche mit den RSV-Verantwortlichen, auch in Nimwegen. Wir wollen beidseitig zusammen weitermachen. Ich denke, in ein bis eineinhalb Wochen ist alles klar. Wir sind auf einem guten Weg.

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