Hanning in Hüttenberg
Hüttenberg. Für Liebhaber der Statistik dürfte der Ausgang der Partie zwischen dem TV Hüttenberg und dem 1. VfL Potsdam am Samstagabend (Anwurf: 19.30 Uhr) eine eindeutige Angelegenheit sein.
So empfangen die Hüttenberger, mit nur sechs von 16 gewonnenen Partien vor eigenem Publikum die fünftschwächste Heimmannschaft der 2. Handball-Bundesliga, die »Adler« aus der brandenburgischen Landeshauptstadt, die ihrerseits in fremden Hallen bei 15 Versuchen gleich neun Mal das Parkett als Gewinner verließen - zweitbester Wert des Unterhauses hinter Spitzenreiter HBW Balingen-Weilstetten.
TV Hüttenberg - 1. VfL Potsdam (Samstag, 19.30 Uhr)
»Potsdam ist Sechster, wir Zehnter. Aber dieser Tabellenunterschied heißt nichts, genauso wenig wie die Heim- oder Auswärtsbilanz. In dieser Liga ist alles möglich. Es kommt auf die Tagesform an«, weiß TVH-Trainer Johannes Wohlrab und fügt hinzu: »Vor allem bei solchen Mannschaften wie Potsdam und uns.« Was der 36-Jährige damit meint: Mit Hüttenberg und Potsdam treten am Samstagabend die beiden jüngsten Mannschaften der Liga gegeneinander an.
Umso überraschender, dass beide Teams angesichts ihrer jugendlichen Unbedarftheit derart gesichert im Spitzendrittel (Potsdam) beziehungsweise im Tabellenmittelfeld (Hüttenberg) stehen. Insbesondere der VfL sorgt in dieser Spielzeit für Aufsehen, egal wo er hinkommt.
Was neben den bislang überdurchschnittlichen Leistungen auf der Platte vor allem daran liegen dürfte, dass mit VfL-Trainer Bob Hanning zweifellos der prominenteste aller Zweitliga-Trainer an der Seitenlinie steht. Der ehemalige Vizepräsident des DHB polarisiert gerne und scheut nicht davor, seine Meinung öffentlichkeitswirksam kundzutun, ist allerdings ob seines Handballsachverstandes über jeden Zweifel erhaben. Seit zwei Jahren ist Hanning Trainer beim VfL und wird dies auch in der kommenden Spielzeit bleiben, wie der Verein unlängst mitgeteilt hat. Zeitgleich ist der 55-Jährige, der gerne mal mit seinen knallbunten Pullovern auffällt, seit fast 18 Jahren Geschäftsführer des Bundesliga-Tabellenzweiten Füchse Berlin, dem Kooperationspartner der Potsdamer Adler.
Die Hauptstädter konnten nach einer Hinspielpleite bei den Kadetten Schaffhausen im Rückspiel noch den Kopf aus der Schlinge ziehen und ins Final Four der European League einziehen. Beim 30:24-Heimerfolg über die Schweizer ebenfalls im Füchse-Kader waren die mit einem Zweitspielrecht ausgestatteten Potsdamer Nils Lichtlein und Matthes Langhoff. »Ich gehe davon aus, dass sie gegen uns wieder spielen werden. Das würde mich freuen, denn wir wollen gegen den bestmöglichen Kader antreten«, sagt Wohlrab, der die Kooperation zwischen den Adlern und den Füchsen als Vorbild für die heimische Region ansieht: »Da könnten wir uns für den Spitzenhandball in Mittelhessen eine Scheibe von abschneiden. Unser Ziel muss es sein, im Kooperationsmodell mit der HSG Wetzlar, der HSG Münchholzhausen/Dutenhofen und den Mittelhessen Youngsters immer wieder Spieler zu haben, die wir in die ersten beiden Ligen hochheben können. Wir sind da auf einem guten Weg, aber noch längst nicht so weit wie Potsdam und Berlin.«
Erstmals in dieser Saison geht Wohlrab vermutlich mit dem Torhüter-Trio Leonard Grazioli, Simon Böhne und Finn Rüspeler in ein Spiel. Dominik Plaue, der den Verein nach der Saison verlassen muss, steht dabei nicht im Aufgebot.