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Ideen für eine andere, vielleicht bessere Fußballwelt

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gispor_0907_futopia_0907_4c © Red

Wenn man sich heute - im Grunde egal wo, in welchem Zusammenhang und mit wem - etwas ernsthafter über das Thema Fußball unterhält, ist man schnell an dem Punkt angelangt, an dem sich das allgemeine Unbehagen Bahn bricht. Dubiose, um nicht zu sagen kriminelle Vorgänge in den Verbänden, absurde Bezahlungen des kickenden Personals oder das Engagement höchst zweifelhafter Finanziers, vieles, was dieser Tage rund um den Fußball geschieht, ist letztlich nur noch schwer zu ertragen.

Man kann dies murrend zur Kenntnis nehmen, sich angewidert abwenden oder sich Gedanken darüber machen, wie es vielleicht auch ganz anders sein könnte. Letzteres hat in jedem Fall Alina Schwermer getan und unter dem Titel »Futopia« ein ebenso umfangreiches wie lesenswertes Buch geschrieben, wie eine andere, bessere Fußballwelt aussehen könnte. Dabei konzentriert sich die freie Sportjournalsitin, die u.a. für die taz und die Deutsche Welle arbeitet, keineswegs nur auf den professionellen Fußball und seine Verwerfungen, sondern nimmt auch den Amateur- und Jugendfußball und selbst die Freizeit-Ligen in den Blick.

Schwermer filetiert ihr vielschichtiges Sujet dafür in vier große Stücke, die sie »Ideen zur Gegenwart«, »Ideen für eine bessere Zukunft im selben System«, »Ideen für ein besseres System« und »Ideen zum Selbermachen« betitelt. Auf Basis einer breiten Recherche, einer Vielzahl von Interviews mit unterschiedlichsten Experten und in verständlicher Diktion entfaltet sich so ein spannendes Panorama, wie der Fußball über das uns heute Vertraute hinaus vielleicht zukünftig sein könnte.

In der Einleitung heißt es: »In diesem Buch geht es um konkrete Möglichkeiten, Fußball vollkommen anders zu gestalten.« Dass dürfte so manchen alten Fahrensmann im Fußballgeschäft und sicher auch den ein oder anderen Fan, der vor allem an Erfolgen seines Clubs interessiert ist, zunächst erschrecken, aber sich auf dieses Gedankenexperiment einzulassen, lohnt sich durchaus.

»Futopia«, eine Kombination der Begriffe Fußball und Utopie, ist bereits auf viel positive Resonanz gestoßen. Die 11 Freunde würdigen es »als wirklich gelungenes Buch«, der Ballesterer aus Wien spricht gar von einem »Handbuch zur Revolution« und die taz lobt das »sensationelle Feuerwerk an Ideen und Vorschlägen, wie der Fußball besser, schöner und liebenswerter werden könnte.«

Dabei muss man Schwermer beileibe nicht in allen Punkten folgen und jeden Standpunkt teilen, zumal die Autorin selbst konstatiert, der Fußball sei im Grunde »träge« und man müsse realistisch bleiben. Doch der Gewinn liegt am Ende darin, sich einfach einmal auf das Gedankenspiel einzulassen und sich vorzustellen, wie es wäre, wenn sich »Futopia« (oder zumindest Teile davon) tatsächlich realisieren ließe und die Fußballwelt tatsächlich kreativer, gerechter und freier wäre.

Hilfreich ist auch das abschließende Ideenregister. Unter Stichworten wie »Demokratische Beteiligung«, »Gerechter Wettbewerb« oder »Wandel auf dem Spielfeld« kann man einzelne Aspekte gezielt nachschlagen, so dass man das Buch im Grunde auch wie eine Art Lexikon nutzen kann. Auch das eine gute Idee!

Alina Schwermer: Futopia - Ideen für eine bessere Fußballwelt, Verlag Die Werkstatt, Bielefeld 2022, 448 Seiten, 26 Euro.

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