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Frankfurter Abwehr-Puzzle

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Frankfurt .- Dass die abwehrende Abteilung bei Begegnungen auf hohem Niveau die Achillesferse der Frankfurter Eintracht ist, wird von Woche zu Woche deutlicher. Trotz des besten deutschen Torwarts der Liga, Kevin Trapp, wackelt die Defensive bedenklich, die Niederlagen zuletzt gegen SSC Neapel und in Leipzig war nicht zuletzt großer Schwächen im Abwehrverhalten zuzuschreiben.

Personelle Ergänzungen sind in dieser Phase der Saison nicht mehr möglich, diese Chancen wurden in den beiden letzten Transferphase verpasst.

Das überraschende Karriereende von Martin Hinteregger im letzten Sommer hat ein großes Loch gerissen, das bis heute nicht gestopft werden konnte. Das Problem ist durchaus erkannt, auch darum hatte sich die Eintracht im Winter um Victor Lindelöf von Manchester United bemüht. Ohne Erfolg, ein Leihgeschäft ließ sich nicht realisieren, ein Kauf war zu teuer. Neue Spieler also werden in den nächsten drei Monaten nicht helfen können, die weiterhin hohen Ziele zu erreichen. Trainer Oliver Glasner muss mit dem auskommen, was er hat.

In diesem Zusammenhang gibt es im Frankfurter Kader eine erstaunliche Personalie. Almamy Touré (26), zu Beginn der Saison noch gesetzt, sowohl beim Supercup gegen Real Madrid als auch im Pokal in Magdeburg und den beiden ersten Ligaspielen gegen Bayern und bei Hertha BSC in der Anfangself, spielt seit Monaten überhaupt keine Rolle mehr. Den anfänglichen Stammplatz hat Touré wegen einer schweren Oberschenkelverletzung (Sehnenriss) verloren. Seit dem Spätherbst steht er wieder im Training, spielen aber darf er nicht mehr. Zuletzt wurde er am 9. November eingesetzt, für genau eine Minute im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim. Seitdem ist er außen vor. In diesem Jahr hat Touré nicht ein einziges Mal im Bundesligakader gestanden, auch im Pokal gegen Darmstadt hat er auf der Tribüne gesessen. Lediglich gegen Neapel hat er einen Platz auf der Auswechselbank warmgehalten. Was also ist da los? Denn Touré wäre positionsbezogen eine echte Alternative als rechter Innenverteidiger. Dort schwächelt der Brasilianer Tuta seit Wochen, darf aber immer wieder spielen. Touré, der seine Klasse in der letzten Saison vor allem in der Europa-League nachgewiesen hat, bekommt keine Chance mehr. Beim Triumphzug zum Europapokalsieg hatte er ab dem Viertelfinale den verletzten Hinteregger ersetzt, beide Spiel gegen Barcelona im Viertelfinale, beide Spiele gegen West Ham United im Halbfinale und das Finale gegen die Glasgow Rangers bestritten. Im Endspiel war er der einzige Frankfurter Abwehrspieler gewesen, der über 120 Minuten auf dem Feld gestanden hatte.

Nun weiß Trainer Glasner ganz sicher, wie er seine Spieler einzuschätzen und einzustufen hat. Ganz einfach, weil er sie Tag für Tag im Training sieht. Eine offizielle Aussage zu Touré und dessen dauerhafter Nichtberücksichtigung gabt es in den letzten Wochen nicht. Ob es mit den gescheiterten Vertragsverhandlungen zusammenhängt? Der Vertrag des in Mali geborenen und in Frankreich aufgewachsenen Profis, der 2019 von der AS Monaco nach Frankfurt gewechselt war, läuft Ende der Saison aus. Die Eintracht hatte ein Angebot unterbreitet, das die Berater des Spielers abgelehnt haben. Angeblich, weil die Forderungen zu hoch waren. Medienberichten zufolge will Touré künftig über zwei Millionen Euro (inklusive Boni) einstreichen. Sein derzeitiges Gehalt liegt demnach bei 1,6 Millionen (inklusive Boni). Da hat sich eine Seite wohl deutlich überschätzt, denn bei aller schon nachgewiesenen Klasse, schleppt Touré seit Jahren auch den Makel großer Verletzungsanfälligkeit mit sich herum. Auch in der vergangenen Saison hatte er nur zehn Bundesligaeinsätze neben den acht in der Europa-League. Ein bisschen wenig für erhöhte Forderungen.

Dennoch bietet sich Touré, Gesundheit und ordentliche Trainingsleistungen vorausgesetzt, als einziger Profi an, die Mannschaft auf Anhieb zu stabilisieren. In der Euro-League hat er bewiesen, dass er quasi von »null auf hundert« funktionieren kann. Ob der Trainer Touré für das wichtige Auswärtsspiel am Sonntag in Wolfsburg in Erwägung zieht, wird sich im Laufe der Woche herausstellen. Nach zwei freien Tagen, Montag und Dienstag, steht die nächste Trainingseinheit am Mittwoch an. Eine weitere Niederlage würde die Eintracht sogar beim Kampf um Platz sechs in Zugzwang bringen, die »Wölfe« könnten den Abstand auf zwei Punkte verkürzen. Das Abwehr-Puzzle wird Trainer Glasner so oder so bis zum Ende der Saison beschäftigen.

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