Griff nach der Krone

Wetzlar (aj). Das Final Four im Champions Cup steht an. Am Freitag und Samstag greift der RSV Lahn-Dill im Finalturnier der Königsklasse nach der Krone des europäischen Rollstuhlbasketballes. Das Ticket ins niederländische Nijmegen sicherte sich der siebenmalige Champion aus Wetzlar durch seine erfolgreichen Auftritte Anfang Februar in Wien und Mitte März in Albacete.
In der Arena De Kooi kommt es zunächst zu den beiden Halbfinalspielen, einem rein spanischen und einem rein deutschen Duell, um den Einzug ins 47. Endspiel.
Um 19 Uhr stehen sich der RSV und die Thuringia Bulls gegenüber. Erneut, möchte man sagen, standen sich beide Teams doch erst vor zwei Wochen um die Deutsche Meisterschaft gegenüber - mit dem schlechteren Ausgang für die Mittelhessen. Somit wird am Freitagabend einmal mehr die Tagesform, die mentale Stabilität und die ein oder andere taktische Finte über Sieg und Niederlage entscheiden. Wie im rein spanischen Duell zuvor, das bereits um 16 Uhr angepfiffen wird, qualifiziert sich der Siegerfür das Endspiel, das am Samstagabend um 19.30 Uhr ebenfalls in der Arena De Kooi steigt. Bereits um 16.30 Uhr kommt es zum Duell um Platz drei.
Die Konkurrenz
Selten war in einem Finalturner ein Favorit so wenig auszumachen. Alle vier Teilnehmer stehen sich auf Augenhöhe gegenüber, alle haben die Chance auf den Titel und haben diesen auch bereits gewonnen: Albacete 2022, Thüringen 2018 und 2019, die Madrilenen 1997, 2016 und 2017, der RSV Lahn-Dill von 2004 bis 2006 sowie 2010, 2012, 2015 und 2021. Neun Jahre ist es her, als mit Galatasaray Istanbul zuletzt ein anderes Team in der Königsklasse triumphierte.
CD Ilunion Madrid: Die Madrilenen haben in den vergangenen acht Jahren sechsmal das Endspiel erreicht und dabei zweimal den Titel gewonnen. Vierzehnmal standen sich der RSV Lahn-Dill und Madrid seit 2004 in der Geschichte des Champions Cups gegenüber - 2005, 2015 und 2016 im Endspiel. Siebenmal rollten die Hessen, siebenmal die Spanier als Sieger vom Parkett.
Albacete: Der Titelverteidiger setzte sich im vergangenen Jahr erstmals die kontinentale Krone auf, bezwang im dabei Endspiel von Erfurt den nationalen Widersacher aus Madrid. Die Briten Phil Pratt, Lee Maning oder Harry Brown, der Pole Mateusz Filipski und der spanische Routinier Alejandro Zarzuela bestücken den namhaften Kader des Titelverteidigers. Wenn es einen Favoriten gibt, dann hat Albacete von der Papierform her und als frisch gekürter spanischer Meister die Nase hauchdünn vorne.
Thuringia Bulls: Geht es um Endspiele, dann sind Duelle mit den Thuringia Bulls für den RSV Lahn-Dill längst Tradition. Siebenmal trafen die beiden mit Abstand besten deutschen Teams auch auf der europäischen Bühne aufeinander. Seit dem Jahr 2015 rollten dabei die Hessen viermal, die Thüringer dreimal als Sieger vom Parkett. 2021 standen sich die Topteams selbst im Champions-Cup-Endspiel gegenüber, damals triumphierten Thomas Böhme und Co., im vergangenen Jahr war dieses Duell die Partie um Platz drei - mit dem besseren Ende für die Thüringer Bullen.
Der RSV Lahn-Dill
Wie schon zuvor geht der RSV Lahn-Dill mit der Hypothek ins Rennen, dass Mark Beissert international nicht spielberechtigt ist und Peyman Mizan aufgrund seines Status als Flüchtling das Land nicht verlassen darf. Im widrigsten Fall stehen Cheftrainerin Janet Zeltinger, wie zuletzt in der Meisterschaftsfinals, nur ein Rumpfkader von sieben Akteuren zur Verfügung.
Noch ist medizinisch nicht klar, ob Weltmeister Simon Brown nach seiner Gehirnerschütterung einsatzfähig sein wird. Doch bereits im Duell mit den Thuringia Bulls in den Playoff-Finalspielen hat das Team aus der personellen Not eine mentale Tugend gemacht.