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»Ich bin richtig sauer«

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Auch ein Weltmeister darf mal ratlos sein: Mario Götze geht mit der Eintracht in Köln baden. Foto: dpa © dpa

Frankfurt . Es gibt die echte Tabelle der Bundesliga, die ja angeblich nicht lügt. Da liegt die Frankfurter Eintracht mit 35 Punkten auf Platz sechs, zwei Punkte hinter dem ersten Champions-League-Platz und fünf Punkte vor dem ersten Verfolger. Dann gibt es die gefühlte Tabelle, in der sich die Frankfurter eigentlich weiter vorne einordnen würden, allen voran Sportvorstand Markus Krösche.

Und dann gibt es die »Wahre Tabelle«, in der Schiedsrichter-Fehlentscheidungen mit eingearbeitet sind.

Da würden die Frankfurter mit fünf Punkten mehr auf dem erstaunlichen ersten Rang liegen. So einfach wollten es sich die Frankfurter nach dem 0:3 in Köln, das nur aussieht wie eine klare Sache, aber in Wirklichkeit keine war, nicht machen.

Ob Sportchef Krösche oder Trainer Oliver Glasner, beide benannten die Defizite der Mannschaft und hielten sich bezüglich der berechtigten Kritik an Fifa-Referee Daniel Siebert halbwegs zurück. Unterstützung bei der realistischen Einschätzung der gezeigten Leistungen hatten die Frankfurter ausgerechnet von Kölner Seite bekommen. »Wir freuen uns über den Sieg, aber ein Unentschieden wäre sicher gerechter gewesen«, hatte Kölns Trainer Steffen Baumgart gesagt.

Das ändert freilich nichts daran, dass die Eintracht Schwächen gezeigt hatte, die auch in den letzten Wochen zu sehen, aber da durch die Ergebnisse übertüncht worden waren. Die Frankfurter plagen sich mit einer veritablen Problemzone im eigenen Strafraum, wenn es um Standards der Gegner geht. Alle drei Tore der Kölner entsprangen Freistößen und Eckbällen, der zweite Treffer kurioserweise einem eigenen Eckball. »Wir fangen zwei Gegentore nach Standards und werden nach einer eigenen Ecke ausgekontert. Das ist eine Stärke von Köln und eine Schwäche von uns«, sagte Trainer Glasner, »zwischen den beiden Strafräumen waren wir sogar besser, aber so gewinnst du kein Spiel.« Der Sieg der Kölner gehe wegen deren Effektivität und den eigenen Fehler in Ordnung. Glasner: »Ich bin gar nicht mehr gewohnt, ein Spiel zu verlieren.« Deshalb sei er »richtig sauer«.

Auch sein Chef war sichtbar angefressen und übte gleich wieder Fundamentalkritik. Die Eintracht sei »eben noch nicht so weit.« Um in Köln zu gewinnen, hätte das Leistungsniveau der Frankfurter freilich allemal ausgereicht. »Bei allem Respekt vor den Kölnern, das Spiel haben wir selbst verloren«, sagte Krösche. Es war nicht nur die abwehrende Abteilung, die sich diesmal Patzer erlaubt hatte, auch im zuletzt zu recht hochgelobten Angriff war nicht wirklich viel zusammengelaufen. Kaum ein Schuss war aufs Kölner Tor gekommen. »Wenn man ein Tor schießen will, muss man auch mal schießen«, ätzte Krösche. Die Mannschaft habe diesmal insgesamt nicht »ernsthaft und nicht erwachsen genug« gespielt.

Einig waren sich Trainer und Sportchef, dass die Niederlage von Köln, die erste im Kalenderjahr, einen Lerneffekt auslösen müsse und werde. Die Niederlage werde das Team nicht umwerfen, sagte Glasner, »wir werden unsere Lehren daraus ziehen.« Das Verhalten bei Standardsituationen müsse besser werden, auch die Entschlossenheit beim Abschluss, wenn es mal nicht so leicht und locker läuft wie in den vergangenen Wochen. Dass die Frankfurter den nicht gegebenen Elfmeter nicht als Alibi für die Niederlage benannten, ehrt sie, geht aber auch an der Wahrheit vorbei. Hätte Schiedsrichter Daniel Siebert in der 16. Minute nach einem Handspiel von Eric Martel auf Strafstoß entschieden, wäre die Führung nahe gewesen und das Spiel hätte einen anderen Verlauf genommen. Doch Siebert entschied sich dagegen. Ganz zum Ärger von Oliver Glasner. »Es war eine aktive Bewegung Richtung Ball«, sagte der Eintracht-Coach, »für mich war das ein Elfmeter«. Und genauso war es in den letzten Wochen in den allermeisten Fällen auch entschieden worden.

Die Eintracht darf sich durchaus in dieser Saison in diesem Bereich benachteiligt fühlen. Am Anfang der Spielzeit wurde ihnen ein bereits gepfiffener Strafstoß beim 1:1 in Berlin in letzter Minute vom VAR wieder zurückgenommen. Beim 2:3 gegen Dortmund wurde ein klarer Elfmeter nicht gepfiffen, weil der VAR geschlafen und der Referee nicht gut genug hingeschaut hatte. In der letzten Woche hatte Schiedsrichter Zwayer den Frankfurtern im Pokalspiel gegen Darmstadt (4:2) einen klaren Elfmeter verweigert und der VAR sich nicht einmal gemeldet. Und nun eben Köln. Im Internet gibt es eine Plattform, die alle deutlichen Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern und VAR und mögliche Auswirkungen aufs Spiel penibel auflistet. Danach hätte die Eintracht fünf Punkte mehr und wäre vor den Bayern auf Platz eins.

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