Finaltickets auch für Randalierer?
Frankfurt (pep). Das DFB-Pokalfinale gegen Leipzig am 3. Juni in Berlin wirft bei der Frankfurter Eintracht seine Schatten voraus. Vor allem die Verteilung der zur Verfügung stehenden Tickets bringt aktuell viele Fans der Eintracht in Wallung. Knapp 75 000 Zuschauer fasst das Olympiastadion, jeder der beiden Finalteilnehmer bekommt 23 000 Tickets, der Rest ist in den freien Verkauf durch den DFB und an Sponsoren und Unterstützer des DFB gegangen.
Die Eintracht hat ihr Kontingent nach besonderen Kriterien aufgeteilt: An erster Stelle kommen Auswärtsdauerkarteninhaber, dann folgen Fan-Klubs mit Dauerkartenabo und zuletzt einzelne Dauerkartenabonnenten, die sich bewerben konnten. Und natürlich haben auch die Frankfurter ihre Sponsoren bedacht. Angeblich sollen Logenbesitzer bis zu sechs Karten zur freien Verfügung erhalten haben, was für zusätzlichen Ärger bei den leer Ausgegangenen gesorgt hat. »Unser Dilemma ist seit dem Finale 2018 nicht kleiner geworden. Wir haben 125.000 Mitglieder und 31.000 Dauerkarteninhaber«, erklärt Eintracht-Vorstand Philipp Reschke, »da ist es leider mathematische Gewissheit, dass es bei 20.000 Karten weit über 100.000 Enttäuschte geben wird.«
Freilich werden viele auch ohne Karten nach Berlin reisen, um der Mannschaft so nah wie möglich zu sein oder vielleicht auf dem Schwarzmarkt zum Zuge zu kommen. Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche sprach beim sogenannten »hand over« des Pokals am Montag in der Hauptstadt von »50.000 bis 60.000 Frankfurtern«, die er erwartet. Ehrenspielführer Charly Körbel ging sogar so weit, dass er »mit bis zu 70.000 Fans« rechnet. Für noch mehr Unruhe in Zusammenhang mit der Kartenvergabe hat die Randale mit dem Peinlich-Plakat (»Europokalsieger der Randale 2023«) einiger Fan-Gruppen beim letzten Spiel auf Schalke gesorgt. Angeblich seien die »Brigade Nassau« und das »Presswerk«, schon seit Jahrzehnten mit gewaltbereiten Fans durchsetzt, federführend bei den Ausschreitungen gewesen, die auch Vorstand Reschke als »nicht akzeptabel« bezeichnete.
Mit Nachdruck arbeitet die Eintracht daran, einzelne Täter ausfindig zu machen. Aufgrund des guten Video-Materials ist Reschke »zuversichtlich«, dass dies gelingt. Dann könnte der Klub Stadionverbote aussprechen. Zu einer kompletten Rücknahme der Tickets, die an diese Fangruppen gegangen sind, wird es aber nicht kommen. Was andere Fans wütend macht.
Ein kleiner Auszug aus Einträgen in Eintracht-Foren. Block 42 schreibt u.a.: »Natürlich ist die Mehrheit friedlich, aber das Problem ist offensichtlich und lange bekannt! Einfach nur zum Kotzen, aber diese Deppen sind in Berlin mit Premiumplätzen in der Kurve mitten drin und machen was sie wollen«. Eintrachtadler 11 ist sauer: »Und solche Vielfahrer bekommen dann auch noch den Vorzug für Karten im DFB-Finale zum Kotzen!«
Ostwestfalen-Adler macht der Vereinsführung Vorwürfe: »Dass Teile unserer aktiven Fanszene asoziale Straftäter sind, weiß man schon seit Jahren. Schade, dass von Vereinsseite nicht wirklich etwas unternommen wird, sondern diese Personen auch noch ständig mit Karten »belohnt« werden "
Abseits des Ärgers sind viele Frankfurter Anhänger wieder kreativ geworden, haben sich Tickets aus dem freiverkäuflichen DFB-Kontingent gesichert (seit Anfang Mai ist der Verkauf dort eingestellt) und versucht, über das Kontingent aus Leipzig an Karten zu kommen. Wie vielen das gelungen ist, bleibt abzuwarten.