»...ganz sicher keine Angst«

Frankfurt (pep). Am Mittwoch (21 Uhr) wird die Frankfurter Eintracht zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage die ganz große Bühne des Fußballs betreten. Die erste Vorstellung, der Bundesligaauftakt gegen Bayern München vor 51500 Zuschauern im Stadion und Millionen vor den Fernsehschirmen, ist völlig in die Hose (1:6) gegangen. Nun bietet sich im Supercupfinale gegen Real Madrid die große Chance zur schnellen Rehabilitation.
Allerdings auch die Gefahr, sich zum zweiten Mal zu blamieren. »Wir wollen diesen Supercup gewinnen«, sagt Trainer Oliver Glasner unverdrossen und ist sicher, »dass wir ein ganz anderes Gesicht zeigen werden als gegen die Bayern.« Zweimal, so Glasner, werde seine Mannschaft nicht so schlecht, so ungeordnet und vor allem so undiszipliniert spielen.
Nationalspieler Kevin Trapp, Anführer der Mannschaft, hat den Plan vorgegeben. »Es liegt in unserer DNA, jedem Gegner Probleme bereiten zu können. Wir möchten als Eintracht Frankfurt für etwas stehen: Dass es unbequem gegen uns werden kann, dass wir als Mannschaft kämpfen und niemals aufgeben«, hat er auf der Homepage des Klubs gesagt. Die Eintracht habe großen Respekt vor den »Königlichen«, »aber wir haben ganz sicher keine Angst.« Ähnlich forsche Töne hatte es freilich schon vor dem Bayern-Spiel gegeben, das Ergebnis ist bekannt.
Der Frankfurter Trainer wird nicht nur eine andere Einstellung einfordern, er wird auch eine andere Aufstellung bringen. Daichi Kamada wird sicher ins Team zurückkehren, Randal Kolo Muani hat sich mit der Leistung in der zweiten Halbzeit gegen Bayern in den Vordergrund gespielt. Die Defensive könnte Verstärkung brauchen, Makoto Hasebe steht bereit, auch Neuzugang Hrvoje Smolcic könnte spielen. Glasner könnte allerdings auch auf die Idee kommen, das Spiel gegen Real als Belohnung für die Europa-League-Sieger aus Sevilla anzusehen und ihnen noch einmal den Vorzug geben. Nur dann würde Rafael Borré im Team bleiben. Auch eine Taktik-Änderung wie gegen die Bayern nach der Pause ist möglich, von Dreierkette in der Abwehr auf Viererkette. Das allerdings haben die Frankfurter in der Vorbereitung nicht wirklich geübt. Und ob das Spiel gegen die beste Mannschaft Europas der richtige Zeitpunkt für Experimente bietet, sei mal dahingestellt.
Auch Filip Kostic wird wieder spielen. Vielleicht ja zum letzten Mal für die Eintracht. So genau weiß das niemand. Die Gerüchte um Juventus Turin nehmen kein Ende, auch wenn der Frankfurter Vorstand weiter versichert, dass kein Angebot des italienischen Rekordmeisters vorliegt. Womöglich hat Kostic seine Berater selbst darum gebeten, erst nach dem Supercup tätig werden. Dieses Spiel ist auch für ihn der bisherige Höhepunkt seiner Karriere, er will es unbedingt mitnehmen. So ganz fair wäre dies gegenüber der Eintracht nicht, aber so ist nun einmal das Geschäft: Und wer weiß, vielleicht »lechzt« Kostic ja tatsächlich auch nach Champions-League-Spielen mit der Eintracht und bleibt doch. Ganz so wie es Trainer Glasner erhofft und erwartet. Geht Kostic, das ist klar, muss und wird die Eintracht auf dem Transfermarkt noch einmal tätig werden. Baustellen gibt es noch einige: Innenverteidigung, defensives Mittelfeld und dann auch Linksaußen.
Anreise mit Hindernissen
10 000 Karten haben die Frankfurter für die Partie im Olympiastadion von Helsinki bekommen (Fassungsvermögen 36 000). Der Zukauf weiterer Tickets hat keine großen Probleme aufgeworfen, die Reise nach Finnland schon eher. Alles was mit Flugverkehr zu tun hat, ist in diesen Tagen schwierig und stellt auch die kreativen Eintracht-Fans vor besondere Herausforderungen. Die regulären Flüge von Frankfurt nach Helsinki waren schon am Tag nach dem Endspiel von Sevilla im Mai vergriffen, schon bald danach auch alle möglichen Flüge aus Deutschland in die finnische Hauptstadt. Viele haben nun wieder Umwege wählen müssen, über Großbritannien, über Osteuropa.
In jedem Fall wird die Eintracht eine Art Heimspiel haben im Olympiastadion der finnischen Hauptstadt, denn Real hat nur ungefähr 2000 Karten verkauft. Vor der Partie wird es auch wieder einen Fan-Treff geben auf dem »Kaiseniemen Puisto«, einem Park in der Nähe des Hauptbahnhofs. Zu Gast sollen ehemalige Spieler des »Jahrhundertspiels« Real gegen Eintracht (Glasgow, 18. Mai 1960, Finale des Europapokals der Landesmeister) sein, dazu Vereinslegenden wie Uwe Bindewald und Alex Meier.