Fünf Minuten des Grauens
Waldgirmes (frl). Seit dem Wiederaufstieg in die Fußball-Hessenliga im Sommer 2017 hat der SC Waldgirmes nur einmal noch höher verloren. Am Samstag aber kassierten die Lahnauer beim zuletzt so abschlussschwachen TSV Eintracht Stadtallendorf nach einem kollektiven Blackout vor der Halbzeitpause eine 1:7 (1:4) -Klatsche.
Eintr. Stadtallendorf - SC Waldgirmes 7:1
38 Minuten deutete nichts daraufhin, dass die Elf von Trainer Mario Schappert eine gute Stunde später sichtlich konsterniert vom Stadtallendorfer Kunstrasen schleichen würde. Bis dahin hatte der SCW gegen aggressive und früh pressende Hausherren halbwegs passabel dagegengehalten. Zwar hatte Frederik Trümner die Ferrero-Städter nach einer Flanke von Damijan Heuser schon früh nach vorne gebracht (4.), danach fanden die Gäste aber besser ins Spiel. Nach vorne ging zwar über die gesamte Spielzeit wenig, aber es gab ja noch die Standardsituationen.
Nach drei Eckbällen innerhalb von fünf Minuten, die alle in TSV-Keeper Tolga Sahin einen dankbaren Abnehmer fanden, schlug Marcel Safiew den vierten etwas kürzer. Sahin kam wieder raus, aber nicht an den Ball, Natnael Tega köpfte stattdessen zum Gleichstand ein (26.). Ausgeglichen ging es weiter, ehe der ansonsten blasse Felix Erben freistehend die zweite und zugleich letzte Waldgirmeser Torchance ausließ (36.).
Und dann kamen sie, die fünf Minuten, die Spielführer Kian Golafra später als »Offenbarungseid« und »vogelwild«, Mario Schappert als »Verhalten einer Schülermannschaft« bezeichnen sollte. Erst hatte SCW-Schlussmann Maik Buss einen Eckball nur unzureichend geklärt und Perry Ofori den zweiten Ball am langen Pfosten eingeköpft (39.), dann Trümner gegen die vollständig aufgerückte Waldgirmeser Defensive nachgelegt (41.), ehe erneut Ofori eine flache Hereingabe des bärenstarken Heuser zum Halbzeitstand verwandelte (43.).
Und wer aus dem SCW-Lager gehofft hatte, dass es nach dem Wiederanpfiff nur besser werden kann, sah sich schnell getäuscht. Nach einem Freistoß von Nick Bremer stand Malcom Phillips völlig blank und köpfte zur zwischenzeitlichen 5:1-Führung ein (47.).
»Was wir zulassen, ist unfassbar«
»Wir sind derzeit wohl das am leichtesten zu bespielende Team in der Liga. Was wir zurzeit hinten zulassen, ist einfach unglaublich«, sprach Golafra nach Spielende Klartext.
In der letzten halben Stunde ließen die Gastgeber den Ball laufen und erzielten durch Heuser zwei weitere Treffer (67., 78.). »Wir waren unserem Gegner heute im Kopf und in den Beinen meist einen Tick voraus und haben uns mit den Toren endlich einmal wieder selbst belohnt«, freute sich TSV-Coach Dragan Sicaja. Für Mario Schappert und sein Team heißt es hingegen, schnellstens die defensive Kompaktheit wiederzufinden und die individuellen taktischen und technischen Fehler abzustellen.
E. Stadtallendorf: Sahin - Enobore (79. Ferreira Mino), Schadeberg, Ofori (79. Dippel), Schütze - Preisig (65. Kulas), Zildzovic (65. Chiba), Bremer, Heuser - Trümner, Phillips.
SC Waldgirmes: Buss - Safiew, Schmidt, Cost, Olizzo - Golafra - Hartmann (79. Götz), Bartheld (46. Schneider), Wiessner (46. Fürbeth) - Erben (79. Stephan), Tega.
Tore: 1:0 Trümner (4.), 1:1 Tega (26.), 2:1 Ofori (39.), 3:1 Trümner (41.), 4:1 Ofori (43.), 5:1 Phillips (47.), 6:1 Heuser (67.), 7:1 Heuser (78.) - Schiedsrichter: Heist (Hertinghausen) - Zuschauer: 237.